Fattons Feuertaufe

Erst zum zweiten Mal, innerhalb einer Woche, in seiner noch jungen Karriere steht Thibault Fatton von Beginn weg im Kasten der National-League und zum ersten Mal vor heimischem Publikum und dies im ewigen Klassiker gegen den SC Bern. Der 19-Jährige holt im zweiten Spiel den zweiten Sieg und wird als bester Spieler Luganos ausgezeichnet. Mit Gianluca Cortiana kommt ein zweiter 19-Jähriger zu seiner NL-Feuertaufe. Fatton und Cortiana gehören seit zwei Jahren zu den Leistungsträgern der Elit-Junioren. Mittelstürmer Cortiana spielt aber an diesem Abend in der vierten Reihe neben Nelson Chiquet und Loic Vedova nur knapp zwei Minuten.

Knapp an einer Schlägerei vorbei schrammen in der 35. Minute Mirco Müller und Thomas Thiry, die beiden imponieren mit guter Standfestigkeit und sorgen nach einem Ringkampf im stehen, für kurzzeitige Playoff-Stimmung bei den heissblütigen Fans der berühmten Nord-Kurve. Knapp vorbei kommen nach dem Spiel die Zuschauer auf den Sitzplätzen – bei einem Geschoss aus der Lugano-Fankurve – welche mit dem Schrecken eines lauten Knalls davonkommen. Auch ein betagter Lugano-Anhänger, der die Spiele schon auf dem Lago Muzzano erlebt haben musste, schüttelt dabei nur den Kopf.

Mit erhobenem Kopf kann sich der beste Spieler des Abend durch eine dreifache «Welle» von der Curva-Nord feiern lassen. Trotz Feuerwerk, Fatton steht beim Knall nicht weit daneben, ist die heimische Feuertaufe des Goalies aus der Nachwuchsabteilung des HC La Chaux-de-Fonds, welcher seit 2018 im Tessin unter Vertrag steht, gelungen. Gelungen ist auch Luganos jüngstes Duell im Sottoceneri gegen die Berner, welches auf höchster Stufe erstmals am 14. Oktober 1972 vor 4’500 Fans über die Bühne geht.

Thibault Fatton besteht die Lugano-Feuertaufe mit nur einem, ärgerlichen, Gegentreffer. (Krein)

25. September 2021 – 9. Runde

Lugano – Bern 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)
Cornèr-Arena. – 5’206 Zuschauer. – SR Wiegand /Hungerbühler, Progin /Duarte. – Tore: 14. Fazzini 1:0. 23. Jeremi Gerber (Moser, Scherwey /Ausschluss Nodari) 1:1. 27. Bertaggia (Riva, Thürkauf) 2:1. 59. Walker (ins leere Tor, Ausschluss Riva!) 3:1. – Strafen: Lugano 7-mal 2 plus 10 Minuten (Müller), Bern 4-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Fazzini und Conacher. Lugano ohne Carr, Haussener, Josephs, Loeffel (alle verletzt) und Tschumi (gesperrt), Bern ohne Praplan (verletzt). Bern von 58:10 bis 58:30 und ab 58:50 ohne Torhüter.
Lugano: Fatton; Nodari (4), Müller (12); Alatalo, Riva (2); Chiesa, Guerra; Wolf; Walker, Arcobello, Fazzini (2); Boedker (2), Herburger, Morini; Bertaggia, Thürkauf, Stoffel (2); Vedova, Cortiana, Chiquet; Traber.
Bern: Manzato; Andersson, Beat Gerber; Untersander, Henauer; Thiry (2), Colin Gerber; Pinana; Conacher (2), Jeffrey, Scherwey; Kast, Kahun, Moser; Fahrni, Daugavins (2), Jeremi Gerber; Sciaroni (2), Neuenschwander, Bader; Berger.

In flagranti 1’000

1’000-mal gespielt und 1’000-mal ist was passiert, dies gilt für Jubilar Beat Forster. Die «Eiszeit» des Herisauers beginnt am 16. Januar 2001 und dem Alter von 17 Jahren in der National-League (A). 20 Jahre später lassen die Hockey-Götter oder Willi Vögtlins Raffinesse das 1000-ste Spiel des Biel-Verteidigers auf den HC Davos fallen. 628 seiner 1000 Spiele hat Forster mit dem HCD absolviert und dort spielt ein weiteres Mitglied des 1’000-er Clubs: Andres Ambühl debütiert 2001 einen Monat nach Forster und spielt heute seine 1’090. Partie und liegt hinter Beat Gerber und Mathias Seger auf Rang drei unseres Landes.

