Von Sydney nach Koppigen

Zurück zu den Wurzeln oder «Back to the roots» heisst es an einem frühen Samstag Abend. Einst selber in der 2. Liga aktiv, gehts als Zuschauer in die Zentralschweizer 2. Liga, Gruppe 1 nach Burgdorf. Die 2. Liga ist die konstanteste Liga der Schweiz, seit 1984 und der Einführung des Projekts Avanti* spielt die zweithöchste Amateurklasse in den traditionellen Gruppen, früher um den Aufstieg in die 1. Liga, heute um den Titel der 2. Liga. In seiner 26. Zweitliga Saison steht der EHC Koppigen. Die Koppiger zählen, neben Freimettigen, Meinisberg und Mirchel zu den dienstältesten Klubs der Liga. Nicht so alt wie die Liga-Zugehörigkeit ist Koppigens Logo, welches im Sommer 2017 präsentiert wird und aus dem alten Gockel mit Hockeystock ein «NHL-Logo» werden lässt.

Ein Logo für die NHL

Oder wie wärs mit einem Logo aus der «NRL», der National-Rugby-League im fernen Australien? Dort werden 1908 die Eastern Suburbs gegründet, welchen ihren Namen aber erst 1967 in «Roosters» (Hähne) umändern. Zu diesem Zeitpunkt ist der EHC Koppigen vier Jahre alt. Zur Jahrtausendwende präsentiert der mehrfache australische Rugby-Meister sein neues Logo mit dem weiss-rot-blauen Hahn. Dieser Hahn wird 2017 zur Vorlage für den Emmentaler Traditionsklub. Der Rooster wechselt von Sydneys Cricket-Ground (48’000 Plätze) in die beschauliche Localnet-Arena in Burgdorf (800 Plätze) und keinen dürfte die Logo-Adaption interessieren, weder den Rugby-Fan aus Sydney noch den Eishockey-Fan aus Koppigen.

Einzig dieser Blog, einst als Spieler selbst verblüfft worden – als sich der EHC Napf bei den Springfield Falcons in der AHL bediente, muss der Geschichte auf den Grund gehen. Auf Nachfrage beim freundlichen Zweitligisten, wird die Adaption des Logos durch Captain Raphael Buser, welcher neben seiner Aufgabe auf dem Eis auch für das Logo-Design und das Klub-Marketing verantwortlich ist, freundlich bestätigt. Die Koppiger, durch den australischen Rugby-Hahn beflügelt, liessen diesen im stillen Kämmerlein, fernab von Down-Under, zum Hockey-Hahn umfunktionieren.

Wenn der Rooster zum Hahn wird…

Der Ähnlichkeit ist verblüffend, nicht nur farblich gleichen sich die beiden Logos des EHC Koppigen und der Sydney Roosters. Die Details (Das Auge, der Nacken mit blauen Streifen, der Schnabel mit dem Kehllappen und sogar die rote Wellenlinie unter des Schriftzugs) verblüffen den Betrachter. Einzig der Kamm (bei Sydney ist der Kamm auch die berühmte Oper) wurde vom Koppiger Drahtzieher Raphael Buser fast unverkennbar umgestaltet. (Krein)

entworfen 2017
entworfen 2000

Doch «back to the Roosters» und damit zum Spiel, dort kommen die Gäste durch drei Treffer innert 2 Minuten und 22 Sekunden «back to the game.» Das Momentum scheint gekippt, doch die Hähne finden immer wieder eine Antwort, selbst der erneute Ausgleich 34 Sekunden vor der zweiten Pause bringt die Koppiger nicht aus dem Tritt. Die Mannschaft von Trainer Martin Bernhard läuft wie das australische Rugby-Team der Roosters und der Koppiger «Hahn» pickt sich mit dem ersten Vollerfolg drei Punkte.

13. November 2021 – 6. Runde

Koppigen – Zuchwil-Regio 6:4 (1:0, 3:4, 2:0)
Localnet-Arena. – 60 Zuschauer. – SR Von Rohr /Schädler. – Tore: 16. Salzmann (Buser, Meyer) 1:0. 24. Salzmann (Erbsland, Schär) 2:0. 28. Ramstein (Schär, Häubi) 3:0. 33. Wirth (Mombelli, Dick) 3:1. 35. (34:24) Farner (Heiniger) 3:2. 35. (34:56) Wirth (Dick) 3:3. 36. Erbsland 4:3. 40. Dick (Flavio Müller /Ausschlüsse Burkhalter, Frauchiger) 4:4. 45. Erbsland (Schär, Salzmann) 5:4. 54. Salzmann (Meyer) 6:4. – Strafen: Koppigen 5-mal 2 Minuten, Zuchwil-Regio 3-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: 28. Time-out Zuchwil-Regio.
Koppigen: Eggimann (Hess); Meyer (2), Burkhalter (4); Simon Baumberger, Roman Baumberger (2); Erbsland, Häubi Bernhard; Bettler, Buser, Schär; Mocci, Frauchiger (2), Marc Kilchenmann; Ramstein, Rieder, Salzmann; Kessi, Zaugg.
Zuchwil-Regio: Flavio Müller (Chéhab); Hofstetter (2), Siro Müller; Binggeli, Fankhauser; Hansruedi Kilchenmann (2), Meier (2); Hagi; Dick, Mombelli, Wirth; Farner, Bürgin, Schertenleib; Amstutz, Heiniger, Schöni; Schümperli, Zollinger.

*Unter dem Projekt «Avanti» wird die 2. Liga 1985 von neun auf sechs Gruppen reduziert.

Mythos Quarantäne

Stellen sie sich vor, sie sind in Quarantäne, kommentieren aber live aus Langnau? Doch der Reihe nach. Das Eishockey-Lexikon von Horst Eckert ist bis heute immer noch das grösste physische Eishockey-Nachschlagewerk des deutschsprachigen Raumes. Über die Faszination dieses Werkes könnte ich einen eigenen Blog schreiben. Inhalt dieser Faszination ist auch der Buchstabe «Q», welcher alle Begriffe wie etwa Quebec Nordiques, Qualifikation oder Querlatte beinhaltet. Einem Begriff habe ich bisher nie besondere Beachtung im Zusammenhang mit dem Eishockeysport gegeben: «Quarantäne (franz.) – Absonderung», steht auf der Seite 142, des 1993 im Copress-Verlag erschienenen Werkes. Was heisst denn Quarantäne im Zeitalter der jüngsten Seuche des Weltgeschehens?

