Die 77er Dauerbrenner

Um mit den Topnationen mithalten zu können, brauche die Schweiz mehr Spieler vom Format eines Mark Streit oder Martin Plüss. Diese Aussage hat Reijo Ruotsalainen an der Eishockey Weltmeisterschaft 2009 in Bern gemacht. Der Weltklasse-Verteidiger weiss wovon er spricht, der finnische Internationale hat mit dem SC Bern zwischen 1988 und 1992 drei Meistertitel geholt.

Nach einer kurzen Rückkehr für 18 Spiele beim damaligen Zürcher SC beendete der hervorragende Schlittschuhläufer 1996 seine Schweizer Karriere. In der National-Hockey-League (NHL) bestritt der in Oulu geborene Finne zwischen 1981 und 1990, 532 Spiele (84 Tore, 75 Assists) für die New York Rangers, Edmonton Oilers und die New Jersey Devils. 1987 und 1990 gewann er mit den Oilers den Stanley-Cup, 1986 spielte er nach Jari Kurri als zweiter Finne an einem NHL All-Star-Game.

Im gleichen Jahr als Ruotsalainen 1977 als 17-Jähriger in der SM-liiga debütierte, erblickten die beiden von Ruotsalainen gelobten Schweizer Martin Plüss (5. April) und Mark Streit (11. Dezember) das Licht der Welt. Plüss und Streit gehören heute zu den weltbesten Spieler ihres Jahrgangs. Doch dies war nicht immer so.

Als Nachwuchsspieler nie erste Wahl

Ab 1995 wurde in der Schweiz ein inoffizielles Ranking mit den besten Nachwuchsspielern des Landes geführt. Plüss wurde damals noch nicht einmal unter den Top 21 Stürmer berücksichtigt. Ein Jahr später lag der Dielsdorfer immerhin auf Rang 14. Mark Streit wurde 1995 als 9. und 1996 als 7. Verteidiger, hinter Spielern wie Jerry Zuurmond oder Daniel Aegerter geführt.

An der U20 Weltmeisterschaft 1996 in Boston gehörten die beiden zwar zum berühmten Juniorenteam welches erstmals mit den ganz grossen (1:2 gegen Kanada) mitspielen konnte, die beiden waren (Jahrgänge 1976 und jünger) aber erst Ergänzungsspieler. Streit schoss in fünf Partien ein Tor, Plüss blieb blieb in sechs Spielen punktelos. Punktbester Schweizer mit Jahrgang 1977 war Grasshoppers-Stürmer André Baumann. Baumann beendete seine Karriere 1999 in der NLB bei Lausanne.

1997 erstmals im Rampenlicht

Ein Jahr später an der Junioren Heim-WM 1997 in Genf und Morges erreichten die beiden mit dem 7. Platz das bis damals beste Ergebnis einer Schweizer U20-Nationalmannschaft. Plüss lag hinter dem um zwei Jahre jüngeren damaligen Supertalent Michel Riesen schon an zweiter Stelle der internen Skorerliste. Streit schoss das erste Tor für die Schweiz beim wichtigen 1:1 gegen Tschechien und spielte sich als erst zweiter Schweizer, nach Pauli Jaks 1991, in ein U20 WM All-Star-Team.

Den Titel holten sich die Kanadier. Unter Headcoach Mike Babcock standen unter anderem Christian Dubé, Daniel Brière und der erst 18-jährige Joe Thornton im Weltmeisterteam von Genf. Im 22-Mann Kader des Weltmeisters standen 17 Spieler mit Jahrgang 1977, davon spielten 14 später in der NHL. Heute noch aktiv in der besten Liga der Welt ist aber nur noch, mehr schlecht als recht, Daniel Brière (Colorado Avalanche). Der zweite heute noch aktive Weltmeister ist Kanadas Junior des Jahres 1996, Christian Dubé (Fribourg-Gottéron). Die beiden Jahrhundert-Talente der 90er Jahre stehen heute in ihren Ligen nur noch im Schatten ihrer Altersgenossen Streit und Plüss.

