Ein Hauch der Superlative ist schon während des Warm-Ups der New York Rangers in der PostFinance Arena zu spüren. Noch vor wenigen Jahren schien dies unmöglich, die Schweiz verpasste es 1990 die Edmonton Oilers zu engagieren, der Stanley-Cup-Sieger spielte damals in Düsseldorf, Graz und München. Doch nun sind sie da: Wade Redden, Scott Gomez, «King» Henrik Lundqvist, Chris Drury, Dan Fritsche (Neffe von John Fritsche), Nikolai Tscherdew (in journalistischem Deutsch) oder eben «Zherdev», Colton Orr, Aaron Voros oder Brandon Dubinsky… …die weissen Trikots mit dem «Rangers» Schriftzug agieren in allen Belangen eine Klasse besser als wir dies von der Nationalliga-A gewohnt sind.
Alles ist ein bisschen anders als sonst. Nicht nur die Security-Crew – nicht einmal Christian Dubé, er bestritt immerhin 36 Spiele für die Rangers, kann die Arena ohne vorweisen seines Ausweises betreten – auch die Medienplätze sind so gut besetzt wie nie zuvor. Als ich irgendwo einen Sitz für mich beanspruchen will, werde ich von einer Hostesse (im Victoria-Cup-Outfit) in höflichem englisch angesprochen: «Are you from the Aargauer Zeitung?» Leider muss ich die Frage mit «Nein» beantworten und mir einen neuen Platz, direkt hinter der Rangers-Spielerbank aufsuchen, immerhin habe ich eine offizielle Akkreditierung des Schweizer Fernsehens (SF) aber keinen fixen Sitzplatz.
„Nicht einmal Christian Dubé kann die Arena ohne vorweisen seines Ausweises betreten.“
— Beobachtung in der Tiefgarage
Das Schweizer Fernsehen (SF) produziert erstmals mit 18 Kameras, das sind sechs mehr als beim Spenglercup, was dem NHL-Standard in der Regular-Season (in den Playoffs sind es 24 Kameras) entspricht. Das Spiel wird sogar vom «Madison-Square-Garden-TV» live nach Manhattan übertragen. Für die Rangers ist es der erste Europa-Auftritt seit 1981, damals gastierte der Tross für drei Spiele in Stockholm am Dagens-Nyheter-Cup und für eine Partie in Helsinki.
Ein Hauch der Superlative
So sitze ich wie ein kleiner Junge mit grossen Augen hinter den Spielern der Rangers (siehe Foto) und lasse den Zauber des Spiels einfach so auf mich einwirken. Diese Partie gibts in 100 Jahren vielleicht einmal zu sehen. Jede einzelne Minute hat für mich den Hauch der Superlative, auch wenn die Top-Shots Markus Näslund, Henrik Lundqvist (Backup) und Marc Staal für das morgige Spiel um den Victoria-Cup gegen Metallurg Magnitogorsk noch geschont werden.
Am Spieltag des ersten Victoria-Cups der Eishockey-Weltgeschichte besuche ich das Training der Rangers zwischen 10 Uhr und 11 Uh 15. Die Stimmung ist locker und die Halle für Jedermann zugänglich, so schaut auch die russische Legende Alexander Jakuschew vorbei und unterhält sich mit Nikolai Tscherdew (siehe Video). Am Abend wird das einst so hartumkämpfte Duell zwischen Ost- und West erstmals seit dem 15. Januar 1991 und dem letzten Spiel der legendären «NHL-Super-Series» fortgesetzt. Der europäische Titelträger Metallurg Magnitogorsk empfängt die Rangers, dieses Duell zwischen Europas Nummer-Eins und einem NHL-Teams gabs schon vor Einführung des Victoria-Cups.
Am 20. August 2008, steht das Freundschaftsspiel Furusut IL Oslo – Valerenga IF Oslo auf dem Programm, ein Klassiker zwischen zwei norwegischen Traditionsclubs in Oslo. Nach einem Besuch der berühmten Holmenkollen-Schanze, ein olympischen Denkmal von 1952, gehts mit der Metro eine Stunde quer durch die norwegische Hauptstadt, die Station Furuset liegt am anderen Stadtende. Das Furuset-Forum liegt glücklicherweise keine fünf Minuten von der Metro-Station entfernt.
Eine Stunde vor Spielbeginn befinden sich erschreckend wenig Leute rund ums ehemalige WM-Stadion von 1989, auch die Stadionkasse ist geschlossen und die ersten Mannschaft wärmt sich auf fürs Training? Das besagte Vorbereitungsspiel, es steht auf der Homepage beider Clubs, wird kurzfristig abgesagt, wie der Eismeister entgegnet. Die Gäste von Valerenga hätten zu wenig Spieler, ist der Absagegrund. Schade, denn beim norwegischen Rekordmeister steht der ehemalige Weltklasse-Spieler, und für mich beste Norweger aller Zeiten, Espen Knutsen an der Bande. Am 20. August aber, sehe nur ich, alleine an der Bande, dafür bleibt mehr Zeit für eine Stadiontour.
Das Furuset-Forum erlebte den letzten Meistertitel Furusets 1990. (Krein)
Selbstverständlich gehört auch noch ein Besuch des Jordal-Amfi, Heimstätte des vermissten Gegners, dazu. Am nächsten Vormittag, um 8 Uhr 30, ist die frühere WM- und Olympiahalle geschlossen, doch der Eismeister gewährt mir einen Einblick in die «rote Halle.» Das Jordal-Amfi erlebt neben den Olympischen Spielen 1952, die Eishockey-A-Weltmeisterschaften 1958 und 1999, dazu die B-Weltmeisterschaft 1989 (Foto oben), wo die Schweiz den Aufstieg in die A-Gruppe verpasst.
Das Jordal-Amfi schläft noch an diesem August-Morgen. (Krein)
Martin Plüss knapp verpasst, erblicke ich am Sonntag, 17. August 2008 das imposante Scandinavium in Göteborg. Hier hat Plüss die letzten vier Jahre als Hockey-Profi sehr erfolgreich verbracht. In der Lockout-Saison, in der wohl qualitativ besten Spielzeit Schwedens, holte der ehemalige Klotener am 12. April 2005 den Meistertitel mit den Südschweden. In der Finalserie von fünf Spielen, wurde Martin Gerbers Färjestads BK Karlstad in einer 4:1-Serie bezwungen.
„131 Spiele, 73 Tore, 74 Assists und ein Meistertitel in vier Jahren.“
— über Martin Plüss
Die Multifunktionshalle, welche bereits 1971 eröffnet wurde, war 1981 und 2002 auch schon zweimal Gastgeber für die Weltmeisterschaft. Zum Zeitpunkt der Eröffnung war das Scandinavium, hinter dem Berner Allmend-Stadion, die zweitgrösste Eishalle des Kontinents. In diesem Sommer wechselt Plüss vom einst zweitgrössten- ins einst grösste Stadion oder aktuell vom drittgrössten Publikum zum grössten Anhang Europas.
Am 2. Oktober gastieren die Ottawa Senators, im Rahmen der NHL-Challenge, im Scandinavium und spielen gegen die Indianer. In den Genuss eines NHL-Vergleichs kommt Plüss in Bern sogar noch zwei Tage früher, denn der SCB misst sich mit den New York Rangers und deren Weltklasse-Keeper Henrik Lundqvist, einst Teamkollege und Meisterspieler von Plüss in Göteborg.
Vor verschlossenen Türen,erst am 13. September 2008 gehts wieder los in Göteborg. (Krein)
Für Plüss zu spät und für den «Fans Day» knapp einen Monat zu früh, stehe ich am Valhallagatan 1, im südlichen Stadtbezirk Heden von Göteborg. Die Stadt ist, wie in Schweden üblich, äussert Velo-Freundlich, die Fahrradspur verläuft sehr prominent bis ins Zentrum durch die «Halb-Millionen-Stadt», welche innert vier Kilometern vom Eisstadion zu erreichen ist.
Auf dem Weg vom Scandinavium ins Stadtzentrum, fährt man am «Skanegatan» auch beim Ullevi-Stadion der Fussballer vom IFK Göteborg vorbei. Hauptaugenmerk bleibt aber die «Halle» der Hockeyaner, welche übrigens von aussen dem Saddledome in Calgary ähnelt. Allerdings stand das von Poul Hultberg entworfene Stadion schon zwölf Jahre vor der Eröffnung der Olympia-Halle der Calgary Flames.
Der Eingangsbereich bei Sektor B. (Krein)Die roten Schalensitze prägen das Innenbild der Arena. (Krein)
Die Frölunda Indians gehören seit der Eröffnung des Scandinaviums zu den führenden Adressen Europas, in den letzten vier Jahren pilgerten jeweils über 11’000 Fans an die Spiele des schwedischen Krösus. Bereits 1980-81 verzeichnete Frölunda einen Schnitt von 12’366 Fans pro Spiel, dies bedeutete schon damals Rang zwei hinter dem SC Bern (14’040).
Ängelholm, eine kleine Stadt in Südschweden mit 40’000 Einwohnern, beheimatet ein Eishockeyteam in der zweithöchsten Spielklasse im Land des mehrfachen Weltmeisters. Einer aus dem Olympia-Gold-Team und des Weltmeister-Teams von 2006 spielt beim schwedischen Zweitdivisionär in der „Allsvenskan“, der Verteidiger wird in Turin sogar zum besten Abwehrspieler beim olympischen Turnier gewählt.
Kenny Jönsson, der 705-fache NHL-Spieler der Toronto Maple Leafs und der New York Islanders, spielt seit dem Lockout bei Rögle BK in Ängelholm, seinem Stammclub. Trotzdem gehört der Weltklasse-Back bis 2009 zum schwedischen Nationalteam. Jönsson könnte bei jeder europäischen Topadresse spielen, er bleibt aber in seiner Heimatstadt, im beschaulichen kleinen Ängelholm. Grund genug der Faszination Ängelholm auf den Grund zu gehen.