Quarantäne, der Hockey-Begriff wird erst 2020 zum Mythos. (Krein)

Das Wort «Quarantäne» gelangte im 17. Jahrhundert, wie italienisch «quarantena» aus französisch «quarantaine» («vierzig») ins Deutsche. So gab es bereits 1374 in Venedig eine Sperre für pestverdächtige Schiffe und bezeichnete diese als «quaranta giorni» (vierzig Tage). Keine vierzig Tage, aber zehn Tage dauert die Quarantäne für «Covid-19-Verdächtige», die Sperre gilt dabei nicht nur für eine Hafenstadt, sondern für das ganze Land, ja sogar für die ganze Welt. Kurz nach der Wiederaufnahme der langersehnten Eishockey-Meisterschaft, purzeln die Quarantäne-Fälle wie Dominosteine durch das Tagesgeschehen und die Teletext Seiten ab 316 färben sich rot (verschoben).

„Die Hiobsbotschaft kommt noch während des Trainings, aber drei Tage zu spät!“

— Michael Krein

Im Nachwuchsbereich wurden wir bis am 21. Oktober verschont, doch die Hiobsbotschaft kommt noch während des Trainings, kurz nach Trainingsende mit der Lysser U13 hat der ganze Trainerstaff mehrere Nachrichten und verpasste Anrufe auf dem Telefon. Bisher war beim SC Lyss nur die 1. Mannschaft betroffen, doch die Spieler des Fanionteams helfen auch beim Nachwuchs kräftig mit, neben Trainings der U13-, stehen die Cracks auch in der Hockeyschule auf dem Eis.

Einer steht ausnahmsweise auch als Assistent bei den U13-Top an der Bande. Bei uns (in meiner Hockey-Jugend) war dies einst der damals unbekannte Sean Simpson, nie werden wir dies vergessen. So auch die aktuelle U13 nicht, nie werden sie den Kanadier mit Schweizerpass vergessen, wenn er einst an der Weltmeisterschaft 2043 die Schweiz zu WM-Gold führen wird. Eine schöne Geschichte, jedoch gepaart mit Nebengeräuschen, denn der hilfsbereite Ersatzcoach erhält drei Tage später die «positive» Covid-19-Nachricht und die «Pest» kommt vom Schiff ans Land.

Reicht der Kaffee für die Quarantäne?

Das normale U13-Spiel vom Sonntag wird plötzlich zum Hitchcock-Finale. Ein offizielles Schreiben des Präsidenten liegt bereits elektronisch vor, alle Details sind zu beachten und zu prüfen. Wer sich beim U13-Spiel vom Sonntag, 18. Oktober, während 15 Minuten im Umkreis von anderthalb Metern neben dem Kanadier mit Schweizerpass befand und dabei keine Maske getragen hat, muss in Quarantäne. Die Betroffenen beginnen zu rechnen und den Tagesablauf zu rekonstruieren. In der Kabine haben die Coaches eine Maske getragen, an der Bande aber nicht, jedoch war der Abstand jeweils grösser als die anderthalb Meter. Einziger Knackpunkt: Vor dem Spiel haben die drei Coaches an der Buvette einen Kaffee zusammen getrunken, dieser Moment entpuppt sich als Schlüsselereignis für die Pest-Frage.

Ruhe und Distanz auf der Lysser Bank, drei Tage vor dem Sturm. (Iwan Fink)

Um auf Nummer sicher zu gehen, entscheiden alle Protagonisten in Rücksprache mit ihren Arbeitgebern und dem Präsidenten sich in die zehntägige Quarantäne zu begeben. Es ist wie in einer Overtime, der Puck fällt zugunsten der Sicherheit, der Glaubwürdigkeit und dem gesunden Menschenverstand auf die Seite der Quarantäne. Was ist mit den Kindern? War keiner der Spieler länger als 15 Minuten neben dem sich bereits in Isolation befindenden Trainer? Was ist mit den drei Spielern, welche das Türchen neben dem pestverseuchten Trainer gemacht haben?

Wie einst in Venedig, sitzt der Pestkranke mit den Pestverdächtigen auf dem Schiff, jedoch haben sich alle «Verseuchten» bereits drei Tage frei im «Hafen von Venedig» bewegt. Das ist die Lücke der Quarantäne, du sitzt bereits drin, bevor du es weisst. Und was, wenn der Kaffee-Entscheid zu Ungunsten der Quarantäne ausgefallen wäre? Dann wäre nur der Pestkranke auf dem Schiff hängen geblieben. Und was ist mit all denen welche den Kaffee-Entscheid ganz für sich alleine hätten fällen können, wären sie freiwillig auf dem Pestschiff geblieben?

Ein «Einzeiler» wird zum Mythos

So unbedeutend die «Lexikon-Quarantäne» über Jahrzehnte auf Seite 142 dahinvegetierte, umso wirkungsvoller ist ihre aktuelle Position im Weltgeschehen. Ihre Anwendung bleibt grösstenteils im eigenen Ermessen jedes Einzelnen. Der bisherige «Einzeiler» hat nun auch bei mir den Status des Mythos erreicht und hat seinen kleinen Platz im Eishockey-Lexikon auf ein ganzes Kapitel erweitert.

Mythos Langnau Corona-Konform, die Interviews (Flurin Randegger) werden mit dem nötigen Abstand und allen Hygiene-Vorschriften jeweils sauber durchgeführt. (Krein)

Alle beteiligten Personen haben die Quarantäne ohne Symptome nach zehn Tagen wieder verlassen.

Zehn Minuten für die Ewigkeit

Mannschaftsfotos sind die wohl wichtigsten Zeitzeugen einer Sportequipe. Als Spieler ist es ein stolzes Gefühl, seine Mannschaft im neusten Tenü zu repräsentieren. Jeder will eine gute Falle machen, dies zieht sich von den Kleinsten bis zu den Grössten wie ein roter Faden durch die Fotoszenerie. In der Kabine werden noch Haare gekämmt und gestylt, Trikots werden zurecht gerichtet, Stulpen in die richtige Lage gezerrt und Klebebänder dezent oder versteckt angebracht. Die Sitz- und Stehordnung ist Sache des Fotografen. Schlechte Teamfotos fallen sofort ins Auge und bleiben schlecht bis in alle Ewigkeit. Zehn genaue Minuten und es lohnt sich.

