Die Mutter aller Niederlagen

Die Mutter aller Niederlagen

Das WM-Abenteuer «Deutschland 2010» dauert gerade Mal einen Tag, ein Tag in Mannheim oder die «Mutter aller Niederlagen gegen Deutschland.» Der Roadtrip beginnt vielversprechend und voller Euphorie, doch die Niederlage beginnt bereits bei unserer Abfahrt, ja sie beginnt bereits bei unserem Entscheid nach Deutschland zu fahren. Logisch, dass unsere Naivität später bestraft werden sollte.

Nach dreieinhalb Stunden ist die SAP-Arena in Sichtweite. Via Schwetzingen und Karlsruhe fahren wir praktisch vors Stadion. Im Auto «schwetzen» wir (Rolf Pfeiffer und ich) davon, wie schön ein Schweizer Sieg heute Abend sein wird. Haben wir tatsächlich gemeint: «Wir fahren nach Deutschland und sind dabei wenn die Schweiz in den Halbfinal einzieht! Sowas darf man nicht verpassen!» Eigentlich logisch, dass es immer anders kommt, gerade bei Spielen gegen die «verhassten» Deutschen.

Fakt ist: Von zehn Freundschaftsspielen gegen Deutschland gewinnen wir neun. Von zehn WM-Spielen gewinnen wir vier! Von diesen vier Siegen gewinnen wir nur ein Spiel wo’s um wirklich etwas geht. Bei wichtigen Spielen gewinnen also immer die Deutschen, bis auf eine einzige Ausnahme: 1992, da gewinnen wir nur, weil wir als krasse Aussenseiter antreten können.

In Mannheim sind wir gegen die «Schwaben» der Favorit. Im «Horst» des Mannheimer Bundesadlers verlieren wir gegen eine zweitklassige Deutsche Mannschaft (auch bei Deutschland fehlen einige Leistungsträger) mit 0:1. Es ist die Höchststrafe für jeden Schweizer Hockeyfan der in Mannheim im Stadion sitzen muss. Die Sprechchöre «Scheiss Verlieeee-rer!» oder «ihr könnt Nachhause fahr’n!» lassen Wut, Hass und Aggressivität selbst beim «normalen» Schweizer Hockeygeniesser aufkommen, wir müssen uns wirklich beherrschen beim Abgang aus der SAP-Arena. Wie geschlagene Hunde ertränken wir uns anschliessend beim Bier.

Es bleibt die Erkenntnis: Wir Schweizer haben’s einfach nicht drauf. Wir sind ein Verliererland, die Angst zu verlieren ist trotz 13 Krueger-Jahren immer noch grösser als der Wille zu siegen. Im wichtigsten Spiel seit 1998 verlieren wir gegen den bisher schwächsten Gegner in einem Viertelfinal. Genau genommen haben wir gegen eine B-Nation verloren, denn die Deutschen sind an der letzten Weltmeisterschaft in Bern abgestiegen.

Hat der Verkauf des Trikots das Spiel für Deutschland beeinflusst? (Rolf Pfeiffer)

Vor dem Spiel verkaufe ich einem Deutschen Fan, im Elton-Verschnitt, mein Deutschland-Trikot. Krein und ein Deutschland-Trikot? Dieses habe ich einmal gegen ein Russland-Jersey bei meinem Kollegen und Blog-Initiator Simon Strecker spasseshalber getauscht. Nach dem Trikot-Verkauf kurz vor Spielbeginn habe ich mich daher gut und siegessicher gefühlt, doch vielleicht war die Partnerin von «Elton» bereits die Mutter der Niederlage…

Die Mutter…

…aller Niederlagen – die Schmach zum Zeitpunkt der Niederlage als Schweizer im Hexenkessel von Mannheim zu sitzen grenzt an Höchststrafe. (Krein)

