Das verpasste Spiel

Am 20. August 2008, steht das Freundschaftsspiel Furusut IL Oslo – Valerenga IF Oslo auf dem Programm, ein Klassiker zwischen zwei norwegischen Traditionsclubs in Oslo. Nach einem Besuch der berühmten Holmenkollen-Schanze, ein olympischen Denkmal von 1952, gehts mit der Metro eine Stunde quer durch die norwegische Hauptstadt, die Station Furuset liegt am anderen Stadtende. Das Furuset-Forum liegt glücklicherweise keine fünf Minuten von der Metro-Station entfernt.

Eine Stunde vor Spielbeginn befinden sich erschreckend wenig Leute rund ums ehemalige WM-Stadion von 1989, auch die Stadionkasse ist geschlossen und die ersten Mannschaft wärmt sich auf fürs Training? Das besagte Vorbereitungsspiel, es steht auf der Homepage beider Clubs, wird kurzfristig abgesagt, wie der Eismeister entgegnet. Die Gäste von Valerenga hätten zu wenig Spieler, ist der Absagegrund. Schade, denn beim norwegischen Rekordmeister steht der ehemalige Weltklasse-Spieler, und für mich beste Norweger aller Zeiten, Espen Knutsen an der Bande. Am 20. August aber, sehe nur ich, alleine an der Bande, dafür bleibt mehr Zeit für eine Stadiontour.

Selbstverständlich gehört auch noch ein Besuch des Jordal-Amfi, Heimstätte des vermissten Gegners, dazu. Am nächsten Vormittag, um 8 Uhr 30, ist die frühere WM- und Olympiahalle geschlossen, doch der Eismeister gewährt mir einen Einblick in die «rote Halle.» Das Jordal-Amfi erlebt neben den Olympischen Spielen 1952, die Eishockey-A-Weltmeisterschaften 1958 und 1999, dazu die B-Weltmeisterschaft 1989 (Foto oben), wo die Schweiz den Aufstieg in die A-Gruppe verpasst.

Das Jordal-Amfi schläft noch an diesem August-Morgen. (Krein)

Zu spät für Plüss, zu früh für Ottawa

Martin Plüss knapp verpasst, erblicke ich am Sonntag, 17. August 2008 das imposante Scandinavium in Göteborg. Hier hat Plüss die letzten vier Jahre als Hockey-Profi sehr erfolgreich verbracht. In der Lockout-Saison, in der wohl qualitativ besten Spielzeit Schwedens, holte der ehemalige Klotener am 12. April 2005 den Meistertitel mit den Südschweden. In der Finalserie von fünf Spielen, wurde Martin Gerbers Färjestads BK Karlstad in einer 4:1-Serie bezwungen.


„131 Spiele, 73 Tore, 74 Assists und ein Meistertitel in vier Jahren.“

— über Martin Plüss

Die Multifunktionshalle, welche bereits 1971 eröffnet wurde, war 1981 und 2002 auch schon zweimal Gastgeber für die Weltmeisterschaft. Zum Zeitpunkt der Eröffnung war das Scandinavium, hinter dem Berner Allmend-Stadion, die zweitgrösste Eishalle des Kontinents. In diesem Sommer wechselt Plüss vom einst zweitgrössten- ins einst grösste Stadion oder aktuell vom drittgrössten Publikum zum grössten Anhang Europas.

Am 2. Oktober gastieren die Ottawa Senators, im Rahmen der NHL-Challenge, im Scandinavium und spielen gegen die Indianer. In den Genuss eines NHL-Vergleichs kommt Plüss in Bern sogar noch zwei Tage früher, denn der SCB misst sich mit den New York Rangers und deren Weltklasse-Keeper Henrik Lundqvist, einst Teamkollege und Meisterspieler von Plüss in Göteborg.

Für Plüss zu spät und für den «Fans Day» knapp einen Monat zu früh, stehe ich am Valhallagatan 1, im südlichen Stadtbezirk Heden von Göteborg. Die Stadt ist, wie in Schweden üblich, äussert Velo-Freundlich, die Fahrradspur verläuft sehr prominent bis ins Zentrum durch die «Halb-Millionen-Stadt», welche innert vier Kilometern vom Eisstadion zu erreichen ist.