Die Einkaufsstrasse von Ängelholm am Sonntag-Vormittag. (Krein)
Ängelholm liegt an der Bucht Skälderviken, an der schwedischen Westküste. Durch den langen Sandstrand gilt Ängelholm als bekannter Badeort, das Städtchen ist durch einen Birkenwald von der Nordsee getrennt. Die Stadt wirkt am Sonntag Vormittag, auf der Suche nach einem Kaffee, etwas verschlafen und es sind kaum Leute anzutreffen. An den Türen der Läden, sind die Spuren des Aufstiegs des Rögle Bandyklub (BK) aber noch deutlich sichtbar. Plakate und Zeitungsartikel des Aufstiegs im Frühjahr 2008, sind auch im Spätsommer überall noch präsent. Kapitän Jönsson hat seine Mannschaft erstmals seit dem Abstieg 1996 wieder in die oberste Spielklasse zurück geführt.
Jönsson spielt zwischen 1991 und 1995 bereits für das Fanionteam und steigt 1992 mit Rögle in die Elitserien auf. Nach Jönssons Abgang 1995 Richtung Nordamerika, steigt die Mannschaft im ersten Jahr nach Jönsson wieder in die zweite Liga ab oder anders ausgedrückt: „Ohne Jönsson, keine Elitserien.“ Das Eishockey ist allgegenwärtig und Rögle der wichtigste Verein der Stadt, aktuell wird die Ängelsholm Ishall (Gripenhallen) umgebaut und nennt sich künftig Lindab Arena. Man rüstet sich also für die höhere Aufgabe und möchte sich langfristig in der obersten Spielklasse etablieren.
Die Trainingshalle oder Gripenhallen. (Krein)
Der Eingang zur neuen Lindab-Arena. (Krein)
Die Halle steht gleich beim Fridhemsparken. (Krein)
In der Trainingshalle ist das Eis bereits zubereitet und ein Junioren-Training steht auf dem Programm. Die Lindab-Arena steht im Umbau und sollte zum Saisonstart bereit sein. Rögle, trägt seinen Namen ursprünglich vom Bandyklub, welcher auf einem kleinen See im Dörfchen Rögle, südlich von Ängelholm seinen Ursprung hat. Der 1921 gegründete Tradtionsklub, startet erst in seine achte Spielzeit im schwedischen Oberhaus. Mit Jönsson im Team dürfte der Ligaerhalt aber eine lösbare Aufgabe sein, denn mit seiner Integrationsfigur ist Rögle noch nie abgesteigen.
In der neuen Lindab-Arena soll die Elitserien-Rückkehr erfolgreich werden. (Krein)
Fantastisch würde ich den Aufenthalt bezeichnen, nun was hat Quebec zu einem fantastischen Ort gemacht? Waren es die zwei-drei Spiele welche wir täglich miterleben durften? Waren es vielleicht die Nightclubs «Maurice» und «Chez Dagobert?» Waren es die interessanten Geschichten welche rund und vor allem neben dem Eis über die Bühne gingen? War es die Fan-Meile mit den zahlreichen heissen Animationsgirls auf ihren futuristischen Zweirädern? War es die Faszination und der Bekanntheitsgrad des Russen Alexander Radulow (er ist DER Held in Quebec)? Das Treffen und Biertrinken mit den Franzosen Sébastien Bordeleau und den Treille-Brüdern? Oder vielleicht doch eher das Treffen in den Katakomben des Colisées mit Mark Streit? Die Altstadt von Quebec oder doch eher die heldenhaften Autofahrten unseres Organisators? Nicht zuletzt dürfen wir «Ernst» (unser Ticketkäufer aus der Schweiz, der seit 40 Jahren in Quebec lebt) und den Bieler Hockeyfan auf dem Velo Downtown Quebec nicht vergessen!
Sébastien Bordeleau hat uns an Frankreichs «Ligaerhalt-Party» im Club-Maurice eingeladen. (Michael Möri)
Das Hockey-Paradies
Zweifellos war es für uns das Paradies, Hockey schauen, Hockey leben, Hockey kaufen, Hockey erleben und Hockey staunen, zwischen Alkohol, Ausgang, Morgenessen, wenig Schlaf (nur ein Mann hatte genügend Schlaf), Autofahrten, 1’000 geilen Weibern, feinem und reichhaltigem Essen und grossen TV-Screens – und die Erkenntnis, dass man den Hockeysport nicht mehr ganz so ernst nehmen kann oder darf – oder, dass auch hier «Deppä», «Giglä» und «Gelackmeierte» zu finden sind. Auch wir outeten uns hin und wieder als Deppen.
„Der grosse Held war Alexander Radulow.“
— Radulow mit der Stafford-Smythe-Trophy (MVP) 2006
Der grosse Held der Weltmeisterschaft 2008 war für mich der Russe Alexander Radulow, er ist DJ im Nobelclub Maurice, Topskorer der Nashville Predators, sein Trikot hängt unter der Hallendecke des Colisées, ist russicher Nationalspieler, ist Memorial-Cup-Sieger und MVP mit den Quebec Remparts (siehe Zitat), wurde als Nr. 15 gedrafted, ist Spieler des Jahres aller kanadischen Juniorenligen (QMJHL, OHL, WHL), hat ein grosses Beziehungsnetz und vergnügt sich mit Schweizer Spielerfrauen, das macht ihn zu meinem WM Helden 2008.
Helden und Deppen
In gewisser Weise waren wir beides, manchmal Helden, manchmal Deppen! Als Deppen haben wir unsere sieben Tickets der Viertel-, Halb- und Finalspiele für je 25 kanadische Dollar an einen ehemaligen Schweizer Geschäftsmann verkauft – eigentlich haben wir unsere Seele verkauft. Als Deppen sah uns wohl auch die englische «Miss-Moneypenny-Verschnitt-Flight-Attendant» in der Maschine der British Airways von Montreal nach London. Eher Helden waren wir auf der Tribüne des Pepsi-Colisées, im «Maurice», im «Chez Dagobert» oder für den Franzosen Yorick Treille, der uns jeweils aus der Warteschlange vor dem Club Maurice durch den VIP-Eingang eingeschleust hat. Nun dann bis zur nächsten WM in der Schweiz, auf der Suche nach neuen Helden und Deppen!
Das Ticket-Booklet, in Quebec haben wir das ganze WM-Kontingent gekauft. (Krein)
Mark Streit kurz vor dem Interview beim Schweizer Fernsehen. (Lukas Studer)
Sieg gegen Schweden
Was für ein Spiel, was für eine Schlussphase und welch‘ Erleichterung danach. (unbekannter Schweizer)
Knapp ‚9000 Zuschauer sitzen bei Frankreich – Weissrussland im Colisée, also rund 1’000 mehr als beim Spitzenspiel Schweiz – Schweden. Im francophonen Quebec avanciert Frankreich zu einer Art «Kanada II.» (Krein)
7. Mai 2008 – 19 Uhr
Frankreich – Weissrussland 1:3 (1:1, 0:1, 0:1) Colisée. – 8’880 Zuschauer. – SR Partanen /Savage (Fi/Ka), Eglitis /Semjonow (Lett/Est). – Tore: 13. Kaljuschny (Andrei Kostitsyn, Sergei Kostitsyn) 0:1. 20. Coqueux (Lacroix, Bordeleau/Ausschluss Bellemare!) 1:1. 28. Ugarow (Leontiev, Koltsov) 1:2. 60. (59:15) Andrei Kostitsyn (Kaljuschny, Leontiev) 1:3. – Strafen: Frankreich 11-mal 2 Minuten, Weissrussland 4-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Frankreich ohne Sacha Treille und Trabichet. Weissrussland ohne Makritsky und Antonenko. Frankreich ab 59:22 ohne Torhüter. Torschüsse 20:29 (7:8, 6:11, 7:10). Yorick Treille (Fr) und Koval (WRuss) als beste Spieler ausgezeichnet. Frankreich: Huet (Lhenry); Amar (2), Bachet; Besch (2), Bonnard; Lacroix (2), Quessandier; François Rozenthal (2), Meunier (C) Yorick Treille; Gras (2), Bordeleau (4), Coqueux; Hecquefeuille, Bellemare (4), Desrosiers (2); Lussier, Zwikel, Tardif (2). Weissrussland: Koval (Goryachevskikh); Denisau, Salei (C); Kastyuchonak, Leontiev; Kolosau, Zhurik; Siarhei Kastsitsyn, Kalyuzhny (4), Andrei Kastsitsyn (4); Ugarov, Grabovsky, Koltsov; Mialeshka, Mikhalev, Chuprys; Dudik, Zadzialenau, Kulakov.
