Der grosse Showdown

Was für ein Finish, die 52. und letzte Runde der National-League 2022-23 hat es in sich. Vier Mannschaften kämpfen noch um drei Pre-Playoff-Plätze, zwei Teams kämpfen um einen direkten Playoff-Platz und nochmals zwei Equipen spielen um den Qualifikationssieg. Für jeden Kommentator ist diese letzte Runde ein Hochgenuss, die Vorbereitungen laufen im Vorfeld auf Hochtouren und die Anspannung steigt. Heute Abend gibts kein einzelnes Hauptspiel, nein alle Affichen bilden in einer Konferenz-Schaltung das Hauptspiel. Auf dem Schauplatz «Lugano» braucht der Lokalmatador unbedingt einen Sieg, dies gilt aber auch für Biel, wenn es den erstmaligen Qualifikationssieg will.

Grande wie einst?

Die Stimmung vor dem Spiel rund um die TV-Crew ist locker und fröhlich, alle sind gut drauf. Im Treppenhaus begegne ich Lugano CEO Marco Werder, der ehemalige NLA-Crack ist ebenfalls gut drauf und für einen Schwatz bereit, alles was du jetzt noch zu hören kriegst kannst du vielleicht noch im Live-Spiel verwenden und sei es eine Anekdote aus Werders Hockey-Anfängen. Die ehemalige Resega, einst gerade gut genug für Luganos Endspiele, ist heute auch im letzten Qualifikationsspiel, einer durchzogenen und enttäuschenden Spielzeit der Bianconeri, mit 5’700 Fans gefüllt wie zu Grande-Luganos-Zeiten. Dieses Grande-Lugano scheint in den ersten Minuten als Revival auf dem Eis zu zaubern.

Hauptschauplatz Lugano

Und dann kommt Biel, was für eine Schlussphase, die Ergebnisse in den verschiedenen Schauplätzen überschlagen sich und Lugano zittert isch plötzlich noch in die Pre-Playoffs, während Biel am ersten Qualifikationssieg aller Zeiten schnuppert. Gut nehmen wir mal die Saison 1980-81 dazu, da schaffte Biel nach der Vorrunde von 28 Spielen den ersten Schlussrang. So bleibt Schauplatz Lugano in den letzten zehn Minuten die einzige noch relevante Örtlichkeit der letzten Entscheidung im grossen Showdown. Wow – was für ein Abend – was für eine Sportart und was für ein Spiel. Für solche Partien leben und lieben wir, die hockeyinfizierten und besessenen Individuen, für solche Höhepunkte schwärmen und träumen wir und das ist erst der Anfang – die Spiele um den postgelben Plexiglas-Pokal mögen beginnen.

4. März 2023 – 52. Runde

Lugano – Biel 5:6nP (4:1, 1:1, 0:3, 0:1)
Cornér-Arena. – 5 781 Zuschauer. – SR Piechaczek (De)/Hebeisen, Wolf/Urfer. – Tore: 2. Kessler (Rajala) 0:1. 5. Zanetti (Herburger) 1:1. 10. Granlund (Bennett, Marco Müller) 2:1. 13. Morini (Andersson, Thürkauf /Ausschluss Schneeberger) 3:1. 19. Alatalo (Klok, Herburger) 4:1. 24. Marco Müller 5:1. 30. Sallinen (Olofsson /Ausschluss Fazzini) 5:2. 53. Kessler 5:3. 57. (56:11) Haas (Kessler, Rajala) 5:4. 57. (56:53) Lööv (Haas) 5:5. – Penaltyschiessen: Kessler -, Müller -; Brunner 0:1, Fazzini -; Olofsson -, Granlund 1:1; Künzle -, Bennett -; Haas 1:2, Carr -. – Strafen: Lugano 2-mal 2 Minuten, Biel 4-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lugano ohne Arcobello, Connolly und Gerber (alle verletzt), Biel ohne Cunti, Hischier, Hofer, Rathgeb, Tanner (alle verletzt) und Säteri (krank). Biel von 58:30 bis 59:22 und ab 59:24 ohne Torhüter.
Lugano: Koskinen; Alatalo, Klok; Riva, Mirco Müller; Andersson, Guerra; Wolf; Bennett, Marco Müller, Granlund; Carr, Thürkauf (2), Patry; Fazzini (2), Morini, Josephs; Walker, Herburger, Zanetti; Vedova.
Biel (2): Van Pottelberghe (13.-20. Rytz); Schneeberger (2), Lööv; Jakowenko, Grossmann; Delémont, Forster; Christen; Reinhard, Haas, Olofsson; Kessler, Sallinen, Rajala (2); Brunner, Sheahan, Künzle (2); Froidevaux, Schläpfer, Stampfli; Bärtschi.