Nur noch neun Spieler mit Jahrgang 1977 spielen in der NHL, in der Schweiz sind es nur noch fünf

eishockeyblog

In der NHL sind heute (Stand März 2015) nur noch neun Spieler mit Jahrgang 1977 unter Vertrag. Die Verteidiger Zdeno Chara (Boston), Willie Mitchell (Florida), Stéphane Robidas (Toronto), Marek Zidlicky (New Jersey) und Mark Streit, sowie die Stürmer Kevyn Adams (Pittsburgh), Daniel Brière, Jarome Iginla (beide Colorado) und Shawn Thornton (Florida). Ausser vielleicht Jarome Iginla und Zdeno Chara hat heute keiner nur annähernd eine so tragende Rolle wie Streit in Philadelphia. Dasselbe gilt für Martin Plüss in der Schweiz. Auch da ist die einzige Ausnahme ZSC-Lions-Captain Mathias Seger. Die weiteren 77er Dubé (wird er Sportchef in Fribourg?), Joël Kwiatkowski und Byron Ritchie haben ihren Zenit längst überschritten.

Dauerbrenner Streit und Plüss

SCB-Captain Plüss spielt mit 37 Jahren vielleicht so gut wie nie zuvor und erreicht seine zweithöchste Punktzahl (45 Punkte) in der Skorerwertung seiner ganzen NLA-Karriere. Nur 2001 war er noch besser (Nicht berücksichtigt sind die 50 Punkte aus der Saison 2006-07 in der schwedischen Elitserien bei Frölunda Göteborg). Der SCB-Teilzeit Captain und Topskorer ist auf und neben dem Eis immer noch der absolute Leader und wurde, nach 2001 und 2013, zum dritten Mal in seiner Karriere zum wertvollsten Spieler (MVP) der NLA gewählt.

Philadelphia-Assistenz-Captain Streit steht mit 37 Jahren unter den Top-12 aller NHL-Verteidigern und liegt aktuell nur drei Zähler hinter seinem Altersgenossen und Mittelstürmer Iginla in der Gesamt-Skorerwertung. Aktuell ist Streit statistisch der weltbeste Verteidiger in seinem Jahrgang und er gehört auf und neben den Eis zu den Führungspersönlichkeiten des Teams von Headcoach Craig Berube. Selbst die NHL-Werte Ruotsalainens hat Streit, mit Ausnahme des Stanley-Cup-Gewinns, längst geknackt – und aktiv ist er mindestens noch bis 2017 und steht dann in seinem 40. Lebensjahr.

1977er in obersten Spielklassen

SpielerKlub
Jiri BurgerVitkovice
Ilja GorochowLokomotiv Jaroslawl
Jochen HechtAdler Mannheim
David HruskaKarlovy Vary
Petr KadlecSkoda Pilsen
Tomi KallioVäxjö Lakers
Alexei KaljuschnjDynamo Minsk
Ondrej KratenaSkoda Pilsen
Ville NieminenLukko Rauma
Marcus NilsonDjurgarden Stockholm
Esa PirnesKärpät Oulu
Ales PisaPardubice
Jaroslav RoubikPardubice
Radovan SomikPardubice
Alexei WassiljewLokomotiv Jaroslawl
Lukas ZibVitkovice

Wenn der Slogan verwirrt

Beschwerlich ist sie manchmal, die Anreise ins bündnerische Landwassertal, an einem Freitag dauert sie geschlagene vier Stunden. Meistens bleibt da auch keine Zeit für einen Zwischenhalt und wenn du in Davos einfährst hast du Hunger und bist Müde, verschwitzt, hast Durst und musst auf die Toilette, doch eigentlich solltest du in voller Frische deinen Arbeitstag starten. Dies geschieht dann auch, nach abarbeitung der Aufzählung bei der Einfahrt.

Nach der Auffrischung führt der Gang zum Davoser Medienraum entweder durch den inneren Teil der Kathedrale, vorbei vor der Davoser-Fankurve, welche sich schon eine Stunde vor Spielbeginn weit in bierlagigem Zustand befindet oder den Weg aussen um die «Eissporthalle», um dann nochmals das Presseticket vorzuweisen.

Im Davoser Medienraum angekommen hängt das Plakat «DAVOS HOCKEY ZUHAUSE IST.» Was ist denn dass für ein Satz? Germanismen mit Mundart gekreuzt. Eigentlich noch ein cooler Slogan mit coolem Wortspiel, doch warum in zwei Sprachen? «Da vos Hockey dahei isch.» Der Deutsche wird den Slogan zu Beginn nicht verstehen und der Schweizer versteht die durchmischung der Sprachen nicht.