Beim Zwischenrunden-Spiel der Gruppe E, hat die Schweiz, mit den zwei NHL-Goalies Martin Gerber und Jonas Hiller, gegen Tschechien, mit 16 NHL-Akteuren, in «Spiel 27» in allen Belangen das Nachsehen.Mark Streit, der von Montreal keine WM-Freigabe erhalten hat, verfolgt die Niederlage von der Tribüne aus,(Krein)
Eine Weltklassebank: Kovalchuk (71), Fedorov (28) und Ovechkin (8) warten auf ihren nächsten Einsatz beim Duell der «roten-» gegen die «weissen» Russen. (Krein)
Alexander Ovechkin, beobachtet von Alexander Radulov, verabschiedet sich von NHL-Mannschaftskollege Niklas Bäckström(19),gefolgt von den schwedischen Weltklassegoalies Stefan Liv, der 2011 beim Flugzeugabsturz von Jaroslawl ums Leben kommt, und Henrik Lundqvist. (Krein)
Beim Bully stehen sich Sébastien Bordeleau (Bern) und Jonathan Pittis (Bruder von Domenico) gegenüber. Beide Stürmer treffen beim Knüller um den Ligaerhalt. Italiens Headcoach Michel Goulet muss ausgerechnet in Quebec, seiner ehemaligen NHL-Wirkungsstätte, absteigen. (Krein)
10. Mai 2008 – 20 Uhr 15
Italien – Frankreich 4:6 (1:2, 1:1, 2:3) Colisée. – 7’649 Zuschauer. SR Looker /Partanen (USA/Fi), Eglitis /Feola (Lett/USA). – Tore: 3. Cirone 1:0. 9. Amar (Bordeleau, Desrosiers /Ausschluss Pittis) 1:1. 15. Yorick Treille (Amar, Bordeleau /Ausschlüsse Ansoldi, Signoretti) 1:2. 25. Zwikel (Desrosiers) 1:3. 27. Signoretti (Cirone, Fontanive /Ausschluss Scandella!) 2:3. 42. Desrosiers 2:4. 45. Iannone (Bustreo) 3:4. 46. Yorick Treille (François Rozenthal) 3:5. 52. Bordeleau 3:6. 57. Pittis (Chitarroni, Hell /Ausschluss Frankreich) 4:6. – Strafen: Italien 7-mal 2 plus 10 Minuten (Iannone), Frankreich 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Italien ohne Strazzabosco (verletzt) und Insam (überzählig), Frankreich ohne Meunier und Trabichet (verletzt). Italien ab 56:10 bis 56:58, 57:20 bis 57:59 und 58:16 bis 59:21 ohne Torhüter. Torschüsse 45:31 (11:12, 16:6, 18:13) Italien: Hell (Tragust); Helfer, Borgatello; Trevisani, Signoretti (2); Lorenzi, Hofer; Lutz; Fontanive, Cirone, Scandella (2); Margoni, Ansoldi (2), Ramoser (2); Chitarroni (C), Pittis (2), De Bettin (2); Iannone (12), De Toni, Bustreo; Parco. Frankreich (2): Huet (Lhenry); Amar, Bachet (C); Besch, Lacroix; Bonnard, Quessandier; Mille; François Rozenthal, Bordeleau, Yorick Treille (2); Lussier (2), Gras, Coqueux; Hecquefeuille, Bellemare, Desrosiers; Sacha Treille (2), Zwikel, Tardif (2); Raux.
Egel wie gut die Dänen oder wie schlecht die Schweizer, am Ende gewinnt immer die Schweiz. Thierry Paterlini, Thomas Ziegler, Paul di Pietro und Julien Vauclair jubeln in der 32. und 34. Minute gegen Patrick Galbraith und Co. (Krein)
Zwei Tage nach dem «Prunkstück in teuflischer Umgebung» gastieren die Teufel durch den Lincoln-Tunnel auf der anderen Seite des Hudson-Rivers. Der Weg führt aber vorher schon über den Hackensack-River, einem Ausleger der Newark-Bay. Ein Derby der ersten Klasse zum 90. mal im Herzen Manhattans. Das letzte Playoff-Duell gewinnen die Devils vor knapp zwei Jahren, im April 2006, mit einem 4:0-Sweep.
Unvergessen ist die hochdramatische Stanley-Cup-Serie im Final der Eastern-Conference 1994, «über sieben Spiele müssen sie gehen», in drei Heimspielen siegen die Rangers im Madison-Square-Garden nur einmal und stehen nach fünf Partien mit 2:3 in der Serie mit dem Rücken zur Wand. Die Rangers gewinnen Spiel sechs in East Rutherford und das siebte- und entscheidende Spiel wird erst in der 84. Minute in der zweiten Overtime durch Stéphane Matteau doch noch zu Gunsten der Rangers entschieden.
Alle sieben Partien sind mit 18’200 (in New York) und 19’040 (in East Rutherford) Zuschauern ausverkauft und die Rangers holen in der Folge am 14. Juni 1994 gegen die Vancouver Canucks im siebten Spiel den letzten Stanley-Cup der Klubgeschichte. Ausverkauft ist auch die neuste Ausgabe zwischen den Rangers und Devils am 9. Dezember 2007, mit dem letztjährigen Lugano-Söldner Jason Strudwick. Die Dramaturgie ist beinahe mit dem unvergessenen Playoff-Duell aus dem Jahre 1994 vergleichbar, denn der Entscheid fällt, im torärmsten Spiel der Geschichte, ebenfalls erst in der Overtime.
Brendan Shanahan, wird im Januar 39-jährig, schiesst als ältester Mann auf dem Eis die Rangers mit dem einzigen Tor des Abends nach 30 Sekunden in der Verlängerung ins Glück. Im Tor der Devils steht in seiner 16. Saison Martin Brodeur, der Weltklassegoalie ist der einzige Spieler der von der damaligen «Battle-of-the-Hudson-River» 1994 noch dabei ist. Ausgerechnet Shanahan, der einst, 1987, von den Devils aus New Jersey als Nummer zwei im Draft gezogen wird und vier Spielzeiten in East Rutherford verbringt, entscheidet die 179. «Hudson Rivalry», wie das Duell auch noch genannt wird, für das Team aus Manhattan.
New York Rangers – New Jersey Devils 1:0nV (0:0, 0:0, 0:0, 1:0) Madison-Square-Garden. – 18’200 Zuschauer. – SR McCreary (7) /Kozari (40), Dapuzzo (60) /McElman (90). – Tor: 61. (60:30) Shanahan (Gomez, Tyutin) 1:0. – Strafen: New York 4-mal 2 Minuten. New Jersey 6-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: New Jersey ohne Vishnevski (überzählig), Pandolfo und Oduya (beide verletzt), New York ohne Avery und Malik (beide überzählig). Shanahan* und Lundqvist** (beide New York) und Brodeur*** (New Jersey) als beste Spieler ausgezeichnet. New York Rangers: Lundqvist (Valiquette); Rozsival (2), Staal; Girardi, Mara (2), Strudwick, Tyutin; Dubinsky (2), Straka, Jagr; Shanahan, Betts, Gomez (2), Drury, Callahan, Prucha, Orr, Hollweg, Hossa. New Jersey Devils: Brodeur (Weekes); Martin, Rachunek; White, Greene, Brookbank (2), Mottau (2); Parise, Gionta, Elias; Pelley, Madden (2), Langenbrunner (2), Zubrus (2), Rupp, Brylin, Zajac, Asham (2), Clarkson.
Saison 2007-08
Datum
Spiel
Resultat
25.10.2007
Rangers – Devils
2:0
3.11.2007
Rangers – Devils
2:1nP
14.11.2007
Devils – Rangers
2:4
9.12.2007
Rangers – Devils
1:0nV
Bis im April geht die «Battle-of-the-Hudson-River» noch vier mal über den Fluss.
Bilanz im Garden
Das 90. Duell im Madison-Square-Garden ist die torärmste Partie der Geschichteund in der zwölften Overtime erst der fünfte Rangers-Sieg. (Krein)
Am 6. Mai 2007 spielen die New Jersey Devils ihr letztes Spiel in ihrer Urstätte in East Rutherford, die Viertelfinalpartie gegen die Ottawa Senators geht mit 2:3- und die Serie mit 1:4 verloren. Letzter Torschütze ist Scott Gomez und das wars nach 25 Jahren in der ursprünglichen Brendon-Byrne-Arena, die ihr Ende unter dem Namen Continental-Airlines-Center erlebt.
Spielverderber Ottawa
Nach einem Saisonauftakt von neun Auswärtspartien, eröffnen die Devils ihre neue Heimat im Prudential Center am 25. Oktober 2007. Und wieder heisst der Gegner Ottawa. Und wieder gehen die Senatoren aus der kanadischen Hauptstadt mit einem 4:1 als Sieger vom Eis. Erster- und einziger Devils-Torschütze ist Brian Gionta.
Zum zwölften Heimspiel im neuen Center lande ich, an einem kalten Dezember-Abend, rechtzeitig am Flughafen Newark. Zum Hotel-Check-In reichts aber nicht mehr vor dem Spiel. So gehts per Taxi direkt durch die düstere Gegend der «Brick-City», wie Newark rund um New York genannt wird, ans Spiel gegen die Washington Capitals. Auch für die Gäste ist es das erste Spiel in der neusten NHL-Arena.
Die Lafayette Street 25, an einem kalten Dezember-Abend 2007. (Krein)
An den Strassen rund ums Stadion hängen bereits die Fahnen der Devils und lassen erste Vorfreude aufkommen, nach einem kurzen innehalten und einem Blick der kahlen und kalten Lafayette Street entlang, kommt der Gedanke schnellstmöglichst ins Stadion zu kommen. Doch irgendwie passt die düstere Umgebung zu den Devils. Der Legende nach soll es in New Jersey seit dem 18. Jahrhundert immer wieder zu Sichtungen mit einem teufelartigen Wesen gekommen sein.
Die Legende des Jersey Devil
1905 Im Januar 1909 schafft es die Legende sogar ins «Philadelphia-Evening-Bulletin», wo mehrere Augenzeugen den «Jersey Devil», welches auch als «the Beast from East» genannt wird, gesehen haben wollen. Durch diese Ereignisse werden sogar Schulen und Geschäfte kurzzeitig geschlossen. Das Teufelswesen soll Hunden oder Pferden ähneln, rotglühende Augen und Hörner haben. Die Legende wird später durch Geschichtsprofessoren, widerlegt.
Der Teufel schafft es trotzdem ins Hockeybusiness, bereits 1964 spielen die Jersey Devils (siehe Foto) in der Eastern-Hockey-League (EHL). Diese Legende inspiriert 1982, nach dem Umzug der Rockies aus Denver, auch die Macher der New Jersey Devils und die aktuelle Umgebung des Stadions könnte dies nicht besser unterstreichen, teuflisch eben.
Die Devils Trikot-History, ganz links die Jersey Devils (EHL). (Krein)
Brian Gionta, erster Torschütze im neuen Heim. (Krein)
Meran, bekannt für seine Heilbäder als Kurort im schönen Südtirol oder die zahlreichen Besuche von Kaiserin Sissi, aber auch bekannt durch den Hockey-Club Meran. Nach einem Abstecher aus der Meraner Altstadt, wo in einem Sportgeschäft das letzte Meistertrikot (Foto) hängt, erreicht man zu Fuss innert 15 Minuten die Meranarena, das renovierte Stadion des zweifachen italienischen Meisters.