Der Zeitzeuge wird zur Geschichte

Jede Mannschaft erzählt ihre Geschichte anhand ihres Fotos, taucht heute ein Teamfoto von 1986 auf, werden die verschiedenen Gesichter sofort kommentiert und der wichtige Zeitzeuge wird zur Geschichte. Hockeytechnische Pionierarbeit in Sachen Mannschaftsfotos leistete zwischen 1981 und 1993 das Jahrbuch „Eishockey“ vom Habegger-Verlag. Unvergessen sind auch die Edelausgaben von „Champions“ von Bernard Thurnheer im Weltrundschau-Verlag, dort wurden jeweils bis in die unterste Liga Equipen aus sämtlichen Mannschaftssportarten publiziert. Zeitzeugen die heute auf der Klub-Homepage im Jahrestakt wieder verschwinden und vielleicht nur durch ein Klub-Bulletin in ein paar Jahren zur interessanten Gesprächsrunde auftauchen.

Fotograf Tobias Gerber agiert nicht nur vorbildlich mit der Gesichtsmaske, sondern auch beim richten der Spieler. (Krein)

Das ordnen und einreihen lohnt sich, Spieler werden wegen ihrer Grösse getauscht, Spieler mit neongrünen Schnürsenkel werden nach hinten in den „Senkel“ gestellt. Da sitzen noch drei mit „roten“ statt „blauen“ Handschuhen, ab nach hinten, wer die passenden Stulpen nicht trägt geht ebenfalls nach hinten. Für die einen ist dies reines Theater, für die anderen ist es Feinarbeit und der Drang nach Perfektion. Die Schweden sind darin führend, ihre „Lag-Bilder“ gehören seit den 80er Jahren zur fototechnischen Weltspitze und dies über sämtliche Stufen. Zurück zur zehnminütigen Hektik. Die Handschuhe gehören auf die Knie, die Schlittschuhrichtung in die Achse der Fotokamera, der Fotograf bittet nun alle ihren Blick direkt ins Auge der Kamera zu richten. Jetzt ist der entscheidende Moment, wer jetzt patzt, patzt für die Foto-Herrlichkeit in Ewigkeit.

Hier gehts zum Endprodukt …und gepatzt haben die Trainer…

Auf „le Roseys“ Spuren

Foto (SCB-Jüre Wymann)

Kaum jemand kommt in der Promenade von Gstaad auf den Gedanken, dass im Saanenland einst Spitzeneishockey zelebriert worden ist. Nicht zu übersehen ist die alte Holztribüne, welche durch die Gstaad-Swiss-Open oder den Beach-Volleyball-Major-Series bis heute im Rampenlicht des Spitzensports steht. Im Winter steht dort die Eisbahn des HC Gstaad-Saanenland, einem 4. Liga-Klub. Doch auch im Eishockey gibt es in der Luxus-Metropole einst Spitzensport, zu den Zeiten des HC Rosey Gstaad. Das Internat «le Rosey» aus Rolle, am Genfersee, geniesst während seiner Blütezeit Gastrecht in Gstaad.

Drei Meistertitel

Die «welschen» Saanenländer holen zwischen 1921 und 1925 drei Schweizermeistertitel und spielen bis 1933 in der Serie-A, der obersten Spielklasse der Schweiz und parallel in der internationalen Schweizermeisterschaft mit. Das Spitzenteam spielt in den Anfängen auch auf der Eisbahn des berühmten Palace-Hotels, auf dem Oberbort, der besten Lage in Gstaad. Spitzeneishockey unter freiem Himmel im «Hotel-Garten» des Palace, welches im Dezember 1913 eröffnet wird.

Zahlreiche Finalspiele um die Schweizermeisterschaft finden in Gstaad statt, am 6. Februar 1921, holt Rosey den einzigen Titel vor heimischer Kulisse mit einem 12:6-Sieg gegen die Akademiker Zürich. Am 2. Januar 1927, verliert Rosey das Finalspiel in Gstaad gegen den späteren Rekordmeister HC Davos mit 1:7. Ein Jahr später, am 4. Februar 1928, revanchiert sich Rosey in der internationalen Meisterschaft mit einem 4:3-Heimsieg gegen Davos.

Eishockey auf dem Eis des Hotel Palace in den 20er Jahren. (Hotel Palace)
Das Hotel Palace beeindruckt auch noch 100 Jahre später. (Krein)

Vom früheren Glanz des Gstaader Eishockeys ist nur noch das Hotel Palace geblieben, ansonsten gibts kaum noch Zeitzeugen der goldenen Eis-Epoche. Einzig in einem Schaufenster eines Kleidergeschäfts lässt einem ein schwarz-weiss Abzug der «blau-weissen» kurzzeitig in die Belle-Époque der Puckjäger des berühmten Internats abschweifen.

Bilddokument des HC Rosey Gstaad, in der Promenade 2020. (Krein)

Gstaader Zukunft

Zum letzten Mal im Eishockey-Rampenlicht steht Gstaad am 7. Februar 2009, anlässlich des Open-Air Länderspiels zwischen der Schweiz und der Slowakei (4:3nP). Organisator des Freilicht-Spektakels ist Ruedi Kunz, aktueller Präsident des HC Gstaad-Saanenland und Turnierdirektor des Beachvolley Swatch-Major-Gstaad. Der Sohn des ehemaligen Aktivspielers und Swiss-Ice-Hockey-Funktionärs ist ebenfalls auf dem Weg ins Rampenlicht. Tim Kunz hat bis zur U17 sämtliche Juniorenstufen bei Gstaad-Saanenland durchlaufen und spielt bei den U20-Elit-Junioren des EHC Biel-Spirit. Die Geschichte des HC Rosey ist zwar vorbei, doch die Geschichte des Gstaader Eishockeys floriert, wie das Palace, auch noch 100 Jahre nach der Blütezeit.

Tribüne für Tennis, Beachvolleyball und Eishockey. (Krein)

Er weiss alles was man übers Schleifgeschäft wissen muss

Foto: Krähenbühls legendärer Schleif-Container bleibt geschlossen. (Krein)

Eine der längsten Epochen eines Klub-Betreuers geht im Sommer 2020 zu Ende. Nach 45 Jahren legt Rudolf Krähenbühl sein letztes Amt als Schlittschuhschleifer beim SC Lyss nieder, aus gesundheitlichen Gründen, wie der Rentner betont. Damit endet eine Ära wie sie in der Schweiz wohl nur noch mit dem Davoser Paul Berri (seit 1966 im Amt) oder dem Zürcher Peter Schrag (seit 1971 im Amt) zu vergleichen ist.