Retro-Biel mit Meisterspiel

Zu Ehren der letzten Bieler Meistermannschaft aus der Saison 1982-83 empfängt der EHC Biel den HC Lugano, im 126. NL-Direktvergleich, im Retro-Jersey aus der glorreichen Zeit. Die Retro-Kampagne läuft bereits einen Monat zuvor auf Hochtouren, der Superstar aus der Saison 1982-83, Richmond Gosselin reist mit seiner ganzen Familie aus Übersee an. Solche Spiele gibts viel zu wenig, in der Schweiz gibts keine Geschichtskultur, die Hockey-Schweiz besitzt als einzige Top-8-Nation keine Hall-of-Fame und unsere Liga verfügt über kein Statistikportal, welches die Partie Biel – Lugano vor 40 Jahren ausspucken lässt.

40 Jahre

Biel und Lugano spielten bis auf einen Tag genau, es war am 4. Dezember 1982, in Biel gegeneinander. Lugano, welches erst zum zweiten Mal in der NLA-Geschichte in Biel gastierte, fügte den Seeländern ihre erste Heimniederlage zu, dank eines überragenden Torhüters Alfio Molina. Aus dieser Equipe finden 40 Jahre später 20 Mitglieder den Weg in die Tissot-Arena und werden in der ersten Drittelspause vor 6’000 Fans geehrt. Ihre Nachkommen liefern, trotz der Retro-Jerseys, ein miserables erstes Drittel und müssten eigentlich in Rückstand liegen. 40 Jahre nach Molina ist der Schlussmann auf der Gegenseite der Held: Der Finne Harri Säteri pariert, unter Beobachtung von Olivier Anken, alles was es zu halten gibt.

Es ist der Geist der 83er Meisterhelden, der den Puck nach einem Schuss von Damien Brunner, via Mirco Müllers Schlittschuh, ins Tor der Bianconeri ablenken lässt. Mit diesem Energieschub erhöhen die Seeländer zwei Minuten später durch eine herrliche Kombination, welche selbst die Meisterhelden nur selten erzielt hätten, durch Mike Künzle, Luca Hischier und Viktor Lööv auf 2:0 – der Rest ist auch 2022 Geschichte. Vom siegreichen Bieler Team 2022 war zum Zeitpunkt des letzten Bieler Titels erst ein Spieler auf der Welt: Beat Forster erblickte 17 Tage vor dem Titel, am 19. Februar 1983 in Arosa (5:2-Sieg), das Licht der Welt. Retro-Forster ist somit prädestiniert sich kurz vor der Kamera über Spiel und Retro zu äussern (siehe unten). Sein Trikot-Vorgänger Marco Koller, heute Teamleiter beim EHC Adelboden, hat Forster in der Kabine noch nicht getroffen, die Legenden besuchen direkt nach dem Spiel die Katakomben des Fanionteams.

Retro-Faszination

Solch ein Spiel – in Übersee eine Normalität – in der Schweiz eine Seltenheit, wird in Biel vorzüglich zelebriert an diesem 3. Dezember 2022, auch wenn die Bieler 40 Jahre zuvor in sechs Spielen nie im weissen Jersey gegen Lugano gespielt haben. Wie das? Biel trat in der Meistersaison bei Heimspielen jeweils im blauen adidas-Jersey an – und Lugano? Spielte in der alten Resega in weiss und damit der Gast aus dem Seeland wieder in blau. Die Meisterfeier gaben die Bieler, welche damals vier Runden vor Schluss den Titel bereits auf sicher hatten, im letzten Spiel jedoch ebenfalls in weiss. Und wer weiss, wann die Bieler ihre nächste Meisterfeier geben… ….wissen wir vielleicht in 40 Jahren.