«Zuhause ist» Davos an diesem Abend gegen die ZSC Lions der Verlierer. Zu «Reden-» gibt nicht nur das Werbeplakat, sondern HCD-Neuzugang «bach», oder eben Tyler Redenbach. Reden tut er auch nach dem Spiel, zusammen mit Morris Trachsler, Andres Ambühl und Samuel Guerra im SRF-Interview: «Davos Hockey zuhause ist» oder «Da vos Hockey dahei isch?» Nachhause fahren heissts dann auch für den erneut durch Hunger geplagten, müden, verschwitzten und durstigen Mann aus dem Unterland, einzig der Gang zur Toilette wird noch in Davos erledigt.

20. Februar 2015 – 48. Spieltag

Davos – ZSC Lions 1:2 (0:0, 1:1, 0:1)
Vaillant Arena. – 5’247 Zuschauer. – SR Fischer /Kurmann, Bürgi /Fluri. – Tore: 23. Trachsler (Bergeron, Nilsson) 0:1. 35. Redenbach (Axelsson, Heldner) 1:1. 50. Shannon (Malgin) 1:2. – Strafen: Je 3-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Davos ohne Reto von Arx, Koistinen, Camperchioli, Lindgren und Sciaroni, ZSC Lions ohne Seger, Keller, Bastl, Neuenschwander, Smith und Fritsche (alle verletzt/krank). Davos ab 59:07 ohne Torhüter.
Davos: Genoni (Senn); Du Bois (2), Kindschi; Heldner, Forster; Jan von Arx, Guerra; Schneeberger (2), Paschoud; Marc Wieser, Ambühl, Dino Wieser; Hofmann, Redenbach, Paulsson; Aeschlimann, Corvi, Axelsson; Simion, Walser (2), Jörg.
ZSC Lions: Flüeler (Boltshauser); Geering, Tallinder; Tabacek, Bergeron; Blindenbacher, Siegenthaler; Karrer, Schnyder; Baltisberger, Cunti (2), Wick; Künzle, Shannon (2), Malgin; Bärtschi, Trachsler, Nilsson; Bachofner, Senteler, Schäppi (2).

Breakfast at Starbucks

Fifth Avenue, mitten im Rummel des Grossstadtjungels, «liechter won i härechume lüchtet’s u blinket’s aues fliesst wie wenn e fium louft überau lüt lüt überau» (ZüriWest) fährt ein Bus ins Blickfeld, nicht der Bus aber die Werbekampagne des Buses sticht dem «hockeyaffinen» sofort ins Auge. Martin St. Louis, Martin Brodeur, Sidney Crosby und Joe Thornton beeindrucken durch ihre Grösse, wie es sich eben für New York gehört. Der Store liegt an der Kreuzung «6th Avenue und der West 47. Street», offiziell bei der Hausnummer 1185, an der «Avenue of the Americas.» Offiziell wurde die sechste Strasse bereits 1945 in die «Avenue of the Americas» umbenannt, wird aber im Alltag immer noch als «Sixth Avenue» bezeichnet. Zurück zum Store, als Zückerchen ist der Hockey-Laden an einen Starbucks-Store gekoppelt.

Kaffee und Hockey was will man mehr? In der Tat entpuppt sich die Kombination Starbucks/NHL-Store als Schalt- und Walt Zentrale jedes New York Besuchs. Die Kombination ist Treffpunkt, Ruhepol, Warteplatz, Frühstücks-Platz, Fotostudio sowie «Working-Press» Station, wie es ein berühmter Schweizer Hockey-Journalist zu sagen pflegt. Frühstück bei Starbucks statt Tiffany, gibts Trip für Trip und Tag für Tag auf sämtlichen New York Exkursionen. Bei sechs Tripps werden hier einige Geschichten geschrieben.

Im Januar 2009 arbeitet ein Schweizer im Laden der Hockey-Herzen, Riccardo Fumasoli, ein ehemaliger Tessiner Hockeyaner dessen Bruder einst Torhüter beim HC Porza gewesen ist, für den Fall der Fälle kann er uns sogar Tickets für die bevorstehenden NHL-Spiele besorgen. 2015 machen wir eine private Foto-Session mit allen möglichen Trikots und möglichen Stanley-Cup-Siegerkandidaten, zudem laufen auf dem imposanten Videowürfel, flankiert durch tausend Hockeystöcke die NHL-Highlights in der Endlosschlaufe.