Krähenbühls erste Aufgabe ist der Spieltisch, welchen er zwischen 1975 und 1977 betreut. Zwischen 1977 und 1993 betreut «Ruedi», der zwischenzeitlich auch das Tor der zweiten Mannschaft hütet, das Lysser Fanionteam. Als Torhüter stehen auch seine beiden Söhne Daniel und Roger auf dem Eis, letzterer bis 1989 auch im Fanionteam. In Ruedis Epoche schaffen die Lysser zweimal den Aufstieg in die NLB, müssen aber auch zweimal wieder absteigen und stehen 1993 kurz vor dem finanziellen Kollaps.

Geben sie diesem Mann 3’000 Franken

Siegfried Meyer

Während der kräfteraubenden NLB-Zeit will Ruedi in einem schlechten Moment das Handtuch werfen, ehe der Deutsche Präsident Siegfried Meyer den Kassier bittet, dem Herrn Krähenbühl 3’000 Franken bar auf die Hand zu legen. Das ist nur eine von vielen Anekdoten die Ruedi zu erzählen weiss. Unvergesslich bleibt auch das Lysser Trainingslager im Herbst 1990 im kanadischen Toronto, wo auch der spätere WM-Silbercoach Sean Simpson mit dabei ist.

Nach dem 1. Liga-Abstieg 1993, konzentriert sich Krähenbühl auf seinen Schleif-Service für den ganzen Klub und die umliegenden Gastvereine. In seinem Schleifcontainer am Lysser Sägeweg, ist der gesprächige Schleif-Fachmann anfangs jeweils Samstags, und später jeweils täglich anzutreffen. An seinen ersten Kunden 1980 kann sich Ruedi nicht mehr erinnern, allerdings an die Kanadier der NLB-Zeit oder an den türkischen Meistergoalie Orhan Yildirir, welcher sich vor seiner Abreise zum Istanbul Paten Kulübü den letzten Schliff für die Türkische Liga bei Ruedi holt.

40 Jahre Schleiferfahrung

In der 56-jährigen Lysser Klubgeschichte schleift Ruedi 40 Jahre lang die Schlittschuhe und es gibt Spieler, heute längst bei den Senioren, die ihm bis im Frühling dieses Jahres ihre Schlittschuhe anvertrauen. Eine fiktive Filmfigur würde sagen: «Er weiss alles was man übers Schleifgeschäft wissen muss» und dieses Know-How bleibt nun in hunderttausenden von Schlittschuhkufen für immer verborgen und sein Container (Foto) für immer geschlossen, «Ruedi» aber wird auch künftig noch in der Seelandhalle anzutreffen sein.

Schlittschuh-Fachmann Ruedi Krähenbühl bei seiner Lieblingsbeschäftigung 2019. (Krein)

Von aktuellen und ehemaligen Helden

Am 28. März 2019 holt sich der SC Lyss, Dank einem 4:0-Auswärtssieg gegen den EHC Arosa, den 1. Liga Schweizermeister-Titel. Schon mit dem Titel der Westschweizer Gruppe stand am 12. März 2019 der Aufstieg in die MySports-League fest. Am Samstag folgte der offizielle Empfang durch den Gemeindepräsidenten und die Meisterfeier im Hotel Restaurant Kreuz in Lyss.

Zweiter Meistertitel

Die Lysser holten vor genau 30 Jahren, am 16. März 1989 erst- und letztmals den 1. Liga-Schweizermeister-Titel. Drei Helden von damals sind bei der aktuellen Meisterfeier dabei: Noël Gerber, Reto Gerber und Urs Reber. Keiner konnte sich an eine Meisterfeier von einst erinnern. Damals gabs, trotz dem zusätzlichen Aufstieg in die Nationalliga B, nichts. Die grösste anwesende Lysser-Legende ist Bernhard «Benu» Bula. Bula führte die Mannschaft am 3. März 1979 als Kapitän erstmals in die NLB. Mit dabei waren auch Lucien Ramseyer und Kult-Betreuer Rudolf «Ruedi» Krähenbühl, sie alle sind bei der jüngsten Lysser Erfolgsfeier dabei.

Söhne berühmter Väter

Florin Gerber heisst der aktuelle Captain, er hat das «Amt» von Bula und seinem «Götti» Noël Gerber mehr als würdig vertreten, denn er ist erst der dritte Lysser 1. Liga-Aufstiegs-Kapitän der 55-jährigen Clubgeschichte. Der Sohn des langjährigen Verteidigers Reto Gerber ist nicht der einzige mit berühmten Vater. Stürmer Fabio Mattioni (Foto zweiter v. links) fragt mich ob Lyss schon einmal 1. Liga-Meister gewesen sei, verblüfft sagt er, «wir haben schon ein bisschen Geschichte geschrieben?» Klar antworte ich, «etwas was dein Vater nie geschafft hat.» Vater Romeo Mattioni stemmte beim letzten Lysser Meistertitel 1989, den Pokal schon zwei Stufen höher, nämlich beim Schweizermeistertitel mit den SC Bern.

Auf der Kreuz-Toilette, begegnen mir Headcoach Patrick Glanzmann, Lyss-Spieler der ersten NLB-Saison und Stürmer Yanick Kohler, nach meiner Gratulation, selbstverständlich nach dem Händewaschen, erkläre ich Kohler-Junior, ob er wisse, dass sein Vater Thomas bis heute der letzte NLB-Torschütze der Lysser Geschichte sei. Natürlich weiss er dies nicht, denn er war damals, am 27. Februar 1993, gerade mal zweieinhalb Jahre alt. Erstaunt will er, trotz Meisterfeier, mehr darüber wissen. Im gleichen Lysser Abstiegskader von 1993 spielte auch ein Mann Namens «Fiala», die Rede ist von Hans «Jan» Fiala. Sein Sohn Kevin spielt heute in der National-Hockey-League bei den Minnesota Wild. Ein anderer, Dave Baseggio, ist heute Scout bei den Anaheim Ducks.

Wer weiss, vielleicht reden wir in 30 Jahren mit den alten Legenden von 2019 nicht zwingend über die NHL, aber über ihre langjährigen Karrieren und deren Söhne feiern einen weiteren Lysser Meistertitel. Zurück in die Gegenwart, da freuen wir uns auf eine neue Ära auf nationaler Ebene und auf Gegner wie Dübendorf, Basel, Wiki-Münsingen, Thun, Bülach, Düdingen oder Chur. In diesem Sinne «Hopp Lyss», denn der SC Lyss ist mehr als nur ein Club.

