Kaum jemand kommt in der Promenade von Gstaad auf den Gedanken, dass im Saanenland einst Spitzeneishockey zelebriert worden ist. Nicht zu übersehen ist die alte Holztribüne, welche durch die Gstaad-Swiss-Open oder den Beach-Volleyball-Major-Series bis heute im Rampenlicht des Spitzensports steht. Im Winter steht dort die Eisbahn des HC Gstaad-Saanenland, einem Viertliga-Klub. Doch auch im Eishockey gibt es in der Luxus-Metropole einst Spitzensport, zu den Zeiten des HC Rosey Gstaad. Das Internat «le Rosey» aus Rolle, am Genfersee, geniesst während seiner Blütezeit Gastrecht in Gstaad.
Drei Meistertitel
Die «welschen» Saanenländer holen zwischen 1921 und 1925 drei Schweizermeistertitel und spielen bis 1933 in der Serie-A, der obersten Spielklasse der Schweiz und parallel in der internationalen Schweizermeisterschaft, die Meisterschaft wird zu dieser Zeit doppelt ausgetragen, einmal mit- und einmal ohne Söldner, mit. Das Spitzenteam spielt in den Anfängen auch auf der Eisbahn des berühmten Gstaader-Palace-Hotels, auf dem Oberbort, der besten Lage in Gstaad. Spitzeneishockey unter freiem Himmel im «Hotel-Garten» des Palace, welches im Dezember 1913 eröffnet wird.
Zahlreiche Finalspiele um die Schweizermeisterschaft finden in Gstaad statt, am 6. Februar 1921, holt Rosey den einzigen Titel vor heimischer Kulisse mit einem 12:6-Sieg gegen die Akademiker Zürich. Am 2. Januar 1927, verliert Rosey das Finalspiel in Gstaad gegen den späteren Rekordmeister HC Davos mit 1:7. Ein Jahr später, am 4. Februar 1928, revanchiert sich Rosey in der internationalen Meisterschaft mit einem 4:3-Heimsieg gegen Davos. Total holen die Puckjäger von Le Rosey acht Meistertitel (darunter fünf in der internationalen Meisterschaft).


Vom früheren Glanz des Gstaader Eishockeys ist nur noch das Palace-Hotel geblieben, ansonsten gibts kaum noch Zeitzeugen der goldenen Eis-Epoche. Einzig in einem Schaufenster (Titelfoto) eines Kleidergeschäfts lässt einem ein schwarz-weiss Abzug der «blau-weissen» kurzzeitig in die Belle-Époque der Puckjäger des berühmten Internats vom Genfersee abschweifen.
Gstaader Zukunft
Zum letzten Mal im Eishockey-Rampenlicht steht Gstaad am 7. Februar 2009, anlässlich des Open-Air Länderspiels zwischen der Schweiz und der Slowakei (4:3nP). Organisator des Freilicht-Spektakels ist Ruedi Kunz, aktueller Präsident des HC Gstaad-Saanenland und Turnierdirektor des Beachvolley Swatch-Major-Gstaad. Der Sohn des ehemaligen Aktivspielers und Swiss-Ice-Hockey-Funktionärs ist ebenfalls auf dem Weg ins Rampenlicht. Tim Kunz hat bis zur U17 sämtliche Juniorenstufen bei Gstaad-Saanenland durchlaufen und spielt bei den U20-Elit-Junioren des EHC Biel-Spirit. Die Geschichte des HC Rosey ist zwar vorbei, doch die Geschichte des Gstaader Eishockeys floriert, wie das Palace, auch noch 100 Jahre nach der Blütezeit.
Hallo,
schön wieder was von euch zu hören. Toller Beitrag.
Viele Grüße
Christoph