Die Hockey-Oase dient aber auch als ruhige Schreibstätte und als Ort der Erholung vom lauten und pulsierenden Strassen-Rummel Manhattans. Manche dieser Blog geschichten wurden direkt aus New York (Working-Press) hochgeladen und mancher Kaffee hat zu wichtigen Entscheidungen für den bevorstehenden Road-Trip beigetragen. Dabei geht jeweils fast vergessen, dass man hier eigentlich NHL-Fanartikel kaufen sollte. Nicht zu vergessen, dass sich das NHL-Hauptquartier, ganz unscheinbar, gleich nebenan befindet.

Es gibt drei NHL-Büros, eines in Toronto, eines in Montreal und eines in New York, im selben Gebäude wie Starbucks und NHL-Store in der 15. Etage. Die Eingangshalle ist äusserst unscheinbar und niemand würde hier die NHL-Zentrale erwarten, es ist wie in einem alten James Bond-Film, entweder bist du offiziell angemeldet oder musst dich an der Lobby beim Security-Man vorbeischleichen. Wir konzentrieren uns aber vorerst auf Kaffee und den Spielplan rund um die «1185 Avenue of the Americas.»

Die Zukunft liegt in Brooklyn

Seit ihrer Gründung 1972, spielen die New York Islanders im Nassau-Veterans-Memorial-Coliseum auf Long Island. Aktuell stehen die Islanders als Topteam der Metropolitan Division an der Tabellenspitze. Für die ehemaligen Teamkollegen von Mark Streit und Nino Niederreiter ist es die letzte Saison in Uniondale. Im Sommer 2015 zügelt die Franchise innerhalb Long Islands nach Brooklyn, einem Stadtteil südöstlich von Manhattan. 73 Jahre nach den Brooklyn Americans (1941-42) kehrt das NHL-Eishockey wieder in den zweitdichtesten Stadtbezirk New Yorks zurück.

NHL-Kult-Spielstätte 

Das Nassau-Coliseum der Islanders ist nach dem Madison-Square-Garden die zweitälteste Arena der Liga und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen einer modernen NHL-Arena. 1985 schloss der damalige Besitzer John Pickett mit dem Stadionbetreiber des Nassau-Coliseums einen 30-Jahres-Vertrag ab, welcher im Sommer dieses Jahres ausläuft. Unter dem Management von Besitzer Charles B. Wang wird das 18’000 Plätze fassende Barclays Center in Brooklyn die neue Heimat der Islanders.

Das Nassau-Veterans-Memorial-Coliseum versprüht den Charme der NHL der 80er Jahre noch heute und ist Kult. (Foto: Krein)
Nicht nur wegen Mike Bossy’s Ehrung versprüht das Nassau-Coliseum noch heute den Charme der 80er Jahre. (Krein)

Mit einer sportlich möglichst erfolgreichen Saison wollen sich die Spieler von Uniondale verabschieden: «Das sind wir unseren Fans Schuldig», meint der Österreicher Michael Grabner. «Eigentlich will ich gar nicht weg von hier, es gefällt mir hier sehr gut», meint einer der schnellsten Stürmer der Liga weiter. Dies betrifft nicht nur Grabner, sondern die meisten möchten lieber in der gewohnten Umgebung bleiben. Das Barclays Center (Eröffnung 2012) in Brooklyn gehört ab 2015 zu den modernsten Hallen der Liga, lässt aber vor dem Umzug noch einige Fragen offen. Die Parkmöglichkeiten sind begrenzt und trainiert wird weiterhin im 50 km entfernten Syosset, am 175 Underhill Boulevard.

Mit dem jüngsten Umzug in ein neues Stadion verliert die Liga nach Boston, Buffalo, Chicago, Detroit, Los Angeles, New Jersey, Philadelphia, Pittsburgh, St. Louis, Toronto, Vancouver und Washington eine weitere Kultstätte. Neben dem All-Star-Game 1983, wurden im Coliseum drei Stanley-Cups (1980, 1981 und 1983) in die Höhe gestemmt, der letzte 1983 beim 4:2-Sieg im vierten Spiel gegen die Edmonton Oilers. Der damalige Torschütze zum 3:2, Mike Bossy wird am 30. Januar 2015 vor der Partie gegen die Boston Bruins geehrt, der «Hall-of-Famer» gewann mit den Islanders vier Stanley-Cups und seine Rückennummer 22 wird bei den Isles nicht mehr vergeben.

Neues Kapitel steht bevor

Mit dem Umzug nach Brooklyn wird das erfolgreiche Islanders-Kapitel aus der Vergangenheit endgültig abgeschlossen. Nach einer langen Durststrecke ist die Mannschaft um Superstar John Tavares auf dem besten Weg an die Erfolge von Bossy und Co. anzuknüpfen. Den ersten Grundstein wollen die Islanders aber schon in ihrer letzten Saison im Kult-Stadion Nassau-Veterans-Memorial-Coliseum legen.