In diesen 999 Partien schiesst, «Beat Schiess-Forster» hiess Forster zu Beginn seiner Karriere noch, 20-mal das Game-Winning-Goal, davon einmal in der Overtime. In 13 Spielen fasst der harte Verteidiger eine Spieldauer-Disziplinarstrafe, vor dem Interview der 1’000. Partie sagt Forster, er habe auch alle Drittel seiner Karriere gezählt, dies sind aufgrund seiner Ausschlüsse keine 3’000. In flagranti, was «auf frischer Tat» bedeutet, erwischt es den Jubilar auch in seinem Jubiläumsspiel und muss in der 31. und 32. Minute seine Strafminuten 1’506 und 1’507 absitzen.

In flagranti erwischt es nach der Davoser Niederlage auch den 1’090 Spiele schweren Ambühl, zunächst muss er zum Interview antreten und danach wird er noch auf seine Hockey-Affinität befragt. Ambühl verfolgt das Spielgeschehen nämlich rund um die Welt und wird mit einem australischen Eishockey-Buch für die Heimreise ausgestattet. «Australien wäre noch was», verrät Ambühl, denn sein ehemaliger Teamkollege Andreas Camenzind (2012 in Brisbane und 2019 in Canberra) habe ihm davon erzählt, «doch es sei wohl zu spät für ihn», nie und nimmer, der Dauerbrenner könnte auch mit 50 noch in Australien spielen.

In flagranti zum australischen Hockey-Buch, Andres Ambühl beim Jubiläumsspiel Beat Forsters. (Hervé Chavaillaz)

In flagranti erwischt es nach dem Spiel auch den MySports Kommentator in der Amag-Lounge. «In flagranti» ist die Werbe-Agentur welche für den «coolen» Auftritt der Bieler «Eiszeit» verantwortlich ist, zu seiner eigenen Schande hat er dies noch nicht mitgekriegt, obwohl er einst – vor ca. 1000 Spielen – bei der Lysser Agentur eine Woche verbracht hat. «In flagranti» erwischt es aber auch Agentur-Mitgründer und Geschäftsführer Michael Hählen bei der gegenseitigen Vorstellungsrunde mit dem einstigen Werbe-Kandidaten.

Die kurzweilige Zeit in der Amag-Lounge geht gegen Mitternacht dem Ende zu, die «Eiszeiten» von Forster und Ambühl laufen mindestens noch bis im Frühling 2022 bzw. 2023 – und wer weiss – findet vielleicht dereinst in der australischen AIHL ihre Fortsetzung, wenn die Australier von den alten Schweizern in flagranti erwischt werden.

18. September 20216. Qualifikationsrunde

Biel – Davos 3:0 (0:0, 2:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 4’622 Zuschauer. – SR Tscherrig /Hungerbühler, Huguet /Altmann. – Tore: 25. Brunner (Lööv, Jakowenko) 1:0. 35. Sallinen (Rajala, Schneeberger) 2:0. 47. Hügli (Schläpfer, Hischier) 3:0. – Strafen: Biel 7-mal 2 plus 5 Minuten (Rathgeb) plus Spieldauer (Rathgeb) gegen Biel, Davos 7-mal 2 plus 5 Minuten (Jung) plus Spieldauer (Jung). – Bemerkungen: Biel ohne Fey, Haas und Tanner (alle verletzt).
Biel: Van Pottelberghe; Rathgeb (27), Lööv (4); Jakowenko (2), Grossmann; Stampfli, Forster (2); Schneeberger; Brunner (TS), Cunti (2), Künzle; Hügli, Sallinen, Hofer; Hischier, Schläpfer (2), Rajala; Kohler, Froidevaux, Kessler; Karaffa.
Davos: Aeschlimann; Nygren, Zgraggen; Dominik Egli, Wellinger; Heinen, Jung (29); Stoop, Barandun; Stransky, Rasmussen, Bromé; Wieser, Corvi, Ambühl (TS); Frehner, Prassl (2), Knak (2); Simic, Chris Egli (4), Schmutz.

Zurück in Langnau

Auf dem Trottoir auf der Sägestrasse vom Ilfiskreisel her Richtung Iflishalle sind bereits zwei Stunden vor Spielbeginn erste Fans mit „Langnau-Liibli“ unterwegs. Alles scheint zunächst so zu sein, wie vor dem Eingriff durch die Pandemie, auch der Parkplatzeinweiser ist noch der gleiche und alles scheint in Ordnung.

