Spektakel in der «DDR»

Spektakel in der «DDR»

Im Spätsommer 2023 klingelt das Telefon, die DDR-Legende Stefan Steinbock berichtet aufgeregt über das Vorhaben bei der Klingenthaler Skisprung-Schanze, dies ist definitiv eines dieser Hockey-Ereignisse welches man gesehen haben muss. «Da muss ich hochfahren», da Crimmitschau – im Zusammenhang mit Steinbock – sowieso auf der Bucket-List steht. Eine Weltpremiere auf dem Boden der ehemaligen Deutschen-Demokratischen-Republik. Eine Reise welche einem aus Schweizer-Sicht unweigerlich auch geschichtlich in eine andere Zeit katapultiert. Mit Ausnahme der Eisbären Berlin (DEL), dem ehemaligen SC Dynamo Berlin, spielen alle wichtigen Ostvertreter aus der beim Outdoor-Triple in Klingenthal, dazu kommt ein Knüller und Strichkampf zwischen dem HC Energie Karlovy Vary und dem HC Skoda Plzen aus der tschechischen Extraliga. Drei Partien in drei Tagen – und dies in atemberaubender Kulisse auf einem NHL-Feld.

Die vier DEL2-Vertreter aus Crimmitschau, Dresden, Weisswasser und Regensburg bringen zusammen 23’000 Fans in die Schanzenkurve. Dies ist beeindruckend, wenn wir dies mit der Schweiz vergleichen, welche vier NLB-Teams würden eine solche Zahl mobilisieren? Der Aufmarsch ist imposant und das Fangelage scheint einfach einen Tick lauter, enthusiastischer, fanatischer als wir es uns gewohnt sind. Wenn der Speaker den Torschützen dreimal aufruft, geht dies in Deutschlands zweiter Klasse auf, bei uns ist die Luft beim zweiten Aufruf bereits draussen. Die in Crimmitschau unbeliebten, aufstrebenden Dresdner (ohne den Schweizer Goalie Janick Schwendener) verlieren das wichtige Ostderby im Piratenkessel von Klingenthal in einem guten Spiel mit 3:7. Crimmitschau spielte bis 1995 in der offenen Eisbahn im Sahnepark. Open-Air spielte bis zum Mauerfall auch die ehemalige SG Dynamo Weisswasser, die heutigen Lausitzer Füchse. Das Sonntags-Spiel gegen den Tabellenzweiten Regensburg mag manchen der älteren Generation an die alten Oberliga-Derbys im legendären Wilhelm-Pieck-Stadion gegen Dynamo Berlin erinnert haben. Zwei dieser Legenden rufen sich auf den VIP-Plätzen zu, Steinbock als ehemaliger Berliner und Ralf Hantschke, heute General-Manager beim EV Landshut, der Weisswasseraner.

Alte Zeiten

Und so driftet man immer wieder mal ab, in die alten Zeiten der DDR, Steinbock und Hantschke duellierten sich während sechs Jahren innerhalb der DDR-Oberliga knapp 50-mal in der Meisterschaft, dazu kamen die Spiele des DDR-Cups. Am Ende der Mini-Meisterschaft spielten sie zusammen mit der DDR an drei gemeinsamen B-Weltmeisterschaften. Dazu kommt eine brisante Geschichte, denn Hantschke war im Dezember 1984 der einzige Spieler, der während Steinbocks Flucht in den Westen, krankheitshalber, noch im Hotel weilte (siehe Blog von 2014).

Heute spielt Steinbocks damaliges Team in der DEL als Eisbären, Hantschkes Weisswasser als Füchse in der DEL2, wie Steinbocks Stammclub Crimmitschau. Hantschkes Weisswasser unterlag am Sonntag in einem äusserst kurzweiligen Spiel dem Tabellenzweiten aus Regensburg. Bereits nach 14 Sekunden musste die Partie aufgrund der heissblütigen Fans aus der Lausitz unterbrochen werden, die Papierschlangen flogen gleich in mehreren Bahnen aufs Eis. Später folgte ein Abbruch wegen Rauchschwaden der Pyros und zwischendurch musste gar die Klingenthaler Feuerwehr ran, um das geschmolzene Eis zu reparieren.

Westderby mit Nachwuchsjuwel

Das tschechische «Westderby» zwischen dem HC Karlovy Vary und dem HC Skoda Plzen war standesgemäss die spielerisch hochstehendste Partie. Bereits nach zweieinhalb Minuten stand es schon 1:1, jedoch war der Strichkampf ebenso schnell zu Gunsten der Gäste, nach 43 Minuten, entschieden. Bei den Gästen lief das erst 16-jährige Pilsener Nachwuchs-Juwel Adam Benak auf und dürfte frühestens in zwei Jahren beim NHL-Draft ganz vorne mit dabei sein.

In diesen drei Tagen strömten insgesamt 36’000 Fans zur Klingenthaler Schanze, budgetiert hatte man gemäss Veranstalter 45’000 Zuschauer, die Rechnung ging aus finanzieller Sicht nicht auf, aus sportlicher und langfristig auch aus finanzieller Sicht dürften Eishockeyspiele in einem Schanzen-Kegel auch künftig für Spektakel sorgen – das Erlebnis ist unbezahlbar, für alles andere gibts die Mastercard. Diese «Mastercard» galt auch für den Besuch der legendären Kunsteisbahn am Sahnpark in Crimmitschau.

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Crimmitschau – Dresden 7:3 (2:0, 2:3, 3:0)
Sparkasse-Vogtland-Arena. – 12’400 Zuschauer. – SR Brill/Janssen, Paulick/Borger. – Tore: 10. Balinson (Lindberg) 1:0. 18. Rudert (Kanya, Büsing) 2:0. 23. Olleff (Verbeek, Walsh) 3:0. 27. Rundqvist (Sykora, Mannes) 3:1. 31. Mrazek (Rausch, Bindels) 3:2. 33. Balinson (Kreutzer, Smith/Ausschluss Mannes) 4:2. 35. Andres (Drews, Suvanto) 4:3. 45. Kanninen (Reichel, Scalzo) 5:3. 48. Lindberg (Smith, Balinson) 6:3. 2. Reichel (Zikmund) 7:3. – Strafen: Crimmitschau 4-mal 2 Minuten, Dresden 6-mal 2 Minuten.

Karlovy Vary – Skoda Plzen 2:5 (1:1, 0:2, 0:1)
Sparkasse-Vogtland-Arena. – 13’000 Zuschauer. – SR Hradil/Šindel, Gerát/Hynek. – Tore: 1. (0:30) Indrak (Holesinsky) 0:1. 3. (2:34) Kruzik (Dlapa) 1:1. 28. Holesinsky (Schleiss) 1:2. 33. Schleiss (Ausschluss Matys!) 1:3. 43. Lev (Holesinsky, Schleiss) 1:4. 46. Laakso 1:5. 51. Bartejs (Jiskra /Ausschluss Malak) 2:5. – Strafen: Je 4-mal 2 Minuten.

Lausitz – Regensburg 2:3nV (0:0, 2:2, 0:0, 0:1)
Sparkasse-Vogtland-Arena. – 10’600 Zuschauer. – SR Klein/ Hinterdobler, Züchner/Höfer. – Tore: 24. Booth (Schmid) 0:1. 28. Booth 0:2. 29. Mäkitalo (Grafenthin, Breitkreuz) 1:2. 30. Coughler (Järveläinen, Anders/Ausschluss Weber) 2:2. 63. Yogan (Trivino) 2:3. – Strafen: Weisswasser 3-mal 2 Minuten, Regensburg 5-mal 2 Minuten.

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