Wenn Stewart klingelt…

Europapark Rust, irgendwo zwischen «Silverstar» und «Poseidon» erreicht mich eine Whatsapp-Nachricht meines einstigen Eishockey-Kollegen Jarno Michel. Der ehemalige Lyss-Trainer Cliff Stewart weilt für ein paar Tage in Lyss und wolle sich ein Training der ersten Mannschaft ansehen, ob ich ihm weiterhelfen könne. Natürlich stösst der ehemalige Torhüter und Spieler aus dem Lysser-Nachwuchs bei mir auf ein offenes Ohr, Cliff Stewart wurde 1980 als erster vollamtlicher Profitrainer in Lyss engagiert.

Langjähriger Lyss-Kontakt

Der 71-jährige Kanadier befindet sich auf Europa-Tour und besucht seine ehemaligen Wirkungsstätten, unter anderem war er auch an der Jubiläumsfeier im holländischen Geleen, wo er zwischen 1992 und 1997 als Headcoach bei den «Meetpoint Eaters» im Amt war. Sein Engagement in Lyss kam unter der Präsidentschafts-Ära von Peter Bangerter zustande. Nach nur einer Saison im Seeland, bleibt Stewart – der im Sommer 1981 zum EV Zug gewechselt hat – stets mit dem langjährigen OK-Präsident des Lysser Industriecups, Jürg Michel in Kontakt, der Vater meines aktuellen Whatsapp-Informanden.

Stewart richtet ein paar Worte an die 1. Mannschaft.“

— Mathias Müller

Wenn Stewart 37 Jahre nach seinem Abgang die Lysser Seelandhalle betreten wird, dann muss dies in einem angemessenen Rahmen passieren. So kontaktiere ich noch aus dem Europapark den neuen Präsidenten Mathias Müller, welcher sofort alle Hebel in Bewegung setzt um die einstige Trainerlegende in Lyss zu empfangen. Bestenfalls hätte man Stewart zum Saisonauftakt gegen den HC St. Imier, am 29. September auf dem Eis begrüssen wollen, der Kanadier allerdings hat seinen Rückflug bereits einen Tag vorher gebucht.

Ein würdiger Empfang

So wird Stewart mit seiner Gattin Gloria am Mittwoch, 26. September, um 19 Uhr von Lyss-Coach Patrick Glanzmann und Präsident Müller zu einem Training des Fanionteams empfangen. In der Kabine richtet Stewart ein paar Worte an die jüngste Ausgabe des Schlittschuhclub Lyss. Stewart seinerzeit erreichte das Saisonziel «Aufstiegsspiele zur NLB» 1980-81 nicht. Übrigens, von Stewarts Mannschaft ist heute noch einer im Nachwuchs-Trainerstaff tätig, Novizen-Trainer und Eisplaner Urs Christen. Vor lauter hektik wird beinahe noch das Erinnerungsfoto für «Socialmedia» vergessen. Die fleissige Club-Sekretärin, womöglich durch eine Info aus dem Europapark beauftragt, eilt noch rechtzeitig vorbei. Stewarts Europa-Tournee geht in Lyss zu Ende, meine im «holländischen Teil» des Europaparks…

Wenn sich IFK und Jokerit in Küssnacht heimlich duellieren

Antti Törmänen und Waltteri Immonen haben zwischen 1990 und 1998 sieben Jahre zusammen beim finnischen Topklub Jokerit Helsinki verbracht. Seit 2008 ist Immonen als Assistenztrainer in der Schweiz tätig, Törmänen kam drei Jahre später zum SC Bern. Heute stehen die zwei Finnen bei Kloten und Biel an der Bande.

Szenenwechsel: Es ist Samstag, sieben Uhr in der Früh, die ersten Eltern treffen mit ihren Kindern in der Rigihalle in Küssnacht ein. Eines von zahlreichen Piccolo-Turnieren, welches Wochenende für Wochenende auf allen Eisbahnen in der Schweiz über die Bühne geht. Erstmals dabei beim Küssnachter SC ist ein Jungtrainer, gleichzeitig spielt der Mann mit «Jokerit Helsinki» Baseballcap im Fanionteam in der 2. Liga.

Riki Immonen (links im Jokerit-Cap), vermutet keinen Törmänen. (Küssnachter SC)

Der Jungtrainer mit der Jokerit-Mütze ist der Sprössling von Waltteri Immonen. Doch er ist nicht der einzige Finne, welcher an diesen Samstag Vormittag in der Rigihalle im Einsatz steht. Bei den Piccolos des SC Lyss steht ebenfalls ein Finne auf dem Matchblatt, dabei handelt es sich um den jüngeren Sohn des Trainers der 1. Mannschaft des EHC Biel. Biel und Lyss arbeiten bei den jüngsten zusammen, so gehören solche Aufgebote zur Tagesordnung. Törmänen Junior trägt sogar noch die Stulpen von IFK Helsinki, dem letzten Klub, vor Papas Wechsel ins Berner Seeland.

Ein aufmerksamer Gegenspieler Küssnachts, neben Törmänen stehend, will mehr wissen und fragt erstaunt: «Tragen die Spieler ihre echten Namen auf ihren Trikots?» Ob dies dem Küssnachter Assistenten finnischer Herkunft ebenfalls aufgefallen ist? Vermutlich nicht, warum auch, denn Riki Immonen hat immer in der Schweiz gespielt. So duellieren sich «heimlich» die Söhne aus der finnischen Hauptstadt im schweizerischen Küssnacht, in der Schweizer-Nachwuchsausgabe mit dem besseren Ende für «Jokerit».

Schremp-Show in Lyss

Beim sechsten Swiss-Ice-Hockey-Day in Lyss erweist, neben den einstigen Lyssern Philippe und Simon Rytz, sowie Matthias Rossi, Nicolas Steiner, Ivars Punnenovs und Brendan Shinnimin, Langnaus Rob Schremp dem Lysser Nachwuchs die Ehre.

Bei Schremps Posten gehts um das Thema Stickhandling, gespannt beobachten die Kleinsten die Kunststücke des Amerikaners (Foto). Das Highlight folgt beim anschliessenden Penaltyschiessen zwischen dem SC Lyss und den Stars der National-League. Der 114-fache NHL-Spieler zeigt seinen Lieblingsmove gegen den verblüfften Lyss-Goalie Fabian Zaugg.

