Im Frühling 1963 fusionieren die beiden «Hockey-Clubs» Genève und Servette. Die zwei Nationalliga-B-Ligisten formieren sich um mit gemeinsamen Kräften den Aufstieg in die Nationalliga-A zu schaffen. In der Westgruppe der NLB spielt zu diesem Zeitpunkt auch der HC Lausanne und so steigt das erste Genfersee-Derby oder Lac-Leman-Derby, wie man es heute kennt, am 28. November 1963 in der Patinoire les Vernets, mit einem 4:2-Heimsieg der Grenats. Es ist der Startschuss des vielseitigsten Derby auf Schweizer Eis, denn kein anderes Derby ging bisher auf drei verschiedenen Bühnen übers Eis.
Wer in den späten 80ern und frühen 90ern gesagt hätte, 2022 spielen Genf-Servette und Lausanne in der Nationalliga-A, heute National-League, gegeneinander, hätte man die Person für verrückt erklärt. Zwischen 1985 und 1991 duellieren sich die See-Rivalen während vier Jahren in den Niederungen der 1. Liga und der hinteren Tabellenhälfte der NLB. Genfer und Lausanner steigen in ihren schwächsten Epochen sogar vier- (1981, 1986, 1989 und 1991) bzw. zweimal (1984 und 1986) in die 1. Liga ab.
Nie gemeinsam im Oberhaus
Trotz ruhmreicher Vergangenheit in der obersten Liga, Genf-Servette zwischen 1964 und 1975 und Lausanne zwischen 1941 und 1954, zwischen 1957 bis 1961 und zwischen 1978 und 1981 und als gemeinsamer Ausrichter der Eishockey Weltmeisterschaft 1961, steigt das erste Duell im Oberhaus erst im Playoff-Zeitalter, am 21. September 2002 in Genf – und wieder siegen die Servettiens (5:3). In bisher 64 NLA-Vergleichen führen die «Grenats» mit 40 zu 25 Siegen. Die Favoritenrolle gehört auch 2022 dem Fusionsclub von Genf und Servette, als Leader empfängt die Mannschaft von Jan Cadieux, dessen Vater Paul-André im 1. Liga-Duell die Lausanner 1988 zweimal bezwang, im 110. Duell über alle drei Ligen das zwölftplatzierte Lausanne.
Auch 59 Jahre nach dem ersten Vergleich steigt das Lac-Leman-Derby, an der gleichen, mehrfach renovierten Kultstätte in Genf. Das architektonische Meisterwerk von François Maurice, Jean Duret und Albert Cingria, wird im Dezember 1958 eröffnet. Im Januar 1959 macht sogar die National-Hockey-League halt an der Arve, an der Rue-Hans-Wilsdorf, benannt nach dem Rolex-Gründer. In zwei Showspielen stehen sich die Boston Bruins und die New York Rangers gegenüber.
Genfersee-Spektakel
Als Showspiel könnte man auch die neueste Ausgabe der vielseitigsten Derby-Affiche des Eishockeys bezeichnen. Zwei Restausschlüsse werden begleitet von drei Powerplay-Treffern, ein zweitore-Rückstand wird zweimal ausgeglichen und die Entscheidung fällt erst im Penaltyschiessen. Das Lac-Leman-Derby, wie es auch in der Deutschschweiz genannt wird, hält was es verspricht und geht zum 18. Mal in der Geschichte in eine Overtime. Dazu kommt John Fust’s letztes Spiel als Trainer, er wird am nächsten Tag, als neuer Sportchef, seinen Nachfolger an der Bande der Waadtländer gleich selber verkünden. Das vielseitigste Derby der Hockeywelt sorgt auch im jüngsten Kapitel am Genfersee für Spektakel.
Liga | Spiele | Genf | Remis | Lausanne |
NLA | 65 | 40 | 25 | |
NLB | 40 | 8 | 7 | 25 |
1. Liga | 5 | 2 | 3 | |
Total | 110 | 50 | 7 | 53 |
5. November 2022 – 110. Derby
Genf-Servette – Lausanne 4:3nP (1:0, 1:1, 1:2, 0:0)
Les Vernes. – 7 135 Zuschauer (ausverkauft!). – SR Piechaczek/Borga, Altmann/Wolf. – Tore: 14. Rod (Hartikainen, Filppula /Ausschluss Sekac) 1:0. 30. Hartikainen (Winnik, Filppula/Ausschluss Jelovac) 2:0. 32. Jelovac 2:1. 41. (40:34) Omark (Tömmernes, Filppula/Ausschluss Almond) 3:1. 46. Riat (Holdener, Fuchs) 3:2. 60. (59:11) Riat (Gernat, Kovacs) 3:3 (Lausanne ohne Torhüter). – Penaltyschiessen: Fuchs 0:1, Winnik 1:1; Riat -, Hartikainen 2:1; Kovacs -, Tömmernes -; Sekac -, Praplan 3:1. – Strafen: Genf-Servette 2-mal 2 plus 5 Minuten (Karrer) plus Spieldauer (Karrer), Lausanne 5-mal 2 plus 5 Minuten (Hügli) plus Spieldauer (Hügli). – Bemerkungen: Genf-Servette ohne Descloux, Pouliot, Smons und Vatanen (alle verletzt). Lausanne von 58:00 bis 59:11 ohne Torhüter.
Genf-Servette: Mayer; Jacquemet, Tömmernes (2); Karrer (25), Maurer (2); Völlmin, Le Coultre; Chanton; Miranda, Filppula, Winnik; Hartikainen, Richard, Rod; Praplan, Smirnovs, Omark; Antonietti, Jooris, Bertaggia; Derungs.
Lausanne: Punnenovs; Gernat, Genazzi; Jelovac (2), Frick; Sidler, Marti; Holdener; Riat, Fuchs, Sekac (2); Bozon, Jäger, Salomäki; Kovacs, Audette, Panik; Hügli (25), Almond (2), Kenins (4); Pedretti.
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