Unter Bryan Lefley holten die Südtiroler 1986 ihren ersten „Scudetto“, unter Miroslav Frycer und Gary Clark holten die Ladiner 1999 den zweiten Titel. Zuletzt spielte der italienische Zweitligist unter dem Schweizer Bruno Aegerter und holte den Titel in der Serie B.
Die Halle ist im Hochsommer selbstverständlich geschlossen, doch ein Eismeister „knorzt“ etwas in seinem Kämmerlein. Die Stadiontüren kann er mir nicht öffnen, doch nach einem kurzen Smalltalk über den HCM und meine Herkunft, aus dem gleichen Land wie deren beliebter Meistertrainer Aegerter, lassen den Eismeister in seinen Schubladen grübeln.
Ein Programm der U18-EM 2006, Meran war Austragungsort, und paar Aufkleber des HC Merano überreicht mir der freundliche Eismeister. Aegerter muss hier gute Arbeit verrichtet haben oder ist es einfach die übliche Südtiroler Gastfreundlichkeit?
Meran verfügt neben der Halle auch ein Aussenfeld. (Krein)
Die Meranarena bietet eine perfekte Infrastruktur. (Krein)
Das für Italien typische „Olympia-Schild“ (links) weist auf die Arena hin. (Krein)
Wer 1989 im offiziellen Jahrbuch des IIHF, dem «International IIHF-Yearbook 1988-89» auf den Seiten 161 und 162 die spanische Meisterschaft studiert, kommt ins Grübeln, dies noch mehr im Kindesalter. Vier Mannschaften spielen 1988 um den spanischen Meistertitel, Txuri Urdin, CC Hielo Jaca, Puigcerda und der FC Barcelona? Im Alter von elf Jahren fragst du dich, sind das die Fussballer welche Eishockey spielen? Sind das die gleichen Spieler wie im Fussballteam? Da die Spanier auf dem Eis ja nicht zur Weltspitze gehören, könnten die Fussballer durchaus so gut Eishockey spielen um dabei den spanischen Titel zu holen? Fragen über Fragen, denn diese zwei Seiten sind nun während eines Jahres die einzige Quelle der iberischen Halbinsel.
Im Lauf der Jahre beantworten sich die Fragen um die Eishockeyabteilung des grossen FC Barcelona aufgrund der Spieler, welche mehr und mehr unter den Topskorern der Liga auftauchen, von selbst. 1991-92 stellt der FCB die drei besten Skorer der Liga, darunter ist der Nationalverteidiger Miguel Baldris, welcher 1986 sogar von den Buffalo Sabres gedraftet wurde. Baldris stammt jedoch wie die beiden anderen Goalgetter Denis Bourque und Pierre Millier aus Kanada. Die Puckjäger der katalanischen Fussballabteilung holen 1997 und 2002 ihre Meistertitel drei- und vier.
Die «FCBPISTA DE GEL» liegt direkt beim Camp-Nou und bietet das ganze Jahr Eis. (Krein/Roger Mauerhofer)
Erst am 27. April 2007 betrete ich erstmals die «Pista-de-Hielo» auf dem grossen Campus Barcelonas. Neben dem imposanten Fussballstadion «Camp-Nou» mit 98’787 Plätzen, geht die kleine «Eishalle», eröffnet am 23. Oktober 1971, mit gerade mal 1’256 Plätzen unter. Dennoch haben die Geschehnisse in diese Halle schon einiges geboten. 1972 erlebte die Eishockeyabteilung unter dem finnischen Trainer Juhani Wahlsten ihre Premiere, neben 1994 ging hier auch 1979 die C-Weltmeisterschaft über die Bühne und die Spanier stürmten mit den vier einheimischen Bienvenido Aguado, Simo Ramon Regada, Juan-Carlos Cebrian und FCB-Captain Carlos Kubala auf den hervorragenden fünften Rang.
„Training? Immer am Donnerstag?“
— Eismeister der FCB Pista de Gel
Kubala ist der wichtigste Spieler aus der Sektion «Hoquei Hielo» innerhalb des Vereins, sein Vater Laszlo ist eine Fussball-Legende und wurde 1999 zum grössten Barça-Spieler aller Zeiten gewählt. Die Eishockeysektion wird auf der Homepage unter «Other sports» geführt und gehört zu den Randsportarten des Klubs. Trikots der Eishockeysektion gibts in keinem Souvenirshop, aber immerhin finde ich in einem FCB-Jahrbuch ein Foto des aktuellen Teams. Der Eismeister kommt sogar ins Grübeln wenn man ihn um die Trainingszeiten fragt, mit einer unsicheren Antwort sagt der nette Mann, wie einst Wally (Walter Reilly) bei Crocodile Dundee, rückfragend: «Immer am Donnerstag?»
Zwei Weltmeisterschaften und 31 Meisterschaften gingen hier schon übers Eis. (Krein/Roger Mauerhofer)
Während meines Barcelona-Trips im April 2007 verpasse ich die spanischen Kufencracks um gut einen Monat. Das letzte Spiel ging hier am 17. März über die Eisfläche. In der Copa-del-Rey sowie in der Meisterschaft war für die «blaugrana» jeweils im Halbfinal gegen Jaca bzw. Puigcerda Schluss. Trotz des minimalen Trainingsaufwandes des Spitzenclubs, hat Barça aber sämtlichen Schweizer Nationalliga-Vertretern eines voraus, denn der Fussballclub zeigt sich äusserst grosszügig gegenüber der Eishockeyabteilung und der Eisbetrieb wird auch im Sommer fortgesetzt. Der FC Barcelona ist halt eben rundum «més-que-un-Club» (mehr als ein Club), auch wenns dabei «nur» um eine Randsportart geht.
links die «Hockey-Seleccion» aus dem FCB-Jahrbuch, rechts die Fussballer als Comic-Figuren auf Eis (Krein).
Seleccion 2006-07: David Tello, Guillem Alvarez, Borja Munitiz; Toni Roig, Enrique Zapata, Jan Jungwirth (Cz), Kevin Clauson (USA), Johnnie Björklund (Sd), Guillermo Nieto, Victor de Canivell, Joaquim Repulles, Arnau Miguel, Endika Munitiz; Ivan Codina, Jordi Bernet, Yu Matoji, Joaquim Badia, Ramon Morer, Michael Sehlén (Sd), Mateu Tormo, Oyvind Eng (No), Rastislav Vitalos, Pablo Munoz, Alex Dominguez, Xavier Ortega, Christopher Haugen (No); Zdenek Cik (Cz)
Wenn der HC Lugano kurz vor einem Schweizermeister-Titel steht, dies Zuhause in der «Pista-la-Resega», gibts in der «Curva-Nord» kein halten mehr. Die Spannung des fanatischen Publikums ist kaum zu beschreiben, vielleicht ist es wie kurz vor dem Start zu einem 100-Meter-Final. Wenn der Startschuss erfolgt, explodiert der 100-Meter-Sprinter. Für Lugano heisst das, die Fans brechen über Banden und Abschrankungen herein, wie beim Bruch eines Staudamms.
Es ist angerichtet, rund zwei Stunden vor Luganos siebtem Titel. (Krein) Die Curva-Nord sorgt bereits für Meisterstimmung. (Krein)
Wenn also Ville Peltonen bei Spielzeit 59 Minuten und 59 Sekunden, die Scheibe im leeren Davoser Kasten zum 3:1 versenkt, dann wars dies. Das Schauspiel ist unbezahlbar und emotional kaum zu verarbeiten und das Erlebnis für jeden nicht-Lugano-Fan fast beängstigend. Es ist die pure Leidenschaft des gesamten Sottoceneris welche hier in wenigen Minuten wie der Lago di Lugano überläuft.
„Die Dämme brechen bei Peltonens 3:1, eine Sekunde vor Schluss.“
— Michael Krein
Auf dem Videowürfel steht immer noch 59:59, die Spieler sind bereits im Fan-Taumel unter gegangen und auf dem Würfel leuchtet «CAMPIONI!!!» Wo sind die Schiedsrichter? Wo sind die Gäste aus dem Bündnerland? Muss die Sekunde noch gespielt werden oder darf man eine Sekunde vor dem offiziellen Spielende den Match so als zu Ende gespielt werten? Und der Meisterschütze Peltonen? Wird mit Sprechchören «Vii-lle Pel-too-nen» frenetisch gefeiert.
Selbstverständlich wäre in dieser Sekunde nichts mehr passiert. Lugano war seit dem vierten Viertelfinal-Spiel, am 14. März, nach dem Overtime-Sieg in der Leventina gegen den HC Ambrì-Piotta nicht mehr zu stoppen. Einen Monat später, am 13. April, knapp vor 22 Uhr 30, geht die wohl beeindruckendste Auferstehung in der Geschichte des Schweizer Eishockeys mit dem siebten Meistertitel Luganos, eine Sekunde zu früh, zu Ende.
Die Davoser können sich noch verabschieden, während die Tifosi aufs Eis strömen… (Krein)…acht Minuten später gehen nicht nur die Lichter im Nebelmeer unter. (Krein)
Der siebte Titel Luganos stillt selbst unseren Hunger noch nicht, so gibts in der ebenfalls ausverkauften Resega-Bar «Club 41», keine Champignons Pizza, sondern eine Campioni-Pizza, welche uns den Magen füllt. Die Meisterfeier auf dem Gemeinde-Boden «Porza» dauert noch bis in die frühen Morgenstunden und auch in der Meisterkabine schauen wir bei Sannitz und Co. kurz vorbei. Unser Nachtlager übrigens, wurde vor dem Spiel kurzerhand durch meine Arbeitskolleginnen der Manpower-Filiale, an der «Via Pretorio» organisiert, «Grande» dieses Lugano.