2’600 Fans beim 2. Liga-Final

2'614 Zuschauer in der 2. Liga, davon träumen sogar einige NLB-Teams. (Foto: HC Sierre)
2’614 Zuschauer in der 2. Liga, davon träumen sogar einige Teams in der NLB. (Foto: HC Sierre)

Tatort Playoff-Final in der 2. Liga, Gruppe 6, Westschweiz, Spiel 4 zwischen dem HC Sierre und dem Villars HC, 2’614 Zuschauer! Eine 2. Liga-Partie mit mehr als 2’600 Zuschauern? Kaum zu glauben. Mit den beiden Traditionsklubs Villars und Sierre messen sich zwei ehemals Grosse des Schweizer Eishockeys in dieser Finalserie. Immerhin gehörte Villars zu den acht Gründungsmitgliedern der Schweizerischen Eishockeyliga (die anderen sieben waren ebenfalls Romands) und wurde in den 60ern sogar zwei Mal Schweizermeister.

Wie konnte es überhaupt soweit kommen? Während der Villars HC immer noch in der von Madame Potin gesponserten Halle spielt und eigentlich zum Inventar der 1. Liga Westschweizer Gruppe gehört, hat sich Sierre nach dem Zwangs-Abstieg 2013 (notabene unter Trainer Morgan Samuelsson) aus der NLB direkt in der 3. Liga wiedergefunden.

Die Helden um die Gebrüder Croci-Torti und Boucher

Die Villardous (wie sie daheim genannt werden) hatten in der letzten Saison das Pech, die Playoffs in der 1. Liga um einen einzigen Punkt zu verpassen. Vor der Relegationsrunde wurde der Trainervertrag mit dem langjährigen Villars-Crack Gaëtan Boucher verlängert. Doch es kam anders als geplant. Niederlagen gegen Vallée de Joux (mit Coach Beat Kindler) und Yverdon besiegelten den Abstieg der Renards. Das alles hat Boucher an der Bande gar nicht mehr miterlebt. Zunächst wurde er krank gemeldet, anschliessend entlassen.

Das welsche Eishockey-Märchen von einst, erlebt in der 2. Liga eine Renaissance…

Der Abstieg war in Villars-sur-Ollon, wie die Station in den Waadtländer Alpen korrekt heisst, ein Drama. Trotzdem haben sich einige der routinierten Spieler auch für die 2. Liga zur Verfügung gestellt: Sémir Dufresne (Captain und Topscorer), Thierry Marro (der Patrick Kane des armen Mannes, würde Michael Krein in Anlehnung an einen berühmten Chronisten sagen), Nicolas Bernasconi (Ex-Martigny), Yves Jelovac (Bruder des EHC Biel Verteidigers) oder Vincent Ermacora (Ex-Gottéron). Präsident Philippe Bonzon (einst Teil der Meistermannschaft in den 60ern und nicht zu verwechseln mit dem französischen Nationalspieler und ex-Servettien Philippe Bozon!) holte junge Spieler, die in Villars ausgebildet wurden, zurück ins Team. Unterstützung erhalten die Renards auch von Lausanne-Hexer Cristobal Huet, der mit seiner Familie in Villars wohnhaft ist. Seine beiden Söhne spielen für die Nachwuchsteams des VHC und oft ist der französische Nationalgoalie in den Trainings der Youngsters engagiert.

Einst Aldo Zenhäusern und Didier Massy, heute Jan Zenhäusern und Johan Massy

Die Sierrois (oder Siderser) haben im März 2013 die Bilanz deponiert und mussten in der 3. Liga einen Neustart als HC Sierre wagen. Dort hielten sie sich nicht lange auf und sind direkt in die 2. Liga aufgestiegen (23 Siege in 23 Spielen). Das deponieren der Bilanz war auch für die stolzen Walliser ein Drama. Die altehrwürdige Patinoire-de-Graben ist dem Schreibenden noch bestens aus Duellen mit dem EHC Biel Mitte der 90er Jahre bekannt. Seither hat sich im Graben nicht viel geändert. Die mehrheitlich aus Stehplätzen bestehende Tribüne ist immer noch aus Holz – die Ambiance dafür einmalig. Hier wie dort wurde rund um altgediente Spieler junges Personal eingebaut. Der Erfolg hat sich rasch eingestellt. Und Sierre kämpft bereits wieder um den Aufstieg in die höchste Amateurklasse!

Zwischenstand in der Finalserie: 2:2

Am Sonntag um 20 Uhr wird es in der Patinoire-de-Villars nochmals heiss zu und her gehen. Die beiden Teams treffen sich zum alles entscheidenden fünften Finalspiel. Die Kapazitäten der Halle in Villars liegen zwar deutlich tiefer als in Sierre – aber mehr als 1’000 Zuschauer werden auch am Sonntag wieder ihre Teams anfeuern. Der Sieger wird sich in einer weiteren best-of-five Serie mit dem HC Star La Chaux-de-Fonds um den Romand-Titel in der 2. Liga messen. Eigentlich würde es sich lohnen, dabei zu sein…

Sierres Michaël Pont im Zweikampf mit Villars' xxx. (Foto: HC Sierre).
Am Sonntag kommt’s in Villars zum 2. Liga-Showdown zwischen Michaël Pont (links) und Mathieu Kohli. (HC Sierre).

Biasca, die Coyotes des Schweizer Eishockeys

Der HC Biasca übernimmt den 1. Liga Platz des HC Chiasso. Dieser wiederum übernimmt Biascas Platz in der 2. Liga. Damit holt der HC Ambri-Piotta sein 1. Liga-Partnerteam in seine Nähe.

Nach dem „Deal“ zwischen dem EHC Arosa und dem SC Bern im Frühjahr 1986, ist es der grösste „Umzug“ der Schweizer Hockeygeschichte. Was in der National-Hockey-League fast zum „Yearly-Business“ gehört, hat nun auch die Hockeyschweiz erreicht.

Anfang März hat der HC Chiasso aus finanziellen Gründen seinen Rückzug aus der 1. Liga bekannt gegeben. Dafür übernimmt der 2. Liga Klub HC Biasca auf die kommende Saison 2013-14 den Platz in der obersten Amateurklasse. Im Gegenzug wechselt Chiasso in die 2. Liga und an die Stelle der Leventiner.

