Der Schweizer MHL-Pionier

Der Schweizer MHL-Pionier

Der 21-jährige Schweizer Léonardo Heitor Fuhrer spielt seit 2012 beim Farmteam des EC Red Bull Salzburg in Österreich. Aktuell spielen die Bullen in der obersten russischen Juniorenliga MHL (Molodjoschnaja-Chokkeinaja-Liga). Der Sohn der Schweizer Eishockey-Legende Riccardo Fuhrer gehört zu den Leistungsträgern und Topskorern des Teams und ist der erste Schweizer in der MHL.

Am 8. Januar 2014, verliert Red Bull gegen Dynamo St. Petersburg mit 2:6, nach dem Spiel der 37. Runde treffe ich mich, zusammen mit Markus Knoblechner (Fotos, Video), im Salzburger Medienraum mit dem jungen Schweizer Talent. Fuhrer erzählt was ihn in der Organisation der Bullen fasziniert und warum er gerne noch ein weiteres Jahr in der Mozartstadt anhängen würde.

Wie es sich gehört, eine Red-Bull-Dose ist stets dabei. (Markus Knoblechner)

Léonardo Fuhrer, du bestreitest die zweite Saison in Salzburg, wie wohl fühlst du dich hier?
Fuhrer: Salzburg ist eine richtig schöne Stadt, man hat alles hier, Skate-Mill, viele Trainings (jeweils Vormittags und Abends), qualifizierte Trainer und eine professionelle Organisation. Salzburg ist perfekt für die Weiterentwicklung jedes einzelnen Spielers, ich fühle mich wohl in dieser Umgebung.

Warum eigentlich Salzburg?
Fuhrer: Ich absolvierte die ganze Nachwuchsabteilung bei Fribourg-Gottéron und war bis zu meinem Wechsel nur „Fribourg“ orientiert, bis mir mein Vater aufzeigte, dass es noch anderes gibt als Fribourg. Mein Vater hat den damaligen Red Bull Headcoach Pierre Pagé (Ex-Ambrì-Piotta , heute EHC Red Bull München) kontaktiert, so konnte ich mir während der Nationalmannschafspause im Februar 2013 die Akademie in Salzburg anschauen und habe drei Trainings absolviert. Ich war sofort begeistert. Page wollte mich und so ging ich und wagte das Abenteuer Salzburg.

Wie hat dein Umfeld reagiert?
Fuhrer: Meine Mannschafskollegen waren alle schockiert als Sie von meinem Wechsel erfahren haben und konnten den Wechsel nicht verstehen. Für meine Mutter war es auch hart, es ist für keine Mutter einfach wenn ihr Kind wegzieht. Mein Vater hat mich bei meinem Entscheid unterstützt, denn der Weg zum Eishockeyprofi hat auch seinen Preis gab er mir auf dem Weg.

Dies ist ein untypischer Weg, sonst kommen die Österreicher eher in die Schweiz, du machst das Gegenteil, du symbolisierst eine Vorreiterrolle als erster Schweizer in der MHL…
Fuhrer: Was Salzburg bieten kann können sonst nicht viele Klubs bieten, medizinisch, infrastrukturell und in der Betreuung der eigenen Entwicklung ist Salzburg führend. Dies gab für mich den Ausschlag nach Salzburg zu kommen.

In der Betreuung der eigenen Entwicklung ist Salzburg führend

Léonardo Fuhrer

Kann das in der Schweiz niemand bieten?
Fuhrer: Hier sind sehr viele Personen innerhalb des Team-Staffs, welche alle vollamtlich für uns tätig sind, sowas ist in der Schweiz bei keinem Juniorenteam üblich.

Du bist im Vorjahr direkt von den Elite-A-Junioren in den Red-Bull-Hockey-Rookies-Cup (RBHRC) gekommen, wie schwierig war die Umstellung?
Fuhrer: Das schwierigste war die Umstellung der weiten Distanzen, wir spielten vorwiegend gegen tschechische Mannschaften, dabei war die kürzeste Strecke eine fünfstündige Reise nach Pilsen, die längste Reise dauerte acht Stunden nach Prag.