3. Dezember 2022 – 28. Runde

Biel – Lugano 3:0 (0:0, 2:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 6’075 Zuschauer. – SR Stolc (Slk)/Tscherrig, Gnemmi/Stalder. – Tore: 33. Brunner (Iakovenko, Rajala /Ausschluss Thürkauf) 1:0. 35. Lööv (Hischier, Künzle) 2:0. 44. Haas (Rathgeb, Hofer /Ausschluss Herburger) 3:0. – Strafen: Je 7-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Biel ohne Reinhard und Schneeberger (beide verletzt). Lugano ohne Walker (verletzt) und Kaski (überzählig). Lugano von 53:42 bis 59:15 und 59:35 bis 59:39 ohne Torhüter.
Biel: Säteri; Rathgeb, Lööv (2); Iakovenko, Grossmann (2); Delémont, Forster; Stampfli; Kessler, Sallinen, Rajala (2); Hofer, Haas (4), Olofsson; Brunner, Cunti (2), Künzle; Froidevaux (2), Schläpfer, Hischier; Tanner.
Lugano: Koskinen; Alatalo (2), Mirco Müller; Andersson, Riva; Wolf, Guerra; Villa; Connolly, Arcobello, Granlund (2); Zanetti, Thürkauf (4), Carr; Fazzini, Herburger (4), Marco Müller; Gerber, Morini, Josephs (2); Bedolla.

Der zweite Kasslatter

Am 18. September 2021 erzielt der Spieler mit der Rückennummer 71 und dem speziellen Namen «Kasslatter» sein erstes Tor für den SC Lyss. «Kasslatter» wird sich manch Lysser denken, nie gehört? Doch! Und zwar schon in Lyss, allerdings dürfte dies nur den ältesten Besucher in der Seelandhalle ein Begriff sein. 150 Zuschauer sehen am 26. März 1972 das erste Tor eines «Kasslatters» in der Lysser Eissporthalle. Im Rahmen der U19-Europameisterschaft erzielt Fabrizio Kasslatter beim 12:4-Sieg der Italiener gegen Holland das 1:1.

Der zweite Kasslatter

Knapp 50 Jahre später kommt mit Hannes der zweite Kasslatter ins Berner Seeland. Die «Kasslatters» sind hockeytechnisch im italienischen Val Gardena in den Dolomiten Zuhause. So stehen beim HC Gröden aktuell neben Sportchef Franz Kasslatter auch Fabian (Hannes‘ Cousin) und Marc Kasslatter im Kader. Kasslatters prägen über Jahre die Clubgeschichte des HC Gröden, zwischen 1969 und 1981 holen die Grödner vier «Scudetto» (Meistertitel) und jedesmal steht ein Kasslatter im Meisterkader: Gottfried (1969 und 1976) und Fabrizio (1976, 1980 und 1981). Beim letzten Titel ist Hannes‘ Vater Christian, der ebenfalls in Gröden gespielt hat, erst 13-jährig und damit zu Jung für die grossen Zeiten der Grödner.

Für die grosse Zeit der Lysser will Christians Sohn Hannes in der aktuellen Spielzeit sorgen. Der Südtiroler ist bei den Seeländern auf Anhieb integriert, hilft auf den Nachwuchsstufen ab U13 abwärts und übernimmt sogar die Leitung der Hockeyschule. Über die Festtage fährt Kasslatter in seine Heimat um die Weihnachtstage bei seiner Familie im Val Gardena zu verbringen. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiss, dass sein letztes Spiel für den SC Lyss bereits am 4. Dezember 2021 über die Bühne gegangen ist.


„Ich werde sie auf jeden Fall vermissen.“

– Hannes Kasslatter, über seine Lysser Teamkollegen

Familiäre Gründe ziehen den 22-jährigen und ehemaligen U18- und U20 Internationalen Italiens zurück in seine Heimat. Kasslatter wird vorerst nicht mehr in die Schweiz zurückkehren und verlässt den SC Lyss nach 18 Partien und elf Skorerpunkten. Kasslatters Schweizer-Odyssee, welche er im Alter von 15 Jahren beim HC Lugano angetreten hat, endet praktisch zeitgleich und gleich überraschend wie Gregory Hofmanns Karriere bei den Columbus Blue Jackets.