Auf dem Weg vom Scandinavium ins Stadtzentrum, fährt man am «Skanegatan» auch beim Ullevi-Stadion der Fussballer vom IFK Göteborg vorbei. Hauptaugenmerk bleibt aber die «Halle» der Hockeyaner, welche übrigens von aussen dem Saddledome in Calgary ähnelt. Allerdings stand das von Poul Hultberg entworfene Stadion schon zwölf Jahre vor der Eröffnung der Olympia-Halle der Calgary Flames.

Die Frölunda Indians gehören seit der Eröffnung des Scandinaviums zu den führenden Adressen Europas, in den letzten vier Jahren pilgerten jeweils über 11’000 Fans an die Spiele des schwedischen Krösus. Bereits 1980-81 verzeichnete Frölunda einen Schnitt von 12’366 Fans pro Spiel, dies bedeutete schon damals Rang zwei hinter dem SC Bern (14’040).

SaisonSchnittRang
2000-018’1615
2001-028’4217
2002-039’9664
2003-0410’9424
2004-0511’6764
2005-0611’6823
2006-0711’4694
2007-0811’6883

Nicht ohne Jönsson

Ängelholm, eine kleine Stadt in Südschweden mit 40’000 Einwohnern, beheimatet ein Eishockeyteam in der zweithöchsten Spielklasse im Land des mehrfachen Weltmeisters. Einer aus dem Olympia-Gold-Team und des Weltmeister-Teams von 2006 spielt beim schwedischen Zweitdivisionär in der „Allsvenskan“, der Verteidiger wird in Turin sogar zum besten Abwehrspieler beim olympischen Turnier gewählt.

Kenny Jönsson, der 705-fache NHL-Spieler der Toronto Maple Leafs und der New York Islanders, spielt seit dem Lockout bei Rögle BK in Ängelholm, seinem Stammclub. Trotzdem gehört der Weltklasse-Back bis 2009 zum schwedischen Nationalteam. Jönsson könnte bei jeder europäischen Topadresse spielen, er bleibt aber in seiner Heimatstadt, im beschaulichen kleinen Ängelholm. Grund genug der Faszination Ängelholm auf den Grund zu gehen.

Die Einkaufsstrasse von Ängelholm am Sonntag-Vormittag. (Krein)

Ängelholm liegt an der Bucht Skälderviken, an der schwedischen Westküste. Durch den langen Sandstrand gilt Ängelholm als bekannter Badeort, das Städtchen ist durch einen Birkenwald von der Nordsee getrennt. Die Stadt wirkt am Sonntag Vormittag, auf der Suche nach einem Kaffee, etwas verschlafen und es sind kaum Leute anzutreffen. An den Türen der Läden, sind die Spuren des Aufstiegs des Rögle Bandyklub (BK) aber noch deutlich sichtbar. Plakate und Zeitungsartikel des Aufstiegs im Frühjahr 2008, sind auch im Spätsommer überall noch präsent. Kapitän Jönsson hat seine Mannschaft erstmals seit dem Abstieg 1996 wieder in die oberste Spielklasse zurück geführt.

Jönsson spielt zwischen 1991 und 1995 bereits für das Fanionteam und steigt 1992 mit Rögle in die Elitserien auf. Nach Jönssons Abgang 1995 Richtung Nordamerika, steigt die Mannschaft im ersten Jahr nach Jönsson wieder in die zweite Liga ab oder anders ausgedrückt: „Ohne Jönsson, keine Elitserien.“ Das Eishockey ist allgegenwärtig und Rögle der wichtigste Verein der Stadt, aktuell wird die Ängelsholm Ishall (Gripenhallen) umgebaut und nennt sich künftig Lindab Arena. Man rüstet sich also für die höhere Aufgabe und möchte sich langfristig in der obersten Spielklasse etablieren.

In der Trainingshalle ist das Eis bereits zubereitet und ein Junioren-Training steht auf dem Programm. Die Lindab-Arena steht im Umbau und sollte zum Saisonstart bereit sein. Rögle, trägt seinen Namen ursprünglich vom Bandyklub, welcher auf einem kleinen See im Dörfchen Rögle, südlich von Ängelholm seinen Ursprung hat. Der 1921 gegründete Tradtionsklub, startet erst in seine achte Spielzeit im schwedischen Oberhaus. Mit Jönsson im Team dürfte der Ligaerhalt aber eine lösbare Aufgabe sein, denn mit seiner Integrationsfigur ist Rögle noch nie abgesteigen.

In der neuen Lindab-Arena soll die Elitserien-Rückkehr erfolgreich werden. (Krein)