«Pizza-Campioni» mit meinem langjährigen Sturmpartner Markus Eggimann (links) und Michael Möri. (Claude Moeri)
13. April 2006 – 5. Finalspiel
Lugano – Davos 3:1 (1:0, 1:1, 1:0) Resega. – 7’800 Zuschauer (ausverkauft). – SR Reiber, Wehrli /Wirth. – Tore: 9. Nummelin (Jeannin, Gardner /Ausschluss Sutter) 1:0. 22. Guggisberg 1:1. 25. Sannitz (Nummelin, York /Ausschluss Kress) 2:1. 60. (59:59) Peltonen (Metropolit, ins leere Tor) 3:1. – Strafen: Lugano 5-mal 2 Minuten, Davos 8-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lugano ohne Conne (verletzt), Bianchi, Hänni, Norris und Oksa (alle überzählig), Davos ohne Heberlein (verletzt), Blatter und Wilson (beide überzählig). – Davos ab 59:19 ohne Goalie. – Time-outs: 60. (59:24) Lugano, 60. (59:49) Davos. Lugano: Rüeger; York, Vauclair; Guyaz, Cantoni; Nummelin, Hirschi; Gardner, Metropolit, Peltonen; Hentunen, Sannitz, Jeannin; Näser, Wirz, Murovic; Reuille, Romy, Fuchs. Davos: Hiller; Gianola, Jan von Arx; Hauer, Häller; Winkler, Kress; Ramholt, Ackeström; Riesen, Reto von Arx, Christen; Juhlin, Marha, Hahl; Guggisberg, Rizzi, Ambühl; Bruderer, Sutter, Burkhalter.
Olympische Spiele haben auch als Zuschauer etwas magisches, meine Kindheitserinnerungen gehen nach Albertville, das Olympische Turnier findet 1992 in einer sonnigen Februarwoche statt, die Hälfte der Spiele verpasse ich, weil ich mit der Schule im Skilager weile. Dennoch prägt mich das Turnier von Meribel. Die Franzosen steigen als frische A-Nation erstmals, auf Kosten der Schweiz in die Top-Acht auf. Die Schweiz enttäuscht mit dem zehnten Rang. Unvergessen bleibt Deutschlands Penaltykrimi gegen Kanada, mit dem «tragischen Helden» Peter Draisaitl.
Mit diesen Erinnerungen steht Olympia 2006 vor der Haustüre. So nah wie jetzt werde ich die Olympischen Spiele so schnell nicht wieder besuchen können. Also dann, nichts wie hin nach Turin. Mittwochs in der Früh, am 22. Februar, morgens um 7 Uhr 30 startet unsere olympische Mission in Lyss. 16 Uhr 30 sitzen wir in der provisorischen Olympiahalle von Turin, der «Esposizioni», an der Via Petrarca.
Vorher haben wir kurz Zeit, mit dem Olympischen Bus – wir parkieren am Stadtrand – ins Zentrum zu fahren und uns zu verpflegen. Die Strassen Turins sind äusserst belebt, überall sind Teamjacken von Athletinnen und Athleten zu sehen, ein Stadtzentrum ist nicht wirklich auszumachen, denn in der Trabantenstadt ist irgendwie überall Stadtzentrum. Der Olympia-Shop hält nicht was er verspricht, die Artikel sind nicht wirklich kaufwürdig. Hilfreich und freundlich sind dafür die Tourist-Guides, welche dich an jeder Ecke mit Karten und Wegweisern versorgen.
Doch nun zum Spielbeginn in der «Esposizioni.» Das Viertelfinalspiel zwischen der überraschenden Schweiz und dem Favoriten aus Schweden beginnt. Nach 30 Minuten stehts bereits 4:1 für die Mannschaft von Bengt-Ake Gustafsson und leider kann das Team von Ralph Krueger nicht an die Leistungen gegen Kanada (2:0) und Tschechien (3:2) anknüpfen. Die Erwartungen vor der Partie waren hoch, die Enttäuschung ebenfalls. So verabschiedet sich die Schweiz, trotz sensationellem Turnier, bereits im Viertelfinal. Im Duell der ehemaligen Feldkircher verliert Lehrer Krueger gegen seinen ehemaligen Schüler.
Am Abend steht ein weiterer Leckerbissen auf dem Programm, Russland trifft auf Kanada und beide in NHL-Bestbesetzung. Dazwischen gibts aber auch für uns einen «Leckerbissen» in Form einer Pizza, beim «echten Italiener» um die Ecke. Am Nachbartisch sitzen ebenfalls zwei Schweizer, Jann Billeter und Stefan Figi. Nach einem Smalltalk und einem guten Appetit bei Pizza-Prosciutto und Co. freuen wir uns alle auf die bevorstehende Affiche. Auf dem Weg zur «Pala Hockey» liegt an der Via Pietro Giuria 42 sogar ein Hockey-Shop mit dem passenden Namen Winter-World.
Kris Draper und Pavel Datsyuk bestreiten das Bully zum besten Spiel welches ich je im Stadion gesehen habe. Mit einem unheimlichen Tempo begegnen sich die grössten Rivalen des Eishockeysports in der hauptsächlich durch Russen besetzte Olympia-Halle. Eine Minute vor Schluss, beim Stand von 0:1, ersetzen die Kanadier Martin Brodeur durch einen sechsten Feldspieler, 28 Sekunden später muss Chris Pronger auf die Strafbank, Brodeur kehrt zurück und Russland erzielt noch das 2:0.
«Turin-retour» ist, trotz der Schweizer Niederlage, ein voller Erfolg. Die Reise hat sich gelohnt, auch wenn sich die Rückfahrt via Grosser Sankt Bernhard bis morgens um 4 Uhr ermüdend dahinzieht. Zwanzig Stunden und dreissig Minuten dauert der olympische Traum, kurz, intensiv, spektakulär und einmalig, so das Fazit. Der nächste Besuch bei den Olympischen Spielen wird frühestens 2018 sein.
Der Eindruck täuscht, Innsbruck spielt nicht vor leeeren Rängen, durch den Umbau ist nur eine Tribüne offen. (Krein)
Innsbruck, Olympiastadt von 1964 und 1976, Wintersportort im schönen Tirol. Premiere in der österreichischen Bundesliga, in der 49. Runde gehts zum Spiel des HC «Tiroler Wasserkraft» Innsbruck gegen die Vienna Capitals. Ich erinnere mich an den «Gösser» EV Innsbruck, welcher 1989 beim Europacup in Bern gastiert oder an den Schweizer Bundestrainer Rudi Killias, welcher in der letzten Blütezeit Innsbrucks an der Bande steht. Die Sponsoren prägen das österreichische Eishockey seit Jahren. Nicht nur auf dem Eis dominiert die Werbung, sondern auch auf dem Tenü der Spieler. Als Kind ist dies für mich höchst beeindruckend und heute eher wieder gewöhnungsbedürftig.
Hohenberger und Baumgartner
Mit Martin Hohenberger (1995) und Gregor Baumgartner (1997) stehen zwei der ersten österreichischen NHL-Draftpicks in den beiden Kadern. Beide wurden von den Montreal Canadiens gezogen und beide spielten den Grossteil ihrer Karriere in Nordamerika, für Baumgartner ist es die erste Station seit seiner Rückkehr im letzten Sommer. Hohenberger bringt es auf neun AHL-Spiele für die Fredericton Canadiens, Baumgartner kommt auf 35 AHL-Partien mit den Utah Grizzlies, wo Mark Streit ein Jahr vor dem Österreicher gespielt hat. Ein weiterer ehemaliger US-Söldner ist Wiens André Lakos, der Verteidiger überflügelt mit 184 Einsätzen in der AHL seine beiden Wegbereiter, Lakos wurde 1999 von den New Jersey Devils gezogen.
Trotz der Abwesenheit von Hohenberger, erwischt das «Tabellenschlusslicht» aus Innsbruck den besseren Start und geht in der kalten Olympiahalle mit 1:0 in Führung. Der Schlüssel zum Innsbrucker Sieg ist die 23. Spielminute, innert 13 Sekunden schiessen die Haie zwei Tore und ziehen mit 3:0 davon. In der zwölften Reihe auf der Westtribüne notiere ich zwei Wiener Anschlusstreffer, das «Kelly-Chips-Team» um Baumgartner und Lakos kommt noch einmal ran, ehe Peter Kasper mit der «Tiroler Wasserkraft» für die Haie, nach acht Niederlagen in Serie, ins leere Tor der Wiener den Schlusspunkt setzt. Eine gelungene Abwechslung zur Schweiz und eine zwar etwas kalte, aber gemütliche Atmosphäre im legendären Olympiastadion, welches für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr umgerüstet wird.
Auch dieser alterwürdige Teil muss dem Umbau zur WM-Halle 2005 weichen. (Krein)
Augsburg steht schon lange auf der Wunschliste, nicht primär wegen der Augsburg Panther, sondern wegen des Deutschen Eishockey Museums, der deutschen Hall-of-Fame mit Sitz in Augsburg. Präsident und Förderer des Museums, welche in einem ehemaligen Hallenbad untergebracht ist, ist Horst Eckert. «Horst Eckert», rund zwei Dutzend seiner Eishockey-Bücher lagern in meinen Regalen und Eckert hat es sogar zu meinem «Lieblingsschriftsteller» geschafft, in den «Freundschaftsbüchern» der Schulzeit.
Eckert, ein Eishockey-Gentleman
Bei einem dreitägigen Augsburg-Trip ist das Eishockey-Museum an der Schwimmschulstrasse die erste Adresse. Statt ins kühle Nass, taucht man in den umgebauten Räumlichkeiten des ehemaligen Hallenbads in die Welt des Eishockeys ein. Gewisse Relikte sind durch Abbildungen in den Büchern von Eckert bekannt. Beeindruckend ist die Ecke über das Eishockey in der DDR oder das Skandal-Trikot des ECD Iserlohn, mit der Werbung «das grüne Buch» von Muammar al-Gaddafi. Die Hockey-Leckerbissen könnten nur durch ein Treffen mit Horst Eckert noch überflügelt werden.