18. Mai 2018 – 20 Uhr 15 – Viertelfinal

Schweiz – Deutschland 0:1 (0:0, 0:1, 0:0)
SAP-Arena. – 12’500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Laaksonen /Sterns (Fi/USA), Brown /Terho (USA/Fi). – Tor: 31. Gogulla (Hospelt, Sulzer) 0:1. – Strafen: Schweiz 3-mal 2 plus 2-mal 10 Minuten (Déruns, Bezina) plus 2-mal 5 Minuten plus Spieldauer (Plüss, Helbling). Deutschland 3-mal 2 plus 10 Minuten (Holzer) plus Spieldauer (Assistent Höfner). – Bemerkungen: Schweiz ohne Manzato, Geering und Niederreiter (alle überzählig), Deutschland ohne Kotschnew und Butenschön (beide überzählig). Timeout Schweiz (58:36), Schweiz ab 58:36 ohne Torhüter. Torschüsse 41:25 (12:6, 10:14, 19:5)
Schweiz: Gerber (Stephan); Seger, Vauclair; Hirschi, Bezina (16); DuBois, Josi; Helbling (25); Déruns (14), Plüss (25), Rüthemann; Duca, Savary, Romano Lemm; Damien Brunner, Ambühl, Monnet; Christen, Trachsler, Jenni; Romy.
Deutschland: Endras (Zepp); Ehrhoff, Dietrich; Krueger, Sulzer; Braun, Holzer (14); Nicolai Goc; Schütz, Marcel Goc (2), Rankel; Wolf, Ullmann, Müller; Hager, Hospelt, Gogulla; Felski, Barta, Kreutzer.

Am Nachmittag gehts entspannt zum skandinavischen Knaller zwischen Schweden und Dänemark. Auch Kevin Schläpfer ist Vorort und auf der Suche nach einem neuen Spieler für Biel: «Eigentlich wollte ich einen Tschechen beobachten, jetzt bin ich am falschen Spiel», so der ironische Biel-Trainer.

Nielsens Stock

Nach dem Viertelfinal-Aus Dänemarks beim applaudieren über Dänemarks WM-Auftritt, streckt mir Dänemarks NHL-Star Frans Nielsen seinen Stock hin? Warum denn gibt mir Nielsen seinen Stock?

Mit diesem Stock wird der Däne zu den drei besten Spielern seiner Mannschaft gewählt, gibt die Vorlage zum 1:3 und muss wegen eines Cross-Checks und eines Stockschlags zweimal auf die Strafbank. Dann dämmert es, mein T-Shirt lädt Nielsen zu dieser Geste ein. Ich trage das T-Shirt der New York Islanders und Nielsen hält mich vermutlich für einen Dänen…

Dänemarks erster Viertelfinal

Die drei besten Dänen der Weltmeisterschaft: Peter Regin, Patrick Galbraith und Frans Nielsen. (Krein)

18. Mai 2010 – 16 Uhr 15 – Viertelfinal

Schweden – Dänemark 4:2 (1:0, 2:1, 1:1)
SAP-Arena. – 3’487 Zuschauer. – SR Levonen /Piechaczek (Fi/De), Dediulja /Semjonow (WRuss/Est). – Tore: 15. Marcus Nilson (Magnus Johansson, Martensson /Ausschluss Daniel Nielsen) 1:0. 28. Andersson (Karlsson, Backlund) 2:0. 33. Wallin (Ausschluss Nylander!) 3:0. 34. Damgaard (Eller, Frans Nielsen) 3:1. 54. Omark (Persson, Harju /Ausschluss Frans Nielsen) 4:1. 58. Morten Madsen (Daniel Nielsen, Damgaard) 4:2. – Strafen: Schweden 5-mal 2 Minuten, Dänemark 6-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Schweden ohne Markström ,Weinhandl und Ericsson, Dänemark ohne Hirsch und Duus. Torschüsse 39:29 (12:7, 16:7, 11:15).
Schweden: Gustavsson (Lindbäck); Magnus Johansson (2), Hedman (2); Jonathan Ericsson, Karlsson; Ekman, Bäckman (2); Lindström, Gunnarsson; Marcus Nilsson, Martensson, Pääjärvi Svensson; Persson, Backlund, Andersson; Engqvist, Omark, Harju (2); Pettersson, Wallin, Nylander (2).
Dänemark: Galbraith (Andersen); Philip Larsen, Lassen; Bödker, Daniel Nielsen (2); Damgaard, Bech Christensen; Morten Madsen, Frans Nielsen (4), Eller; Hardt, Christensen (2), Regin; Degn (2), Morten Green, Jakobsen; Sundberg (2), Kim Staal, Dresler; Jesper Jensen, Lykkesköv.

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