Geografisch sinnvoll

Klubnamen, Spielerlizenzen und die Spielorte werden getauscht. Mit dem Transfer des HC Chiasso, holt der HC Ambri-Piotta sein Partnerteam in die Leventina. So können künftig Ambris Elite-Junioren von 1. Liga Einsätzen im 30 Kilometer entfernten Biasca profitieren.

Eine ähnliche Situation gab es schon vor Jahresfrist zwischen Luganos Partnerteams HC Ceresio und GDT Bellinzona. Der 2. Liga Klub Bellinzona tauschte seinen Platz mit dem 1. Ligisten Ceresio. Absurd, denn ursprünglich war Chiasso Luganos Farmteam und Bellinzona kooperierte mit Ambri, alles noch klar?

Irren und Wirren um die Klub-Geschichte

Teams werden verschoben, getauscht und umbenannt. Dies ist eine Verfälschung der Geschichte und die Klub-History wird komplizierter als jede Ahnenforschung von Männern welche den Nachnamen ihrer Ehefrau übernehmen.

Die Winnipeg Jets sind das Paradebeispiel. 1996 wurden die Jets in die Wüste nach Phoenix transferiert. Die gesperrten Rückennummern von Bobby Hull und Thomas Steen, welche nie ein Spiel für die Coyotes absolviert haben, hängen nun unter dem Hallendach der Glendale Arena in Arizona.

Die neuen Winnipeg Jets, nach dem Transfer aus Atlanta 2011, erben wiederum die „Geschichte“ der Atlanta Trashers um die zurückgezogene Nummer des tödlich verunfallten Dan Snyder. Wo liegt nun Chiasso? In Biasca – oder erbt die Grenzstadt schon bald einen Platz in der NLA als HC Faido?

Die wichtigsten Umzüge

2013 Ceske Budejovice nach Hradec Kralove
2012 HC Lev Poprad nach Prag
2011 Atlanta Trashers nach Winnipeg
2002 München Barons nach Hamburg
1997 Hartford Whalers nach Carolina
1996 Winnipeg Jets nach Atlanta
1995 Quebec Nordiques nach Denver (Colorado Avalanche)
1993 Minnesota North Stars nach Dallas
1982 Colorado Rockies nach New Jersey
1980 Atlanta Flames nach Calgary
1976 Kansas City Scouts nach Denver (Colorado Rockies)
1976 Oakland Seals nach Cleveland (Barons)
1934 Ottawa Senators nach St. Louis (Eagles)
1930 Pittsburgh Pirates nach Philadelphia (Quakers)

Foto: Chiasso-Kapitän Nicola Medici feiert den 2. Liga-Titel 2010. (Ti-Press)

Südafrika in Arosa

Guido Lindemann ist nicht nur der letzte Schweizer Topskorer der Nationalliga A, sondern auch lange Zeit der einzig bekannte Schweizer in Südafrika. Im Habegger-Verlag-Jahrbuch «Eishockey 92» unter «bisherige Clubs», taucht beim Spielerporträt des Churers Guido Lindemann, plötzlich der Name «Swiss Bears Südafrika» auf. Für einen Eishockey-Belesenen meiner Generation hat das für grosses erstaunen gesorgt, nicht so für die ältere Generation, welche dies in den 70ern mitgekriegt hat.

Faszination Swiss Bears

Die Swiss Bears? Wer hat da wohl alles gespielt, wo haben die gespielt, wieviele Titel haben die geholt? Fragen über Fragen und schliesslich konnte man im Buch «Eishockey» von Vico und Lelio Rigassi einen Bericht über die Südafrikaner mit Spielertrainer Tommy Durling finden, die haben an der C-Weltmeisterschaft 1961 in Genf und Lausanne gespielt.

Das Lindemann-Duell

Am 16. Januar 2004, in Kloten, mittlerweile arbeite ich beim Schweizer Fernsehen (SF) als Sportassistent und bin beauftragt, vor dem Spiel den wahren Guido Lindemann zu seinen beiden Söhnen, welche sich heute erstmals in der NLA gegenüberstehen, zu befragen. Südafrika ist zu diesem Zeitpunkt auch bei mir ziemlich weit weg. Heute interessieren mich Sven und Kim Lindemann. Der ältere, Sven gewinnt mit Kloten vor den Augen des berühmten Vaters, gegen Kim und die Lions mit 3:1.

Erst acht Jahre später gehts zurück nach Südafrika, mit dem Schweizer Sportfernsehen (SSF) gastieren wir für ein Wochenende in Arosa, Spender für das Fernseh-Equipment ist Guido Lindemann. Sofort komme ich wieder mit dem umgänglichen Arosa-Original ins Gespräch und er erinnert sich an das Interview in Kloten. Am Abend gehts zum Schlummertrunk oder in die «Verlängerung» in Lindemann’s Overtime Bar, direkt gegenüber der Post.

Diese Lindemann-Vitrine erzählt zwei Geschichten: Das Foto oben zeigt Lindemann 1990 beim EHC Chur im Trainingslager bei Dynamo Moskau, unten hängt das Jersey vom SC Rheintal, welches Lindemann zwischen 1998 und 2000 trägt. (Krein)

Am nächsten Tag, führt mich die Legende durch sein eigenes Hockey-Museum in der Overtime Bar. Da ist es wieder, das Trikot der «Swiss Bears», jetzt kommen wir doch noch nach Südafrika, Lindemann erzählt von der grossartigen Erfahrung in Johannesburg, welche er zusammen mit seinem Bruder Markus, Bruno Plüss (Olten) und Anton Williner (Visp) teilen konnte. Vor den Lindemanns trugen auch Jakob Kölliker, Bernhard Burri, Emil Handschin, Fredy Pargätzi, Marco Torriani und André Jorns das Trikot der Bären. Logo und Trikot ähneln dem SC Bern, die Bears waren wohl eine Art afrikanische Ausgabe des SCB.

Die «Schweizer Bären», mit ihren hochkarätigen Verstärkungen, holten zwischen 1966 und 1974 sechs Meistertitel. Lindemann spielte erst 1975 und 1976 für je fünf Monate in Johannesburg. Gegner waren Kanadier, Deutsche und Österreicher. Der Bündner holte seine beiden Meistertitel nicht in Südafrika, sondern 1980 und 1982 mit dem EHC Arosa.

