Das zweite Wunder von Lyss?

Das zweite Wunder von Lyss?

Der SC Lyss und der HC Fribourg-Gottéron, war da nicht mal was? In der Saison 1979-80 spielten die aktuellen Cup-Gegner in der Nationalliga-B-Westgruppe (damals war die NLB in zwei Gruppen unterteilt) viermal gegeneinander und viermal gingen die Freiburger als klare Sieger (9:3, 9:2, 13:1 und 8:4) vom Eis. Für die Seeländer spielten die Üechtländer ein Eishockey vom andern Stern, als logische Folge schaffte Gottéron in dieser Saison den Aufstieg in die Nationalliga A und der SC Lyss musste den Gang in die 1. Liga antreten. Lyss kehrte zwischen 1989 und 1993 nochmals vier Jahre in die NLB zurück, Fribourg spielt seither in der NLA.

David gegen Goliath

35 Jahre später treffen die ehemaligen NLB-Gegner im Rahmen des Swiss-Ice-Hockey-Cup wieder aufeinander und wie in der Saison 1979-80 sind die Rollen immer noch klar verteilt. Lyss empfängt als Zweitplatzierter der 1. Liga, Gruppe 2 den Leader der NLA. Zumindest eine Gemeinsamkeit haben die beiden Cup-Gegner, beide sind in der aktuellen Meisterschaft noch ungeschlagen. Der Underdog gibt sich kämpferisch: «Wir sind bereit für Fribourg», sagt Lyss-Stürmer Nicola Pfeiffer vor dem Duell «David gegen Goliath». Apropos «David», in Anlehnung an den langjährigen Lyss-Trainer Hans-David Steiger (1993-2006) sollte man das Duell eigentlich «Hans-David gegen Goliath» nennen.

Beim Underdog stehen mit Torhüter Fabian Zaugg, den Verteidigern Dominique Robert und Manuel Schaad immerhin drei ehemalige Elite-Junioren Schweizermeister im Team von Trainer Patrick Glanzmann. Neben den drei Lyssern gehörte Nashville Predators-Verteidiger Roman Josi 2009 ebenso zum Meisterkader wie Etienne Froidevaux (Lausanne), Joël Vermin, Tristan Scherwey, Pascal und Alain Berger und Kevin Fey (Biel). Zudem hat Torhüter Zaugg im August das Trainingslager mit dem EHC Biel bestritten. Neben Zaugg (2008-09 Backup von Marco Bührer), können aber nur Schaad (zehn Spiele für den SC Bern) und Florin Gerber (24 Spiele für den EHC Biel) auf NLA-Schnuppereinsätze zurückblicken. Allerdings fallen Schaad (Innenband) und Zaugg (Schulter) kurzfristig verletzungsbedingt aus. Der prominente Gegner aus der NLA kann auf die Erfahrung von 783 NHL-Partien, 73 WM-Spiele und zehn Olympia-Einsätze zählen und muss lediglich auf seinen Captain Julien Sprunger (gesperrt) verzichten.

Der historische 2. Januar 1991

Lyss – Fribourg-Gottéron 8:5

Doch da war noch was anderes zwischen Lyss und Gottéron? Eine ähnliche Rollenverteilung wie heute gab es am 2. Januar 1991, als der damalige B-Ligist den HC Fribourg-Gottéron im Rahmen eines Neujahrsschlagerspiels vor 1’900 Zuschauern empfangen hat. Fribourg trat in Lyss mit dem ganzen Kader, inklusive den sowjetischen Superstars Wjatscheslaw Bykow und Andrei Chomutow an und setzte sich schon nach sechs Minuten mit einem brutalen vier-Tore-Vorsprung ab. Ein krasser Klassen-unterschied schien für den Gastgeber Böses zu erahnen. Im Mittelabschnitt wendeten die Lysser mit einem sensationellen 5:0 das Blatt und schafften gegen den übermächtigen Gegner eine unerwartete Überraschung. Lyss siegte im Freundschaftsspiel gegen Bykow /Chomutow und Co. mit 8:5 und die Halle stand Kopf. Gelingt den tapferen Lyssern nach dem Wunder von 1991 auch das Wunder von 2015?

Der 30. September 2015

Es ist fast wie zu den guten, alten Zeiten in der Nationalliga-B, vor der Seelandhalle steht ein grosses Partyzelt, alle wichtigen Leute rund um den Traditionsklub sind vereint. Auch drei von den vier Schiedsrichtern haben Lyss-Bezug, Stefan Marti spielte einst selbst hier im Nachwuchs, Philipp Clément trainiert regelmässig mit den Senioren des SC Biberen und Thomas Wolf ist auch ein Seeländer. Einziger Torschütze ist ebenfalls ein Lysser, Florin Gerber stammt aus der Gerber-Dynastie, diese ist quasi die Lysser Antwort auf den Celio-Clan bei Ambri-Piotta.

Backup-Goalie Andrin Vock, letztes Jahr noch beim EHC Meinisberg in der 2. Liga, spielt das Spiel seines Lebens und hält den Underdog bis zur Schlussminute im Spiel. Freiburg trifft acht Sekunden vor Schluss durch Sakari Salminen, letztes Jahr in der KHL bei Torpedo Nischni Nowgorod, ins leere Tor zum 3:1. Vock und Salminen verkörpern die Cup-Faszination zwischen Amateuren und Profis perfekt, denn wo sonst spielt ein ehemaliger Meinisberger gegen einen ehemaligen KHL-Spieler? Für Lyss ist es, trotz der ehrenvollen Niederlage ein totaler Erfolg und für das Eishockey ist es beste Unterhaltung.

Die 22 Lysser haben die Freiburger 60 Minuten lang gefordert und werden wie nach einem Sieg gefeiert. (Krein)

30. September 2015 – Cup-Spiel

Lyss – Fribourg-Gottéron 1:3 (0:1, 1:0, 0:2)
Seelandhalle. – 1’600 Zuschauer. – SR Clément/Marti, Huguet/Wolf. – Tore: 8. Marchon (Salminen, Bykow) 0:1. 35. Gerber (Dick) 1:1. 47. Hamill (Vauclair) 1:2. 60. (59:52) Salminen (ins leere Tor) 1:3. – Strafen: Je 1-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lyss ohne Schaad und Zaugg (beide verletzt), Fribourg-Gottéron ohne Sprunger (gesperrt).
Lyss: Vock; Junker, Beer; Aeschlimann, Robert; Anderegg, Graf; Schwab; Blatter (2), Dick, Inniger; Balsiger, Krebs, Jöhl; Gerber, Pfeiffer, Wälti; Weber, Steinegger, Siegenthaler; Schmid.
Fribourg-Gottéron: Lory; Schilt, Maret; Ngoy, Blanchart; Camperchioli, Rathgeb; Abplanalp (2), Glauser; Marchon, Bykow, Salminen; Merola, Schmutz, Fritsche; Mottet, Hamill, Vauclair; Bussard, Rivera, Bonny.

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