Zum anfassen in der Hallo-of-Fame: Der Stock von Wayne Gretzky. (Bettina Gutmann)
Die Frau an der Kasse erzählt mir, dass Eckert samstags immer kurz vorbeischaue, die Möglichkeit ihn zu treffen ist also so intakt, wie der Ausstellungsteil über «Great One» Wayne Gretzky. Doch Gretzkys-Utensilien werden durch Eckerts Eintreffen am frühen Nachmittag noch getoppt. Der Mann, von dem ich ziemlich jedes seiner Bücher mehrfach durchgelesen und durchgeblättert habe, schüttelt mir die Hand. Wir tauschen uns aus und plaudern über unseren Lieblingssport. Eckert hat mir sogar zwei Freikarten fürs Abendspiel der Augsburg Panther gegen die Düsseldorfer EG, welches sowieso auf meinem Programm steht.
Curt-Frenzel-Stadion
Keine fünf Minuten vom Museum entfernt, liegt das Curt-Frenzel-Stadion. Eine altehrwürdige Spielstätte, 1938 erbaut und 1978 renoviert, trägt den Namen seines Geldgebers und Förderers seit 1971. Frenzel ist in seiner Epoche langjähriger Vorsitzender eines der ältesten Eislaufclubs Deutschlands, der Augsburger EV wird 1878 aus der Taufe gehoben.
Das Stadion ist zwar überdacht, jedoch seitlich offen und daher an diesem Vorweihnachtsabend des 5. Dezember 2003, bitterkalt. Das kalte Bier trägt nicht zur Wärme bei, dafür die warmen Würstel und die sagenhafte Stimmung. Die Deutschen Fan-Gesänge scheinen einen Tick lauter als in den Schweizer Stadien. In der Pause wird Augsburgs All-Star-Team der letzten zehn Jahre verkündet, ebenfalls gewählt wird der aktuelle Keeper Magnus Eriksson, dennoch erweisen sich die Gäste aus Düsseldorf, angeführt von den Norwegern Trond Magnussen und Tore Vikingstad, trotz des neunten Tabellenranges als harter Brocken.
Die hitzige Partie – es kommt zu mehreren Unterbrüchen wegen Gegenständen die aufs Eis fliegen – erwärmt die Gemüter, welche die DEG Metro Stars in Eckerts und meiner Anwesenheit gegen das viertplatzierte Augsburg mit 3:1 gewinnen. Für die Mannschaft von Benoît Laporte ist es die erste Heimniederlage nach 60 Minuten und der Düsseldorfer Vikingstad trifft mit dem zweiten «Tore» und Game-Winning-Goal erstmals nach 1’712 Minuten wieder ins Schwarze.
Am 17. August 2003 unternehme ich den zweiten Versuch (erster Versuch, siehe Blog vom Juli 2003) das Eisstadion in Baulkham Hills, die Heimstätte der früheren Macquarie Bears und heutigen Sydney Bears, zu finden. Dieses Mal aber ohne Ausrüstung im Schlepptau und mit einem guten Zeitmanagement, finde ich den modernsten und komfortabelsten Eisrink, erbaut 2002, Australiens. Dabei wird mir klar, dass ich vor fünf Wochen ca. sechs Stationen zu früh aus dem Bus gestiegen bin, da hätte ich bei Nacht und Nebel „im falschen Hilldale „noch lange in den „Hills“, wie die Gegend rund ums Stadion genannt wird, suchen können…
Kurz vor 18 Uhr betrete ich das Sydney Glaciarium – das erste Glaciarium wurde 1907 an der George-Street in der Stadt eröffnet – und ich war überwältigt. So gut habe ich mir die Halle nicht vorgestellt. Im Vergleich zur veralterten Eishalle in Blacktown, wo die Ice Dogs Zuhause sind und 1989 immerhin die C-Weltmeisterschaft über die Bühne ging, ist das Glaciarium ein wahres Prunkstück, selbst mehr als die Hälfte aller Nationalliga-A Teams würde sich über eine solche Arena, freuen.
„Dieser Rink ist zweifellos das wertvollste des australischen Eishockeys!“
— Michael Krein, 17. August 2003
Erneut besuche ich ein Spiel der Australian-Ice-Hockey-League (AIHL). Dieses Mal stehen sich die Sydney Bears, das Team mit dem ich eigentlich schon vor drei Wochen hätte trainieren sollen – vor meiner Abreise war ich mit Präsident Hugh Ferrar betreffend der Trainingsmöglichkeiten in Kontakt – und die letztplatzierten Canberra Knights gegenüber. Das Heimteam der Bears trägt die Jersey-Farben weiss/schwarz/rot und silber, die Gäste aus der Hauptstadt spielen in türkisfarbenen Trikots analog der San Jose Sharks. Die Atmosphäre ist atemberaubend für mich, dieser Rink ist zweifellos das wertvollste des australischen Eishockeys. Die Sydney Bears als aktuelle Titelträger haben die beste Infrastruktur der Liga und können, nicht nur wegen dem Bären-Logo, als «die australische Antwort auf den SCB» bezeichnet werden.
Fans fiebern mit
Ich habe das Gefühl, ich besuche ein Nationalliga A Spiel der Schweiz, doch das Niveau würde ich mit der 2. Liga bei uns vergleichen. Die Fans auf der modernen Sitzplatztribüne fiebern richtig mit, so wie das wohl in keinem anderen Eisrink, wenn ich an das Spiel vom vorletzten Wochenende der Western Sydney Ice Dogs denke, Australiens der Fall sein konnte (Anm. der Red., die Stimmung in Canberra gilt als phänomenal). Ich zähle ca. 250 Zuschauer. «Bei Spitzenspielen wie letztes Wochenende gegen den Leader Adelaide Avalanche ist die Halle jeweils voll», so Bears General-Manager Wayne Hellyer, mit dem ich auch über meine Trainingsmöglichkeiten der kommenden Woche diskutiere. Die Bears bezwingen die Knights schliesslich hoch mit 8:2. Die herausragendsten Akteure sind die australischen Nationalspieler Murray Wand, Tyler Lovering und Vladimir Rubes, der einen Hattrick erzielt. Auch der U20-Nationalspieler Daniel Blythe-Edwards zeigt eine sehr gute Leistung.
Australische Kontakte
Bears-Manager Hellyer erklärt mir während des Spiels, dass ein Spieler Canberras (Jason Tait) in Dee Why, gleich neben Manly wohnen würde. Dies ist äusserst hilfreich, so treffe ich Tait gleich nach dem Spiel und kann mit ihm nach Manly zurückfahren (eine Stunde mit dem Auto). Tait fährt einen alten Minibus und arbeitet für Kobalt Networks PTA Ltd, eine Informatik-Firma. Tait spielte nicht nur an der letzten Inline-Hockey-Weltmeisterschaft für Australien, sondern auch schon für zahlreiche Australische Vereine (unter anderem gewann er 1999 mit New South Wales den Goodall Cup). Unter den Hockeyanern ist die Begeisterung egal wo auf der Welt eben gross, Hockey sei einfach der beste Sport, meint der Australier. Dies im Land wo drei verschiedene Rugby-Arten gespielt werden, Australian-Rugby-League (AFL), Rugby-League (NRL) und Rugby-Union. Im September findet in Sydney sogar die Weltmeisterschaft statt und der Hype ist riesig.
Auf dem Parkplatz mitRummukainen
Eine weitere Begegnung habe ich mit Mark Rummukainen, sein Name ist mir aus dem International-Ice-Hockey-Guide bekannt, daher spreche ich den grossgewachsenen „Blonden“ einfach Mal an und er ist sehr erstaunt darüber, dass ich ihn vom Namen her kenne. Rummukainen ist australisch-finnischer Doppelbürger und spielt fürs australische Nationalteam, nach einem kurzen Smalltalk tauschen wir unsere Email Adressen aus. Er will mich kontaktieren, weil er nächste Saison in der Schweiz spielen will, ich könne ihm eventuell bei der Klubsuche behilflich sein. Umgekehrt kann ich vielleicht in Canberra eine Saison bestreiten, wer weiss.
Ein Take-Away Cafe liegt direkt am Spielfeldrand (links), rechts Bully im Drittel der Knights. (Krein)
17. August 2003
Sydney Bears – Canberra Knights 8:2(1:0, 4:0, 3:2) Glaciarium. – 250 Zuschauer. – Tore: 2. Rubes (Wand) 1:0. 21. Rubes (Kromka) 2:0. Blythe-Edwards (Lovering) 3:0. Kromka (Rubes, Lovering) 4:0. Petr (Lovering, Kromka) 5:0. Wand (Rubes, Nelson-Bond) 6:0. 38. Lewis 6:1. Lovering (Shumak, Stransky) 7:1. Rubes (Wand, Lovering) 8:1. 45. (44:11) 8:2. – Strafen: Sydney Bears 1-mal 2 plus 5 Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe (Eisler), Canberra Knights 1-mal 5 Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe (Moon). – Bemerkungen: Ein Drittel dauert 15 Minuten. Sydney Bears ohne Truman, Jayawardene, James, Burke und Krein. Wardle (Canberra Knights) als bester Spieler ausgezeichnet. Sydney Bears: Gibson; Acheson, Lovering, Firminger, Petr; Di Piazza, Shumak, Blythe-Edwards, Stransky, Kromka, Nelson-Bond, Rubes, Wand, Robertson, Eisler.
Die Tageszeitung «Hills News» berichtet regelmässig in der Rubrik «Hills sport» über die Sydney Bears. Die Berichte sind allerdings spärlich, was dem Stellenwert des Eishockeys in Down-Under allerdings entspricht. Detaillierte Spielberichte gibts auf der Homepage der Bears.