29. Januar 2015 – Spiel 711

New York Islanders – Boston Bruins 2:5 (0:2, 1:1, 0:2)
Nassau-Veterans-Memorial-Coliseum. – 16’170 Zuschauer. – SR Sutherland (11) /Lemelin (41), Mach (78) /Gibbs (66). – Tore: 14. Smith (Lucic, Krejci) 0:1. 17. Bergeron (Hamilton, Smith /Ausschluss de Haan) 0:2. 29. Tavares (Clutterbuck, Hamonic) 1:2. 36. Grabner (Boychuk, Tavares) 2:2. 40. Miller 2:3. 42. Krug (Smith, Lucic) 2:4. 58. Lucic (Krejci, Chara) 2:5. – Strafen: New York 1-mal 2 Minuten, Boston 2-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: New York ohne Donovan, Boston ohne Bartkowski und Caron (alle verletzt). Mike Bossy vor dem Spiel auf dem Eis geehrt. Smith*, Lucic** (beide Boston) und Tavares*** (New York) als beste Spieler ausgezeichnet.
New York Islanders: Halak (Johnson); Hamonic, De Haan (2); Boychuk, Hickey, Leddy, Strait; Strome, Lee, Nielsen; Bailey, Cizikas, Clutterbuck, Grabner, Grabovski, Kulemin, Martin, Nelson, Tavares.
Boston Bruins: Rask (Svedberg); McQuaid, Seidenberg; Chara, Hamilton, Krug, Miller; Smith, Bergeron, Marchand; Campbell, Cunningham, Eriksson, Kelly, Krejci (2), Lucic, Paille, Pastrnak, Söderberg (2).

Philadelphia ohne Wiederkehr

Zum zweiten mal steht Philadelphia auf dem Programm. Amtrak bringt dich innerhalb von zwei Stunden in die ehemalige Hauptstadt der USA. Die Zugfahrt bietet dabei ein bisschen Hollywood-Feeling. Zwei Stunden kannst du Leute und deren Verhaltensmuster beobachten, was für ein Leben der Herr im Anzug und am Natel wohl führt? Wie lange der Ticket-Kontrolleur wohl schon auf der Amtrak-Linie fährt? Ticket? Das Ticket liegt immer noch in meinem Hotelzimmer und eigentlich dürfte ich gar nicht im Zug sitzen. Der freundliche Kontrolleur an der Penn-Station, man wird bereits vor dem Einsteigen kontrolliert, drückt ein Auge zu, denn ich habe immerhin die Quittung (Receipt) dabei.

Im Zug gibts aber eine zweite Kontrolle, da muss ich die Geschichte erneut erklären und manch einer mag sich wohl fragen, welches Leben dieser Herr mit dem Ticket-Problem wohl führt und woher er wohl kommt? Wie gesagt, es ist wie in einem Film, mein Film bewegt isch zwischen einer Komödie und einem Drama. Der Zug ist bereits in Trenton, zwischen 2007 und 2011 spielt hier das Farmteam der New Jersey Devils, die Trenton Devils, vorher bekannt als Trenton Titans aus der East-Coast-Hockey-League.

Frühzeitig in Philadelphia angekommen, bleibt genügend Zeit sich die berühmte Rocky-Treppe und die Rocky-Statue anzuschauen. In der Stadt treffen wir Sport-Informations-Korrespondent Alex Löffel und gehen gemeinsam durch die «Streets-of-Philadelphia» Richtung Museum-of-Art, gleich beim «Kelly Drive», die Strasse welche nicht nach Fürstin Grace, sondern ihrem Bruder, dem Olympischen Ruderer John Kelly benannt ist.

Vom fiktiven Boxer, gehts an die Strasse der echten Boxer, an die Broad-Street vor dem Wells-Fargo-Center. Vor dem Pub erinnert eine Statue von Bobby Clarke und Bernie Parent an den letzten Stanley-Cup-Gewinn der Flyers als «Broad-Street-Bullies» 1975. Heute sind die Flyers keine Prügelbande mehr, gegen Toronto gibts gerade mal eine 2 Minuten Strafe (Jakub Voracek), was zu Zeiten der Broad-Street-Bullies mit Clarke, Dave Schultz, André Dupont und Co. undenkbar gewesen wäre.