Doch der Parkplatzeinweiser sagt etwas was er in den letzten 19 Jahren nie gesagt hat: „Nei dir chöit da nid parkiere, das geit nümm“, auf meine Frage: „Wo soll ich denn hin?“ Gibt es keine Antwort, so fahre ich halt einfach mal Richtung Presseparkplätze und zu meinem Erstaunen sind diese tatsächlich weg. Dafür tummelt sich da eine riesige Menschenmenge, welche sich fürs Covid-Testcenter einreiht.


„Das muss das falsche Jahr sein.“

— Marty McFly, Zurück-in-die-Zukunft-II

Die nächste Hürde heisst, Eingangskontrolle gefolgt vom abhanden gekommenen Presseraum? Ein ungutes Gefühl kommt in mir hoch und ich denke an die Worte von Marty McFlys Rückkehr aus der Zukunft in „Back-to-the-Future II“: „Das muss das falsche Jahr sein?“ Irgend etwas stimmt nicht. Da kann nur einer helfen, Doc Emmet Brown, in der „Langnauer Rolle“ gespielt von Athletiktrainer Nik Hess.

Hess weist mir den Weg zum neuen Presseraum und da stehen glücklicherweise das Ehepaar Rolf und Gisela Schlapbach und die Normalität des guten, alten Jahres 2021 scheint wieder hergestellt. Zugegeben einen kurzen Moment habe ich mir die letztjährige Saison zurück gewünscht, ohne auch nur eine Menschenseele ein Spiel der National-League problemlos besuchen zu können.

Die aktuelle Abonnement-Kampagne des HC Genf-Servette. (HC Genf-Servette)

Zurück-in-die-Zukunft ist auch Thema beim Langnauer Gegner, Genf-Servettes Abonnements-Kampagne lautet „Back-to-the-Vernets“ und könnte zu diesem Abend nicht passender sein. Die Genfer sind, nach Zürich, beim zweiten Auswärtsspiel nämlich immer noch unterwegs „zurück“ Richtung „Vernets“.

„Zurück-ins-Spiel“ finden beide Teams an einem denkwürdigen Hockeyabend erster Klasse, denn das Spiel bietet alles was Eishockey bieten muss: Langnau kommt nach einem 0:2-Rückstand „zurück“, Genf-Servette kommt nach einem 3:4-Rückstand „zurück“ und „zurück“ im Stadion ist eine fantastische Stimmung, passend zu 70 Minuten Spektakel-Eishockey, mit dem besseren Ende für die Gäste.

11. September 2021 – 3. Runde

SCL Tigers – HC Genf-Servette 4:5nP (0:1, 3:2, 1:1, 0:1)
lfishalle. – 4’258 Zuschauer. – SR Tscherrig /Hürlimann, Stalder/Burgy. – Tore: 8. Tömmernes (Winnik, Ausschluss Huguenin) 0:1, 22. Moy (Jooris) 0:2, 26. Olofsson (Leeger) 1:2, 31. Olofsson (Huguenin, Grenier) 2:2, 34. Vermin (Filppula) 2:3, 40. Saarela (Pesonen, Schilt) 3:3, 50. Saarela (Pesonen, Ausschluss Winnik) 4:3. 55. Filppula (Vermin) 4:4. – Penaltyschiessen: Winnik 0:1, Olofsson -; Filppula 0:2, Petrini -; Tömmernes -, Saarela 1:2; Rod -, Grenier -; Moy 1:3. – Strafen: SCL Tigers 4-mal 2 Minuten, Genf-Servette 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: SCL Tigers ohne Elsener, Guggenheim (beide überzählig), Langenegger und Weibel (beide verletzt). Genf-Servette ohne Karrer, Le Coultre, Mercier, Miranda und Richard (alle verletzt).
SCL Tigers: Punnenovs; Leeger (2), Huguenin (2); Erni (2), Blaser; Grossniklaus, Schilt; Zryd; Pesonen, Saarela, Petrini; Olofsson, Grenier, Loosli; Sturny, Schmutz, Berger; Salzgeber (2), Diem, Schweri; Lapinskis.
Genf-Servette: Descloux; Jacquemet, Tömmernes; Völlmin (2), Smons; Ugazzi, Maurer (2); Guignard; Vouillamoz, Pouliot, Winnik (2); Vermin, Filppula, Rod; Moy, Jooris (2), Smirnovs; Antonietti, Berthon, Patry (2); Riat.