Auch am Bully ist Fuhrer stark. (Markus Knoblechner)

Und wie war die Umstellung vom RBHRC zur MHL (Molodezhaya Hokkeinaya Liga)?
Fuhrer: Noch schwieriger (lacht), wir reisen jeweils nach München oder Wien, von dort aus fliegen wir direkt nach St. Petersburg oder nach Moskau. Die längste Reise hatten wir nach Jaroslawl. Zuerst flogen wir nach Moskau, dann gings nach einer 10-stündigen Busfahrt weiter nach Tscherepowetz (3:1-Sieg gegen Almas) zum Spiel, dort haben wir anschliessend übernachtet. Am nächsten Tag ging es nach 14 weiteren Busstunden nach Jaroslawl (2:8-Niederlage gegen Lokomotiv) zum nächsten Spiel. Die weiteste Reise liegt aber noch vor uns, gegen Chabarowsk (Amur Tigers) fliegen wir ca. acht bis neun Stunden bis an die chinesische Grenze (8000 km). Doch es wird jeweils genügend Zeit eingeplant, so dass wir uns vor und nach den langen Reisen gut erholen können.

Krein: Wie hoch schätzt du das Niveau der MHL ein?
Fuhrer: Hier wird dir definitiv nichts geschenkt, jeder Fehler wird sofort gnadenlos ausgenutzt und du musst dir jeden Punkt hart erkämpfen. Es gibt hier keine schlechten Gegner.

Harte Arbeit zahlt sich aus, Jubel gegen St. Petersburg. (Markus Knoblechner)

Red Bull Salzburg liegt aktuell auf einem Playoff-Platz (Rang 11. in der Western Conference), was ist das Saisonziel?
Fuhrer: Ganz klar die Playoffs zu erreichen und diese werden wir auch erreichen.

Du gehörst zu den besten Skorern des Teams, Salzburg scheint dir gut zu liegen?
Fuhrer: Man muss auch gute Mitspieler haben, denn in erster Linie zählt nur das Team.

Wie wirst du als Red Bull-Spieler in der Schweiz wahrgenommen?
Fuhrer: Bei meinem Transfer hab ich sicherlich die Aufmerksamkeit auf mich gezogen, doch wie ich in der Schweiz wirklich wahrgenommen werde kann ich nicht beurteilen. Zu Beginn meines Wechsels spielten wir mit den Red Bulls (U20) gegen die Schweizer U19 Nationalmannschaft und konnten das Spiel mit 3:2 gewinnen. Sean Simpson (Schweizer Nationaltrainer) stand damals bei der Schweiz an der Bande und weiss das ich in Salzburg spiele.

Wie wichtig ist die Rolle deines Vaters?
Fuhrer: Wir diskutieren und telefonieren viel. Wir besprechen jeweils persönliche Details und setzen uns gemeinsame Ziele, welche wir nach dem Spiel zusammen analysieren.

Wie sieht so ein persönliches Ziel aus?
Fuhrer: Zum Beispiel jedes 1:1-Duell an der Bande zu gewinnen, zwei Torschüsse pro Drittel abzugeben, meinen Mitspielern gute Torchancen zu offerieren oder das Backchecking – es sind kleine aber entscheidende Dinge die ich mit meinem Vater als Ziele definiere.

Wie sieht deine Zukunft aus?
Fuhrer: Im Moment konzentriere ich mich voll auf die aktuelle Saison, mit den Red Bulls will ich die Playoffs in der MHL bestreiten und möglichst lange dabei sein. Danach werde ich mit Red Bull über die Zukunft sprechen, ich würde sehr gerne in Salzburg bleiben. Es gibt hier keinen Tag wo ich nicht etwas Neues dazulernen kann, dies will ich geniessen solange ich hier bin. Langfristig ist eine Rückkehr in die Schweiz sicher ein Thema.

Red Bull in der Molodjoschnaja-Chokkeinaja-Liga

Das Farmteam der Red Bulls, das sich aus Spielern des EC Red Bull Salzburg und des EHC Red Bull München zusammensetzt, nimmt in dieser Saison erstmals an der MHL, der russischen Juniorenliga, teil. Für die Red Bulls ist dieser Schritt nicht nur sportlich, sondern auch logistisch eine unglaubliche Herausforderung. Zugleich bieten sich ungeahnte Möglichkeiten, die Entwicklung der jungen Farmteam-Spieler noch stärker zu forcieren und die Talente aus dem Red Bull Hockey Model schrittweise an ein sehr hohes internationales Niveau heranzuführen. Total 39 Mannschaften messen sich in 56 Runden auf der höchsten «russischen» Juniorenstufe. Am 5. März 2014 besuche ich eine weitere Partie zwischen Salzburg und Dynamo Riga (1:9).

Fotos/Kamera: Markus Knoblechner

Interview im Rahmen des Studienlehrgangs an der Universität Salzburg.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.