Am 9. August 2003 um 17 Uhr 30 besuche ich erstmals ein Spiel der obersten australischen Liga, der 2001 gegründeten Australian-Ice-Hockey-League (AIHL). Dabei stehen sich die Tabellendritten Western Sydney Ice Dogs aus Blacktown und die fünftplatzierten Melbourne Ice aus dem Bundesstaat Victoria gegenüber, beide Teams stehen erst in ihrer zweiten AIHL-Saison. Bin ich im falschen Film? Nach knapp einem Monat in Down-Under finde ich mich mitten im Eishockey-Rummel wieder. Als ich das Stadion, wobei Stadion vielleicht der falsche Ausdruck ist, mit den Worten «enjoy the game» und einem Matchprogramm (Faltblatt) passieren kann, kommen mir Fans in Trikots, Schals und Caps des Heimteams entgegen. Man hätte gerade so gut in der Schweiz bei einem 1. Liga Match sein können, welchem auch der Preis für das Ticket für zehn australische Dollars entspricht.
Das Spiel beginnt mit einer Verspätung von 45 Minuten, 45 Minuten Verspätung? Über den Speaker wird verkündet, dass die Mannschaft aus Melbourne aufgrund verkehrstechnischer Probleme später eintreffen wird. Für die siebte Auswärtspartie nimmt die Mannschaft aus Victoria eine neunstündige- und rund 900 Kilometer lange Fahrt in Kauf. Eine Distanz welche sich schon für mich innerhalb der gleichen Stadt bei der Anreise nach Blacktown widerspiegelt, zumindest liegt die Ice Arena, ein alter Sichtbacksteinbau der einem Einkaufszentrum ähnelt, keine fünf Minuten von der Blacktown-Station, dem Bahnhof, welcher innert knapp einer Stunde vom Zentrum Sydneys zu erreichen ist, entfernt.
Keine Zeit fürs Warm-up
Ob solche Verspätungen zur australischen Hockey-Normalität gehören? Apropos Normalität. Da es sich um eine Partie zwischen Teams aus zwei Bundesstaaten handelt, wird die australische Nationalhymne gespielt. Als das Spiel endlich beginnt, sitzen die letzten Melbourne-Cracks noch in der Kabine beim Anziehen. Doch auch komplett, spielen die stark dezimierten «Ice» mit nur elf Feldspielern. Western Sydney sieht mit drei kompletten Blöcken wesentlich professioneller aus. Melbourne wird, auch wenn die Partie nur 50 Minuten (2-mal 15 und einmal 20 Minuten) dauert, das Tempo nicht durchhalten können. Ihren Torhüter Chris Leetham, können die weiss-blauen, aufgrund der Verspätung, gar nicht einschiessen. Ein harter Alltag für die armen Gäste, welche nach der langen Busfahrt auch noch unkomplett und unvorbereitet ins Spiel starten müssen.
Und es kommt wie es kommen muss. Das Einschiessen von Leetham übernehmen die Ice Dogs und führen, durch zwei Treffer des kanadischen Import-Spielers Jason Haakstad, nach dem ersten Drittel mit zwei zu null. Haakstads Stil ähnelt dem von Marcel Jenni, in der Schweiz würde man sagen, «die australische Antwort auf Marcel Jenni.» Pro Spiel sind fünf Import-Spieler, als Ausländer gilt wer keinen Pass aus dem britischen Commonwealth besitzt, erlaubt. Bei dem Team aus Blacktown spielen mit Martin Jesko und Jason Juba zwei weitere «Imports», während Melbourne an diesem Abend mit Mel Linn, Steve Laforet, Trevor Baert und Jody Cavers, der den Ice-Dogs-Fans im Stil von Todd Elik den Stinkefinger zeigt, auf vier Imports zählen kann.
„Von den Minnesota-Duluth Bulldogs zu den Western Sydney Ice Dogs.“
— über Jason Haakstad als «Dog»
Diese gehen das Tempo erstaunlich gut mit, denn nach 23 Minuten, was in Australien schon die halbe Partie bedeutet, steht es immer noch zwei zu null für die Eishunde. Dann kommt der erwartete Einbruch und die altersschwache Anzeigetafel zeigt nach zwei Dritteln sechs zu null für das Heimteam. Am Ende steht es elf zu eins für die dominierende Mannschaft aus Blacktown, dessen Name vom ursprünglichen Siedlungsort der Aborigines stammt und 30 Kilometer westlich vom Zentrum liegt. Der Ort hiess einst «The Blacks Town» als Synonym für die gestohlene Generation von Aborigines-Kinder, welche dort bis 1833 in einer Schule kaserniert wurden. Erst 1862 erhielt der Sydneyer Vorort seinen heutigen Namen.
Zurück aufs «Eis», die meisten Tore gegen die «Ice» werden durch «Blacktowns» erste Formation mit Haakstad, dem Tschechen Martin Jesko und dem australischen Nationalspieler Andrew White erzielt. Das Niveau stufe ich zwischen unserer Ersten und Zweiten Liga ein, es ist schwer zu sagen, da Sydney an diesem Abend um Klassen besser spielt als sein Gegner. Eventuell könnte Sydney in der Ersten Liga mithalten? Ich habe über gewisse Spieler nachgeforscht und gesehen, dass Haakstad beispielsweise in der amerikanischen Western-Collegiate-Hockey-Association (WCHA) bei der Universität der Minnesota-Duluth Bulldogs gespielt hat. Der 26-Jährige war also schon vor Australien ein «Dog.»
Schäbige Banden
Das ganze Spielsystem wird stark beeinträchtigt durch den unkonventionellen und äusserst unkomfortablen Eisrink. Plexiglasscheiben hinter den Toren kennt die Blacktown-Ice-Arena nicht, da hängen einfach nur lose Netze, das sind auch die Zuschauer zu höchster Vorsicht aufgefordert. Dies macht ein Spiel, wie sonst via Bande üblich, unmöglich, Bandenpässe gibts praktisch keine. Dies gilt auch für hohe Pässe, die Hallendecke ist so tief, dass jeder Lob-Pass, durch das berühren der Decke, zum Unterbruch, unter den Schiedsrichtern ist auch eine Frau, führen würde. Down-Under gilt eben nicht nur für die auf dem Kopf stehenden Weltkarten, da liegt Australien jeweils auf dem Kopf im Zentrum, sondern auch für das ganze Spiel mit Puck und Scheibe, irgendwie ist hier alles Down Under.
Blacktown Ice Arena an der First Avenue 8 im Stadtteil Blacktown. (blacktownicearena.com.au)
Die Ice Dogs feiern vor 150 Fans den 11:1-Kantersieg gegen Melbourne Ice.
Die baubrüchige Kabine der Western Sydney Ice Dogs. (Western Sydney Ice Dogs)
9. August 2003
Western Sydney Ice Dogs – Melbourne Ice 11:1 (2:0, 6:0, 3:1) Blacktown Ice Arena. – 150 Zuschauer. – Tore: Haakstad 1:0. Haakstad 2:0. Western Sydney Ice Dogs: Becken; Wilson, Juba, Sekura, Abel, Perry, Petrie; Jesko, Haakstad, Andrew White, Gailloux, Collins, Stephenson, Dunwoodie, Morgan, Djamirze. Melbourne Ice: Leetham; Gunn, Linn, Baert, McLaughlin, Moses, Howell, Hughes, Laforet, Muller, Cavers, Bennett.
Während meiner Rückfahrt aus Sydneys Stadtzentrum mit der Sydney-Ferry (Fähre) teste ich, bei einem Anruf an den General-Manager der Sydney Bears, ob meine neue Optus-Karte, die Swisscom Australiens, auch funktioniert. Er erklärt mir, dass bereits heute Abend um 20 Uhr 30 ein Eistraining stattfinden würde und dass ich zum Training kommen soll. „Okay that’s great!“ Um18 Uhr bin ich zurück an der „Martin Street 42“ in Harbord, Manly, wo ich für sieben Wochen wohne, um meine Eishockey-Ausrüstung zu holen.
Um 18 Uhr 55 gehe ich beim Hafen von Manly, dem „Manly-Wharf“, auf die Fähre. Auf der Fähre begegne ich zwei kanadischen Touristen welche lachend sagen: „Wir dachten Kanadier sind verrückt nach Eishockey, aber dieser Schweizer…“, sie lassen sich sogar mit mir fotografieren. Um 19 Uhr 30 steige ich am Circulary-Quai, dem Zentrum von Sydney bei der Oper und der Harbour Bridge, in den Zug Richtung Parramatta. Um 20 Uhr 15 erreiche ich nach einer Rund 45 minütigen Fahrt endlich Parramatta…
…noch 15 Minuten bis zum Training, verdammt ich verpasse es. Naja dann gehe ich wenigstens noch vorbei und schaue mir das Niveau der Spieler an, denke ich mir. Von Parramatta dauert es mit dem Bus nochmals 20 Minuten bis nach Baulkham Hills, beim Solent Circuit 11, wo das Sydney Glaciarium, die Eishalle, steht. Mittlerweile ist die Sonne längst untergegangen und niemand, beim entsteigen des Buses in Baulkham Hills weiss wo das Eisstadion liegt und von Hockey erst recht nichts…
…schliesslich komme ich um 21 Uhr irgendwo in den Weiten Sydneys zu einem Tankshop, einer der tankenden Aussies, weiss tatsächlich wo es zur Eishalle geht. Yeah… …denke ich. Sechs Strassen weiter nach Westen, immer noch fest entschlossen, aber mittlerweile zirka 50 km von Manly entfernt, marschiere ich mit Hockey-Ausrüstung durch Sydneys Agglomeration von Baulkham Hills. Das Quartier muss man sich etwa so vorstellen, wie im Film „Back-To-The-Future-II“, als Marty McFly aus der Zukunft in seine „veränderte alte“ Heimat zurückkehrt, „das muss das falsche Jahr sein? sagt Michael J. Fox im Film-Klassiker. Eine düstere Gegend, alte Holzhauser, dreckige Vorgärten und dies nun schon nach 21 Uhr in einem fremden Land, mit einer fremden Sprache. Während meines Marsches in dunklen tiefen der „Hills“ oder dem Hilldale im falschen Jahr, klingelt mein Natel und meine Freundin leistet mir glücklicherweise rhetorisch Gesellschaft.