«Ich werde sie auf jeden Fall vermissen», sagt Kasslatter über seine Lysser Teamkollegen und auch über das SCL-Gründungslokal Gasthof Bären, wo Kasslatter zusammen mit drei Teamkollegen einquartiert gewesen war, verliert der «Ladiner» nur gute Worte. Vermissen wird der ehemalige Lyss-Topskorer auch die Hockeyschule, welche er jeweils Sonntags Vormittags geleitet hat. Denn nicht nur die Hockey-Knirpse haben von Hannes gelernt, sondern auch Hannes von den Kindern, wie er wehmütig betont.

Der verlorene Sohn kehrt zurück

In Lyss verliert man den flotten Südtiroler nur ungern und man wird nicht noch einmal 50 Jahre warten wollen, bis der nächste «Kasslatter» auf Lysser Eis ein Tor erzielen wird. Kasslatter, welcher in Ausleihe auch vier Spiele beim SC Langenthal bestritten hat, wird seine Karriere bei seinem Stammclub HC Gherdëina, wie der Club im «Ladiner-Dialekt» genannt wird, in der zweitklassigen österreichisch-italienischen Alpenliga- und in der italienischen Serie-A fortsetzen. Im Team vom finnischen Trainer Hannu Järvenpää wird der verlorene Sohn, nach sieben Jahren in der Schweiz, bereits als Verstärkung angekündigt.

Fattons Feuertaufe

Erst zum zweiten Mal, innerhalb einer Woche, in seiner noch jungen Karriere steht Thibault Fatton von Beginn weg im Kasten der National-League und zum ersten Mal vor heimischem Publikum und dies im ewigen Klassiker gegen den SC Bern. Der 19-Jährige holt im zweiten Spiel den zweiten Sieg und wird als bester Spieler Luganos ausgezeichnet. Mit Gianluca Cortiana kommt ein zweiter 19-Jähriger zu seiner NL-Feuertaufe. Fatton und Cortiana gehören seit zwei Jahren zu den Leistungsträgern der Elit-Junioren. Mittelstürmer Cortiana spielt aber an diesem Abend in der vierten Reihe neben Nelson Chiquet und Loic Vedova nur knapp zwei Minuten.

Knapp an einer Schlägerei vorbei schrammen in der 35. Minute Mirco Müller und Thomas Thiry, die beiden imponieren mit guter Standfestigkeit und sorgen nach einem Ringkampf im stehen, für kurzzeitige Playoff-Stimmung bei den heissblütigen Fans der berühmten Nord-Kurve. Knapp vorbei kommen nach dem Spiel die Zuschauer auf den Sitzplätzen – bei einem Geschoss aus der Lugano-Fankurve – welche mit dem Schrecken eines lauten Knalls davonkommen. Auch ein betagter Lugano-Anhänger, der die Spiele schon auf dem Lago Muzzano erlebt haben musste, schüttelt dabei nur den Kopf.

Mit erhobenem Kopf kann sich der beste Spieler des Abend durch eine dreifache «Welle» von der Curva-Nord feiern lassen. Trotz Feuerwerk, Fatton steht beim Knall nicht weit daneben, ist die heimische Feuertaufe des Goalies aus der Nachwuchsabteilung des HC La Chaux-de-Fonds, welcher seit 2018 im Tessin unter Vertrag steht, gelungen. Gelungen ist auch Luganos jüngstes Duell im Sottoceneri gegen die Berner, welches auf höchster Stufe erstmals am 14. Oktober 1972 vor 4’500 Fans über die Bühne geht.

Thibault Fatton besteht die Lugano-Feuertaufe mit nur einem, ärgerlichen, Gegentreffer. (Krein)