Die Meisterära der Swiss-Bears

1966 Swiss Bears Johannesburg
1967 Swiss Bears Johannesburg
1968 Swiss Bears Johannesburg
1969 Swiss Bears Johannesburg
1970 Canadian Hush Poppies Johannesburg
1971 Maple Leafs Johannesburg
1972 Edelweis Johannesburg
1973 Swiss Bears Johannesburg
1974 Swiss Bears Johannesburg

Carlsberg, Heineken und der EHC Rheinfelden

Rheinfelden und Feldschlösschen gehören zusammen wie das Bündner Bergdorf Vals und das Valserwasser. Wenn ich in Vals ein «Rhäzünser» bestelle, würde man mich für verrückt erklären. Der Vergleich mag etwas übertrieben sein, denn die Welt von Hopfen und Malz ist weitaus kulanter und kaum mehr überblickbar. Dass aber ausgerechnet in der Stadionbeiz des EHC Rheinfelden kein Feldschlösschen ausgeschenkt wird, grenzt an ein kleines Wunder. Wie geht das?

Seit Jahren – auch aktuell – trägt der Eishockey Club aus Rheinfelden vom «lokalen» Bierschloss die Werbung auf der Brust. Mitbesitzer der Rheinfelder Stadionbeiz ist ein bekannter Ex-Fussballer des FC Basel und aktueller Trainer eines Innerschweizer Super-League-Klubs. Die logische Folge: Der Trikot-Werbung zum trotz, fliesst beim EHC Rheinfelden jetzt das Innerschweizer Eichhof-Bier statt das lokale Feldschlösschen.

Es spielt keine Rolle

Unter Berücksichtigung der wahren Besitzer – Feldschlösschen gehört seit 2000 zum dänischen Carlsberg-Konzern und Eichhof gehört seit 2008 zur holländischen Heineken-Gruppe, welche unter anderem in den 90er Jahren die Britische Eishockeyliga gesponsert hat – spielt es eigentlich keine Rolle, welche Biermarke nun Rheinfeldens Eishockeyaner versorgt, Heineken oder Carlsberg, Holland oder Dänemark oder eben Feldschlösschen oder Eichhof.

Der American Dream beginnt in Basel

Brüglingerstrasse Basel, es ist Samstag Vormittag, ich stehe mit meinem Auto am Rotlicht, ca. 100 Meter vom St. Jakobs-Areal entfernt. Die Sonne scheint, das Vogelgezwitscher übertönt meinen Radiosender, was für ein herrlicher Frühlingstag. Wohl keiner der sommerlich gekleideten Passanten rund um das Sankt-Jakob-Areal käme auf den Gedanken, dass Eishockey jetzt ein Thema sein könnte, erst recht nicht in Basel.

Zehn Minuten später – der Geruch von Eis und ein Hauch von Kälte sind zu spüren – bremsen von Schlittschuhen und an die Bande knallende Pucks hallen durch die Sankt Jakobshalle, ein «Pfiff» aus der Trillerpfeife von Matt Smith bricht die Übung ab. Auf dem Eis kämpfen 30 Spieler aus Österreich, Italien, Deutschland, Slowenien und der Schweiz um ein Ticket für Toronto.

Die Jungs sind zwischen 15 und 19 Jahren

Scanlon-Creek-Hockey-Canada, mit Matt Smith, Jenya Feldman und Philippe Bohnenblust, bietet jungen Europäern, die Möglichkeit sich im Mai 2011 an einem Showcase Turnier in Toronto für die nordamerikanischen Ligen zu empfehlen. Die Jungs in Basel sind zwischen 15 und 19 Jahren und kommen aus Kloten, Davos, Basel, Salzburg, Varese, Valpellice oder St. Pölten.

Das Basler Camp 2011; hinten links Krein, Bohnenblust, hinten rechts Smith, Malicek. (Feldman)

Einer von ihnen hat bereits eine Saison in Übersee bestritten: Der Baselbieter Remo Hunziker spielte in der aktuellen Saison bei den Hartford Jr. Wolfpack in der Atlantic-Junior-Hockey-League (AJHL). In der kommenden Saison will er sich in Nordamerika eine Stufe höher beweisen, deshalb bestreitet er wieder das Camp von Scanlon-Creek. Für den «American- oder Canadian Dream» gehen die jungen Spieler bis ans Limit. Nicht nur körperlich sondern auch psychisch ist dies kein Zuckerschlecken.

Der Spass steht immer im Vordergrund

Dennoch heisst das oberste Gebot «Spass am Spiel», diesen Eindruck habe ich jedenfalls auf der Spielerbank während das Coachings (ich coache das Team «White») der beiden Trainingsspiele zwischen den Teams «White and Black.» Selbst nach zwei harten und intensiven Trainingstagen, lautet die Frage in den letzten Spielminuten (die Matchuhr ist defekt) jeweils: «Wie lange gehts noch?» oder «wie lange können wir noch spielen?» Keiner hinterlässt den Eindruck von «Müdigkeit oder Unlust», spielen, spielen und spielen ist der Hauptgedanke. Gerade deshalb werden es einige von ihnen auch in Nordamerika packen, da bin ich überzeugt. Und wenn die «Müdigkeit» kurzzeitig doch noch eintritt, gibts, wie könnte es für einen Salzburger auch anders sein «änen Red Bull.»

Telebasel Beitrag zu Scanlon Creek, start bei 17:05

Die Teilnehmer am Evaluation Camp

NrNameJahrgangPositionKlub
1Marco Rennhard1994FKloten
2Stephan Bacher1996GAugsburg (De)
3Iloy Borer1994DBasel
4Lorenzo Broggi1993GVarese (It)
5Nicolo Megioranza1994FVarese (It)
6Kilian Seidl1994GPustertal (It)
7Maco Richter1995FSt. Pölten (Ö)
8Stefan Brügger1992FSeewen
9Nicolo Rocca1993FValpellice (It)
10Jordi Buchholz1994GKaufbeuren (De)
11Fabian Baumann1992D
12Richard Albrecht1995GMexiko
13Orell Trautmann1996DThun
14Armin Trautmann1992FPreussen (De)
15Anton Ranov1994FDavos
16Nik Truden1993FLjubljana (Slo)
17Mattia Laudi1994DTurin
18Sera Bengerman1995D
19Marks Olesko1991DGrefrath (De)
20Fabian Erk1994FFrankfurt (De)
21Stefan Goller1993FKaufbeuren (De)
22Keegan Evangelista1994FBasel
23Davide Ferrari1993GFeltre (It)
24Vincenzo Küng1993FThun
25Tim Odermatt1994FDavos
26Nicolas Paul1993DSalzburg (Ö)
27Remo Hunziker1992FHartford (USA)