Falling Down im Herti-Quartier

Wer an einem Freitag Nachmittag von Bern nach Zürich fahren muss, kann nicht früh genug losfahren oder reist wie der Kluge, halt im Zuge. Zuge oder Zug statt Zürich heisst meine Destination, dies ist schon besser als alles ennet dem Gubrist-Tunnel. Kommt dazu, dass die Zuger Bossard-Arena mit der neuen Umfahrung A4a noch besser zu erreichen ist. Rechtzeitig dort zu sein ist heute zwingend, denn beim SC Bern läuft, neben den Lockout-Spielern Roman Josi und Mark Streit, erstmals John Tavares auf und dies bedeutet, ein Interview gibts schon vor dem Spiel um 19 Uhr 10.

Das Unheil beginnt schon in Kirchberg

Nach einem ersten Stau bei Kirchberg, bin ich frühzeitig kurz vor der Ausfahrt Zug, via Zug ist man innert 10 Minuten über die Hauptstrasse im Herti-Quartier, doch an einem Freitag-Abend entscheide ich mich für die Umfahrung, welche mich quasi durch die Hintertür noch schneller an den Zielort bringt. Dummerweise gibts kurz nach der Umfahrung einen Unfall und mein Auto kommt kurz nach der Ausfahrt Zug zum Stehen. Und es kommt, wie es nach Drehbuch eben kommen muss, in etwa wie bei Falling Down.

Du sitzt im Auto, es geht nichts mehr, die Luft im Auto wird stickig, im Radio vermeldet der Moderator den Unfall mit acht Fahrzeugen! Das Navigationsgerät bleibt zeitlich immer noch im Limit, du greifst mehrfach zur Trinkflasche. So verstreicht locker eine halbe Stunde und die Sanduhr beginnt zu laufen. Die Nervosität nimmt zu und du greifst in die Natel-Tasten um den Regisseur und den Journalisten in Zürich über ein mögliches „Worst-Case-Szenario“ zu informieren.

So nah und doch so fern, auf der A4a Richtung Baar oder „holt mich hier raus.“ (Krein)

Die Regie-Besprechung um 18 Uhr ist verpasst, auch der Tontest um 18 Uhr 45 und die Pressekonferenz vor dem Spiel um 19 Uhr sind Geschichte. Tavares aber, wird um 19 Uhr 10 bei der Spielerbank der Gäste zum Interview bereit stehen. Die Zeit drängt und der Stau wegen des Unfalls bleibt ein Nadelöhr. Mein Auto steht in Höhe der Unterführung Zugerstrasse welche direkt zur Arena führt, wenn ich aussteigen würde, wäre ich zu Fuss nur 500 Meter vom Stadion entfernt. Tavares, welchen ich schon dreimal in New York und einmal in New Jersey gesehen habe, werde ich sicher nicht heute Abend in Zug verpassen.

Sämtliche Möglichkeiten werden durchgespielt

Ob ich wie Michael Douglas in Falling Down aussteigen sollte? Ob ich auf dem Pannenstreifen im Rückwärtsgang zur Ausfahrt Zug zurückfahren sollte? Solche Geistesblitze schiessen im Minutentakt durch den Kopf, nicht durch den Kopf, aber durch Harnröhre drückt die ganze Flüssigkeit welche ich in den letzten zwei Autobahn-Stunden zu mir genommen habe. Die Hände sind schwitzig, der Autositz unbequem und die Situation kaum länger zu erdulden, es fehlen nur noch die quälende Fliege und quengelnde Kinder von „Falling Down“, ehe ich Amok laufen würde.

Trotz der misslichen Lage reicht es mir, durch einen Endspurt vom Parkhaus bis zur Arena joggend und telefonischer Ankündigung zum Öffnen der Hintertüre durch einen TPC-Produktionsmitarbeiter, zur Berner Spielerbank. Unter Hochdruck, die Toilette ist jetzt nicht Thema, stelle ich dem bereits wartenden NHL-Star der New York Islanders die drei Fragen zu seinem Einstand in der Schweiz. Das wars, fix und fertig erklimme ich völlig ausgebrannt und durch den Stress gezeichnet die Medientribüne, SRF-Radio-Mann Mathias Marti, der die Ausfahrt Zug nach mir genommen hat, trifft den Nagel auf den Kopf: „Läck gsehsch du Scheisse us,“ und die Partie hat noch nicht einmal begonnen…

Gezeichnet durch die Staustunden, und links hinten der entspannte Radiomann Marti. (Krein)

Zug – Bern 3:1 (1:1, 1:0, 1:0)
Bossard Arena. – 6’395 Zuschauer. – SR Rochette, Mauron /Tscherrig. – Tore: 2. Diaz (Brunner, Omark) 1:0. 14. Danielsson (Hänni, Jobin/Ausschluss Fabian Sutter) 1:1. 31. Brunner (Diaz, Omark/Ausschluss Rubin) 2:1. 55. Omark (Patrick Fischer) 3:1. – Strafen: Zug 5-mal 2 plus 10 Minuten (Blaser), Bern 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Brunner; Ritchie. Zug ohne Markkanen, Suri, Erni und Fabian Schnyder, Bern ohne Roche, Flurin Randegger (alle verletzt) und Collenberg (überzählig). Timeout Bern (59.). Bern von 59:01 bis 59:35 ohne Torhüter.
Zug: Zurkirchen; Helbling, Patrick Fischer; Diaz, Blaser; Chiesa, Wozniewski; Andreas Furrer; Björn Christen, Fabian Sutter, Casutt; Brunner, Holden, Omark; Sven Lindemann, Martschini, Fabian Lüthi; Rossi, Schneuwly, Lammer.
Bern: Bührer; Kinrade, Streit; Josi, Beat Gerber; Jobin, Philippe Furrer; Hänni; Danielsson, Ritchie, Pascal Berger; Gardner, Tavares, Rubin; Caryl Neuenschwander, Martin Plüss, Rüthemann; Déruns, Vermin, Scherwey; Bertschy.

Hier gehts zum SRF Spielbericht und Interview.

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