25. September 2021 – 9. Runde

Lugano – Bern 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)
Cornèr-Arena. – 5’206 Zuschauer. – SR Wiegand /Hungerbühler, Progin /Duarte. – Tore: 14. Fazzini 1:0. 23. Jeremi Gerber (Moser, Scherwey /Ausschluss Nodari) 1:1. 27. Bertaggia (Riva, Thürkauf) 2:1. 59. Walker (ins leere Tor, Ausschluss Riva!) 3:1. – Strafen: Lugano 7-mal 2 plus 10 Minuten (Müller), Bern 4-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Fazzini und Conacher. Lugano ohne Carr, Haussener, Josephs, Loeffel (alle verletzt) und Tschumi (gesperrt), Bern ohne Praplan (verletzt). Bern von 58:10 bis 58:30 und ab 58:50 ohne Torhüter.
Lugano: Fatton; Nodari (4), Müller (12); Alatalo, Riva (2); Chiesa, Guerra; Wolf; Walker, Arcobello, Fazzini (2); Boedker (2), Herburger, Morini; Bertaggia, Thürkauf, Stoffel (2); Vedova, Cortiana, Chiquet; Traber.
Bern: Manzato; Andersson, Beat Gerber; Untersander, Henauer; Thiry (2), Colin Gerber; Pinana; Conacher (2), Jeffrey, Scherwey; Kast, Kahun, Moser; Fahrni, Daugavins (2), Jeremi Gerber; Sciaroni (2), Neuenschwander, Bader; Berger.

Ein grosser Schritt für das Eishockey

Am 29. Februar dieses Jahres fand die letzte Runde statt (ich war in Langnau), sieben Monate später endet die längste Pause der obersten Spielklasse seit der Eishockey-Neuzeit (nach dem 2. Weltkrieg). Am 1. Oktober, empfängt der HC Lugano zum Saisonauftakt die ZSC Lions. Viele Leute tummeln sich vor Spielbeginn vor der ehemaligen Resega, fast zeitgleich mit der Türöffnung um 18 Uhr 30, kommen die «Jüngsten» aus den Kabinen der Trainingshalle. Ein Lugano-Angestellter verteilt Gratis-Schals, mit dem Lugano-Slogan «Non molare mai» (Gib nie auf) an alle Zuschauer.

Die HCL-Fanschals werden vor der Cornèr-Arena an die Zuschauer abgegeben. (Krein)

Nie aufgegeben haben auch der Verband, die Klubs und die Liga. Die Hallen sind auf Covid-19-Kapazitäten umgerüstet worden, so fasst die Cornèr-Arena in Lugano nicht mehr 7’200 Plätze, sondern 3’500 Corona-konforme-Plätze. Die Curva-Nord glänzt erstmals mit schwarzen Schalensitzen (siehe Titel-Foto). Vorher gehts aber durch eine professionelle und saubere Eintrittsprozedur. Sämtliche Journalisten müssen sich mindestens 24 Stunden vor Spielbeginn auf der Homepage Luganos registrieren und werden in eine «Media HCL-WhatsApp-Gruppe» von 28 Teilnehmern aufgenommen.

Sauberer Ablauf

Vor der Türöffnung werden alle Medienleute mit einem Ticket und einem gelben Armband, welches Zutritt zur Interview-Zone gewährt, ausgestattet. Dann gehts los, pünktlich zur Türöffnung, folgt eine zweite Registrierung mittels einem QR-Code, welcher beim Haupteingang zu scannen ist. Mit diesem Code gehts zur zweiten Online-Registrierung, welche durch einen Zahlencode per SMS zugestellt wird. Für ältere Personen und technische Banausen wie mich, stehen Helferinnen und Helfer im Einsatz.

Lugano-COO Jean-Jacques Aeschlimann empfängt die ersten Journalisten beim Haupteingang. (Krein)

Die Eingangskontrolle wird durch den Manager des operativen Geschäfts oder den COO Jean-Jacques Aeschlimann, welcher Verbindungen bis in unser kleines Dorf hat, unterstützt. Abstände und Laufwege in die Cor(o)nèr-Arena sind gekennzeichnet und sauber abgesperrt. Es geht auf dem direkten Weg in die obere Etage der «Resega.» Das Betreten der Halle ist bereits eine Genugtuung, endlich wieder Eishockey, endlich wieder eine Arena, endlich wieder ein Ernstkampf und endlich wieder ein Einsatz für das gesamte Schweizer Eishockey.

„Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für das Eishockey.“

— Krein

«Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für das Eishockey», könnte ich passender nicht ausdrücken und dennoch ist es ein bisschen so, wie wenn es nie eine Pause gegeben hätte. Den Spielern wird bereits beim Einlauf auf das Eis für das Warm-up applaudiert, denn alle sitzen im gleichen Boot, ob Zuschauer, Funktionäre, Schiedsrichter, Spieler oder Journalisten. Nur noch wenige Minuten bis zum Start, die Nervosität steigt nicht nur bei mir sondern auch bei den Akteuren auf dem Eis, das «top» von Regisseur Louis Trautmann kommt pünktlich um 19 Uhr 40, dann gehts los, für das Lugano-Spiel bedeutet dies «MySports-Kanal 5» und das Kapitel der «Corona-Pause» ist Geschichte.

Boedker und der Pizza-Baecker

Die beiden Hauptattraktionen Mikkel Boedker und Sven Andrighetto schreiben ebenfalls Geschichte, die ehemaligen NHL-Cracks bestreiten ihre erste Partie in der National-League, dies gilt auch für Daniel Carr, Tim Heed und Philipp Kurashev. Der 11-fache Nashville-Spieler Carr erzielt seine Tore 1 und 2 in unserer Liga, Boedker und Kurashev geben ihre ersten Vorlagen und Niklas Schlegel kommt zum ersten Saison-Shutout. Nur die Gäste bleiben blass. Nach dem Interview mit Matchwinner Schlegel, gehts zu den Schiedsrichtern, Linesman Thomas Wolf ist ebenfalls ein Seeländer, ich habs so kommentiert, der Lengnauer kommt beim «Swiss-Hockey-Day» immer nach Lyss. Wie in Lugano üblich, gibts für die Referees nach Spielschluss immer eine Pizza aus der hauseigenen Pizzeria im «Ristorante Club 41», etwas was auch ich mir beim speziellsten Saisonauftakt aller Zeiten nicht entgehen lasse.

Die Pizza Prosciutto im «Ristorante Club 41» in Lugano, schmeckt zum Saisonauftakt so gut wie Luganos Spiel. (Krein)

Lugano – ZSC Lions 4:0 (2:0, 1:0, 1:0)
Cornèr-Arena. –3’426 Zuschauer. – SR Stricker/Stolc (Slk), Wolf/Betschart. – Tore: 9. Bürgler (Fazzini, Arcobello /Ausschluss Roe) 1:0. 18. Carr (Bertaggia, Kurashev) 2:0. 28. Fazzini (Boedker) 3:0. 51. Carr (Kurashev, Bertaggia) 4:0. – Strafen: Lugano 2-mal 2 Minuten, ZSC Lions 1-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lugano ohne Lajunen und Sannitz (beide verletzt), ZSC Lions ohne Blindenbacher, Bodenmann und Capaul (alle verletzt).
Lugano: Schlegel; Heed, Riva; Loeffel, Wellinger; Chiesa, Nodari; Traber, Wolf; Boedker, Arcobello, Fazzini; Carr, Kurashev, Bertaggia; Bürgler, Herburger, Suri; Walker, Morini, Lammer.
ZSC Lions: Flüeler; Noreau, Marti; Phil Baltisberger, Geering; Trutmann, Berni; Morant; Chris Baltisberger, Roe, Andrighetto; Hollenstein, Diem, Sigrist; Pettersson, Krüger, Wick; Prassl, Schäppi, Pedretti; Simic.

Die Pizza vor dem Sturm

Es herrscht die pure Idylle im Garten-Restaurant der Osteria-Resega, die Sonne scheint, das Klima ist sommerlich warm und die Pizza-Prosciutto wird in Kürze serviert – während wir auf unsere Pizza warten – finden auch andere Medienvertreter aus dem Züribiet die „Via Sonvico uno“. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen aber erahnen, die „Prosciutto“ ist die letzte Ruhe vor dem Sturm. Unsere Tickets erhalten wir vom Lugano-Offiziellen Dany El-Idrissi, direkt beim Sekretariat an der Via Chiosso. Dann gehts los in die Höhle des „Panthers“, sieben Plätze neben uns sitzt der ehemalige Lugano-Spieler und dreifache Schweizermeister Florian Blatter.

