Das Herz von Prag

Das Herz von Prag

Die Reise führt mich via Zürich nach Prag, vorher nehme ich aber den Zug nach Genf, so absurd es auch sein mag, die Flugreise «Genf-Zürich-Prag» ist einiges günstiger als ein Direktflug «Zürich-Prag», daher die umständliche Reise in die tschechische Hauptstadt. Der Zeitplan ist eng, denn Chris Habegger (Dukla Jihlava-Koryphäe und Tschechien-Reiseführer) und Beat Kurt (langjähriger Kenner des Ostens- und des Hockeys) reisen bereits am Vortag per Skoda via Jihlava an.

Am Vaclav-Havel-Flughafen (Vaclava Havla) bleiben mir nur wenige Minuten um in den richtigen Bus (100) zu steigen, um dann in Zlicin die Metro nach Cerny-Most zu nehmen. Direkt bei der Haltestelle Českomoravská steht die O2-Arena des HC Sparta Prag, in diesem eishockeytechnischen Prunkstück befindet sich auch die Hall-of-Fame. Dort treffe ich meine beiden Schweizer Kollegen und die Zeit in einer solchen Ruhmeshalle will voll und ganz genutzt werden. Bereits beim Ticket-Automaten habe ich Probleme, weil ich nur grosse Noten habe, das U-Bahn-Ticket kostet gerade mal 32 Kronen (ca. SFr 1.44), beim Wechseln mit 1000 Kronen schaut die Kiosk-Frau etwas verdutzt, willigt aber ein.

Českomoravská, mir gefällt der Name, erreicht – erblickt man die imposante O2-Arena, Heimstätte von Sparta Prag, gut zu sehen der Bordeaux-rote «S», welcher Sparta seit jeher symbolisiert. Das Prunkstück der Arena ist aber nicht zwingend «Sparta», sondern das ganze Herz des tschechischen- und tschechoslowakischen Eishockeys, die Hall-of-Fame.

Die bevorstehenden Stunden werden abwechselnd durch glückselige- und ermüdende Momente geprägt. Nach rund zwei Stunden tritt die emotionale Erschöpfung ein, so gilt es, sich in diesen zwei Stunden aufs wesentliche zu konzentrieren, kein leichtes Unterfangen, bei so viel Hockey Know-How, Kollege Habegger, Gründer des Dukla Jihlava Fanklubs Schweiz und Besitzer von 600 Hockey-Jerseys aus der kommunistischen Zeit, hat einen Teil der Ausstellung selber beigesteuert und Beat Kurt kann dir von jedem slawischen Dorf die deutsche Bezeichnung nennen.

Nach langem stöbern, räuspern und staunen erheizt ein goldener Pokal in Form einer nackten Frau die Gemüter. Was zum Teufel für ein Pokal ist das – diesen hochzustemmen muss wohl ein tolles Gefühl gewesen sein, zeihen wir uns gegenseitig auf. Der Hingucker, entpuppt sich bei genauerem hin-gucken als Trophäe von Genf. Die «Perrot-Duval-Challenge» von Genf? Nie gehört und genau da kommt der Punkt, «ich will alles über die Perrot-Duval-Challenge wissen, was man wissen muss», dazu später mehr.

Zum Abendessen sind wir bei einen tschechischen Hockeyfreund «Christophovi» Habeggers in einer keinen Plattenbau-Wohnung in Prag eingeladen. Wie in Tschechien üblich, werden köstliche belegte Brote serviert. Ein Abend, wie er tschechischer nicht sein könnte, in guter und freundlicher Gesellschaft, mitten im Herz von Prag.

In der tschechischen Ruhmeshalle also, erfahren wir von einem längst in Vergessenhgeit geratenen Turniers auf Schweizer Boden, dank des Perrot-Duval-Challenge-Pokals. Eine nackte Frau in Gold zeirt die wirklich spezeille Trophäe, Spender ist Gaston Perrot, Gründer der Perrot Duval Holding in Genf, einem Unternehmer der Automatisierungstechnologie, welches ursprünglich in der Automobilbranche täti ist. Automobil und Genf = Autosalon – und da sind wir beim besagten Turnier. Während des Autosalons witd in den 60er Jahren parallel dazu ein internationales Turnier ausgetragen. 1964 etwa nehmen neben dem Tschechoslowakischen Nationalteam, das sowjetische Klubteam von Chimik Wosskresensk, die Kanadier der Winnipeg Maroons und eine kanadische Auswahl von in Europa tätigen Kanadiern teil.

Inhaber der Trikots in der Dukla-Vitrine: «Christophovi Habegger»

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