„Nur noch der Mond ist mir vertraut.“
— Michael Krein, verloren in Sydney
Während des Telefonats dringe ich immer tiefer in die düstere Gegend von Baulkham Hills vor, ohne zu bemerken, dass ich mich wohl langsam aber sicher auf den Rückweg machen sollte. Schliesslich stoppe ich meine Odyssee an einer Bushaltestelle und beende, um mich zu konzentrieren, das vertraute Ferngespräch. Die letzte Fähre Richtung Manly fährt um 23 Uhr 45 und ich sehe weit und breit nichts von einer Eisbahn und das Training musste längst zu Ende gewesen sein. Nach einer Viertelstunde vergeblichen Wartens auf den Bus, überkam mich das komische Gefühl, dass hier vielleicht gar keine Busse mehr fahren, in diesem Moment waren mir nur noch meine eigene Kleidung, die Hockeytasche und der Mond vertraut.
Der Mond ist überall auf dieser grossen weiten Welt, ob ich in Aarberg auf dem Balkon sitze, auf den Malediven weile, in den Bergen bin, im Militär bei einer Nachtübung im Baselbiet, im Flugzeug oder irgendwo unterwegs in Lyss, der Mond ist immer da. Dies gibt mir eine Portion Sicherheit oder zumindest das Gefühl, doch nicht ganz alleine zu sein. Glücklicherweise kommt ein Taxi vorbei und nimmt mich mit in Richtung Bahnhof-Parramatta. Dem Taxifahrer erkläre ich mein vergebliches Warten auf den Bus, „Nein, nein der Bus fährt noch“, erklärt mir der Taxifahrer. Anstelle der drei Dollars für den Bus, kostet mich das Taxi zirka 25 australische Dollar. So bitte ich den freundlichen Taxi-Mann mich bei der nächsten Bushaltestelle wieder abzuladen, für meine Kurzfahrt muss ich nicht Mal etwas bezahlen, wirklich hilfsbereit diese Aussies. Nach einem langen und anstrengenden Tag, ohne Training, erreiche ich im Circulary-Quai die zweitletzte Fähre nach Manly. Eines ist klar, diesen Weg werde ich auf diese Weise nicht noch einmal auf mich nehmen.
Ich wusste, dass es auch in Canterbury einen Ice Rink gibt, allerdings nicht ob er noch genutzt wird. Dies hat mir am Vorabend auch der Bruder von Leah Mitchell (ich wohne während zwei Monaten bei den Mitchells in Harbord), der auch Michael heisst, bestätigt. In Canterbury, in der Agglomeration Sydneys, habe ich nach den Beschreibungen meines Namensvetters doch tatsächlich bereits nach fünf Minuten eine Sportanlage gefunden. Zu dieser Zeit fand dort draussen ein Landhockeyspiel der Frauen statt. Gleich nebenan war die vielversprechende Halle mit der Aufschrift „Olympic Ice Rink Canterbury“ yes, endlich australisches Eis.
Ein historischer Augenblick
Am 19. Juli 2003, um 14 Uhr war es soweit, ein historischer Augenblick für meine eigene persönliche Geschichte. Michael Krein erblickt zum ersten Mal australisches Hockey-Eis! Links und rechts, längsseitig waren kleine Tribünen angebracht, hinter dem einen Tor war nichts, wie in Biel, einfach eine Wand, hinter dem anderen Gehäuse der Eingang mit einem Hockeyshop! Im Hockeyshop erkundigte ich mich gleich nach dem Team, dessen Name ich bereits kannte, die Canterbury Eagles Sydney. Der Verkäufer des Hockeyshops gab mir die Natel-Nummer dessen kanadischen Trainers.
Der Coach ist begeistert und gibt mir die Natelnummer eines Spielers der in Manly wohnt, also im selben Stadtteil wie ich. Nachdem ich den Spieler, den Kanadier Jeff Klinck, kontaktiert habe, holt er mich um 19 Uhr 30 direkt bei Mitchells in Harbord mit seinem Auto ab – super was für ein Service. Er fährt irgend ein rotes Cabriolet. Also sind wir im offenen Wagen durch die halbe Stadt gefahren, unter anderem führt der Weg auch über die Harbour Bridge und Sydney bei Nacht lässt einem sicher nicht an Eishockey denken. Den Eindrücken zum Trotz, bestreite ich am 23. Juli 2003 mein erstes Training auf australischem Eis, schon während unserer Ausbildung zum Hochbauzeichner, zwischen 1993 und 1997, sprechen Marcel Althaus und ich oft darüber einmal in Australien Eishockey zu spielen. Nun war es soweit… …zumindest für mich, obwohl es als Duo sicher einiges einfacher gewesen wäre.
„Wo hast du die Jungs her, aus Mexiko?“
— Coach Murray Chadwick (Youngblood)
Doch habe ich noch keinen Hockeystock dabei, Holz darf in Down-Under nicht eingeführt werden, also gehe ich vor dem Training in den Hockeyshop um einen Stock (Bauer, Jere Lehtinen) zu kaufen. Naja so gross ist die Auswahl nicht und der Stock kostet mich 79 australische Dollar, ich denke in der Schweiz hätte ich diesen für 40 Franken erhalten. Mein Chauffeur Jeff Klinck ist unter anderem nicht nur Spieler der Eagles, sondern auch noch Assistenz-Trainer des Juniorenteams (U20) von Canterbury. So bestreite ich zuerst das Training mit den Junioren, die ist gut zum Einstieg nach meiner anderthalb-jährigen Hockeypause. Im Juniorenteam figuriert mit John Lavery ein U20-Internationaler Australiens, der bei uns höchstens 3. Liga Niveau erreichen würde.
Das Niveau dieses Juniorenteams erinnert mich an den Film „Mighty Ducks das Superteam!“ Einige bekunden sogar Mühe beim Schlittschuhlaufen… …dies ist das schlechteste Training welches ich je gesehen habe. Nach dem Junioren-Training findet dann das richtige Training statt, mit dem „Seniorteam“ der Canterbury Eagles, einst Meister der New-South-Wales-Super-League. Auch hier spielen einige, mir bereits bekannte Namen aus dem australischen Nationalteam wie Ross Moffat, Ryan Switzer, Steve Riley oder Radomir Benicky, sie alle bestritten mehrere Weltmeisterschaften in der C- oder D-Gruppe des Welteishockeys, Ryan Switzer stand zudem im All-Star-Team des Goodall-Cups von 1988 und war Nationaltrainer der Mighty-Roos.
Von Younglood und der East-Coast-Super-League
Der Beginn des Trainings erinnert mich wieder an einen Eishockeyfilm, dieses mal an „Youngblood“ oder in der deutschen Version „Bodycheck“, mit Patrick Swayze und Rob Lowe. Beim Betreten des Eises dachte ich an Coach Murray Chadwicks Spruch: „Wo hast du die Jungs her, aus Mexiko?“ Das Niveau des Teams würde ich als schlechtes Drittliga-Niveau bezeichnen. Doch es hat Spass gemacht wieder Mal auf dem Eis zu stehen und für mein erstes „richtiges“ Training, dass gewöhnlich immer speziell ist, lief es mir sehr gut. Bereits nach 30 Minuten meinten Jeff Klinck und Manager Don Scurfield, ich solle doch mit einem Team der „East-Coast-Super-League“ trainieren! Keine Ahnung? East-Coast-Super-League, klingt oder „klinckt“ gut nicht?
Bei frühlingshaften Temperaturen ins Tessin zu fahren ist ein herrliches Gefühl, wenn dazu noch die Meisterschaft des Lieblingssports entschieden werden kann, dann ist es die schönste Zeit des Jahres oder eben die wunderbare Zeit der Playoffs. Ab der Autobahnausfahrt Lugano-Nord gehts «via» Silva, Tesserete und Adolfo e Oscar Torricelli Richtung Porza, die Resega steht auf dem Gemeindeboden des 1’500-Seelen Dorfes. Auch da versuchte man sich einst, mit Trainer Andy Ton, in der dritthöchsten Klasse mit eigenem Hockey-Club, verschwand dann aber wie der Petarden-Nebel der berühmten Spielstätte.
Diese Spielstätte, 1995 erbaut, konnte heute erstmals in der Geschichte einen Meistertitel vor heimischem Publikum feiern. 1999 triumphierten die Bianconeri in Ambri und 2001 verlor man das siebte Spiel in der Overtime gegen Zürich. Heute soll die Lappalie, in der proppenvollen – wie in Finalspielen üblich – «Pista la Resega» endlich realisiert werden. Um noch einmal ins Bündnerland und damit zu einem siebten Spiel zu kommen, braucht der HC Davos, wie in Spiel zwei der Serie, einen Sieg im Tessin.
Dass sich die Luganesi schwer tun, wenn Zuhause alles für den Titelgewinn angerichtet ist, ist seit der Playoff-Serie 2001 bekannt. Am 3. April, Lugano führt in der Serie gegen die ZSC Lions mit 3:1, geht das erste «Meisterspiel» mit 3:6 verloren und auch die zweite Chance am 7. April im siebten Spiel vermasseln die Bianconeri bei der 1:2 Overtime-Niederlage. Nicht aber am 8. April 2003, der Anspruch auf den sechsten Titel machen die Luganesi schon im ersten Drittel geltend und führen mit 3:0 – der Rest ist nur noch Kür, zum zweiten Gewinn des blauen «Schirmständers» – und dieses Mal verschwindet nicht der HC Porza, sondern der HCD im Petarden-Nebel der neu gekrönten Spielstätte.
Dienstag, 8. April 2003
Zum ersten mal holen die Bianconeri die Meistertrophäe in der neuen Resega. (Slapshot)