Das Broad-Street-Bullies-Pub an der Pattison-Avenue. (Krein)

Nach dem Spiel gehts per Taxi zügig Richtung Bahnhof, denn der letzte Zug nach New York fährt pünktlich und morgen geht der Rückflug in die Schweiz. Doch für den Mann ohne Zugticket beginnt nun erst das richtige Spiel, im wahrsten Sinne des Wortes gegen die verbale Version der Broad Street Bullies. Vormittags durch den New Yorker Amtrak Kontrolleur den Zug passiert, passiert dies leider nicht mit der «Big-Mama» in Philadelphia.

Die Kontrolleurin nimmts ganz genau und macht ihren Job hervorragend. «Thats the receipt, thats not a Ticket» lautet das Password für das äussere Tor (nur um die Treppe Richtig Perron zu passieren). Doch wie lautet das Password für das innere Tor? Wie Tom Cruise bei Eyes-Wide-Shut, kommt der Mann ohne Ticket ins Schwitzen. Gefasst erklärt der Landsmann von Mark Streit der korrekten Kontrolleurin nochmals, warum er nur eine «Quittung» dabei hat, die Quittung ist praktisch identisch mit dem Zugticket.

Die Bahnhofhalle von Philadelphia und Schauplatz für das «Receipt-Theater». (Krein)

Doch es ist nur eine Quittung. «You need a Ticket», sie lässt den Mann nicht durch und die Zeit läuft, während hunderte von Passanten mit ihrem Ticket die Treppe in den «Himmel» erklimmen, kämpft der Mann auch noch gegen die Zeit. Nur noch wenige Minuten bleiben noch zum Einstieg und der Schlachtplan lautet, kurz vor der Abfahrt einfach vorbei zu rennen, «Big-Mama» würde uns nicht einholen können bis zum Einstieg. Dennoch eine heisse Situation, die US-Amerikaner sind nicht zimperlich wenn einer aus der Reihe tanzt. Philadelphia ohne Wiederkehr? Der Mann sieht sich bereits im Knast von Philadelphia: «Wenn ich Schwein habe, holt mich Streit dann aus dem Knast.»

Die Kontrolleurin verlangt ein neues Ticket zu kaufen für 60 Dollar, dabei hat er ja längst bezahlt und sogar eine Quittung auf dem Natel. In der Not erinnert sich der Mann an die letzten Tage, dass eine seiner EC-Karten (die Raiffeisen) hier nicht funktioniert. Mittlerweile sind sämtliche Passagiere an Bord der Amtrak und die Kontrolleurin begleitet den Störenfried an den Bankomaten um mit ihm gemeinsam das fehlende Ticket zu lösen.

Der Trick gelingt, die Bankkarte wird mehrmals abgelehnt, leider habe er nur diese bei sich, doch hier sei ja die Quittung, er würde das Ticket per Mail zusenden. Nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt von Amtrak, so kneift die strenge Amtrak-Frau doch noch ein Auge zu und der Schweizer kommt mit einem blauen Auge davon. Philadelphia was für eine Stadt, was für ein Erlebnis, für alles andere gibts die Mastercard.

31. Januar 2015 – Spiel 733

Philadelphia Flyers – Toronto Maple Leafs 1:0 (1:0, 0:0, 0:0)
Wells-Fargo-Center. – 19’872 Zuschauer. – SR Devorski (10) /Skilliter (24), Nowak (77)/Cvik (88). – Tor: 5. Del Zotto (Straka, Simmonds) 1:0. – Strafen: Philadelphia 1-mal 2 Minuten, Toronto 2-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Philadelphia ohne Raffl, Laughton, Coburn, Grossmann, Timonen und Rinaldo, Toronto ohne Phaneuf, Robidas und Booth (alle verletzt). Mason*, Del Zotto** (beide Philadelphia) und Kessel*** (Toronto) als beste Spieler ausgezeichnet.
Philadelphia Flyers: Mason (Emery); Schultz, Streit; Del Zotto, Luke Schenn; Colaiacovo, MacDonald; Read, Couturier, Umberger; Brayden Schenn, Giroux, Voracek (2); Straka, White, Simmonds; VandeVelde, Bellemare, Lecavalier.
Toronto Maple Leafs: Reimer (Bernier); Gardiner, Franson; Rielly, Polak; Holzer, Granberg (2); Van Riemsdyk, Bozak, Kessel (2); Lupul, Kadri, Winnik; Komarov, Holland, Santorelli; Panik, Smith, Clarkson.