Wie in den Neunzigern

Die Bianconeri stehen erstmals seit ihrem letzten Meistertitel, also nach zehn Jahren, wieder im Final. Die Erwartung ist gross und das Publikum geladen wie an einem siebten Spiel. Lugano muss heute im dritten Spiel der Serie (Stand 1:1) wieder vorlegen. Die Rivalität zwischen Bern und Lugano lässt die alten 90er Jahre wieder aufleben, als sich die heutigen Gegner dreimal in Folge im Endspiel duellierten. Mit dabei war damals auch der heutige Final-Schiedsrichter Didier Massy, wohl kaum einer der aktuellen Fans mag sich an Lugano-Massy (2-mal Meister) noch erinnern.

Die Schiedsrichter sind während der ganzen Partie dem Gefahrenherd des heissblütigen Mobs ausgesetzt. Wenns für den Gegner läuft, fliegt alles aufs Eis was nicht niet- und Nagelfest ist. Bierbecher, Schlüsselketten, Sonnenbrillen oder Lippenstifte führen mehrfach zu Unterbrüchen. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit wird sogar die Plexiglasscheibe der Berner Strafbank, wo Simon Moser sitzt, zertrümmert. Vielleicht ist es wie im alten Rom, während der Zirkusspiele im Colosseum, den Unparteiischen hätte man damals wohl den Daumen nach unten gezeigt. Die Ruhe der Osteria-Resega ist auf der Pista-Resega kaum noch zu erahnen und das Spiel?

Non mollare mai

Endet zum Schrecken aller, ausser den Spielern des SCB, zu Gunsten der falschen Gladiatoren und der Mob wütet, wie einst bei der Schande von Lugano, bei Zürichs Meistertitel 2001. Das Erlebnis ist aber auch für meinen „Berner“ Freund unvergesslich, auch wenn er zeitweise um sein Leben fürchtet – für alles andere gibts die Mastercard, das ist die Resega und das ist Lugano. „Non mollare Mai“ (gib niemals auf), sind unvorstellbare Leidenschaft und Enthusiasmus, gekoppelt mit einer Finalpartie weltweit unübertreffbar.

Die letzte Ruhe vor dem Sturm gilt auch für die Schiedsrichter Roger Bürgi (75), Didier Massy (22), Danny Kurmann (66) und Simon Wüst (44). (Krein)

7. April 20163. Finalspiel

Lugano – Bern 2:3nV (0:0, 2:1, 0:1, 0:1)
Resega. – 7’800 Zuschauer (ausverkauft). – SR Kurmann/Massy, Bürgi/Wüst. – Tore: 21. Bodenmann (Ebbett /Ausschluss Rüfenacht!) 0:1. 26. Martensson (Ulmer /Ausschluss Blum) 1:1. 38. Lapierre (Chiesa, Sannitz) 2:1. 47. Ebbett (Moser, Jobin) 2:2. 70. Scherwey (Plüss) 2:3. – Strafen: Lugano 8-mal 2 Minuten, Bern 10-mal 2 plus 10 Minuten (Roy). – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Klasen, Conacher. Lugano ohne Steinmann (verletzt), Stapleton, Sartori, Romanenghi (alle überzählig), Bern ohne Hischier, Kobasew, Bergenheim, Bührer, Kousa (alle verletzt), Kreis, Ness, Smith (alle überzählig). 4. Pfostenschuss von Pascal Berger. 73. Timeout von Lugano.
Lugano: Merzlikins; Hirschi, Kparghai; Chiesa (2), Furrer; Ulmer, Vauclair; Kienzle (2); Brunner, Hofmann, Bertaggia; Walker (2), Sannitz, Lapierre (6); Kostner, Schlagenhauf, Fazzini; Martensson, Klasen (2), Pettersson (2).
Bern: Stepanek; Jobin, Untersander; Krueger, Blum (2); Helbling (4), Gerber; Flurin Randegger; Bodenmann, Ebbett, Moser (2); Conacher, Roy (12), Rüfenacht (8); Scherwey, Plüss, Reichert; Alain Berger (2), Pascal Berger, Gian-Andrea Randegger.

Der Schlüssel zu Kochlöfl

Kennen sie den Kochlöffel? Vielleicht den aus der Küche, nicht aber Jaroslav Kochlöfl, es sei denn sie sind ein Anhänger des EV Zug oder ein Kenner des tschechoslowakischen Eishockeys. Jaroslav Kochlöfl immigrierte 1971 als tschechoslowakischer Flüchtling in die Innerschweiz. Kochlöfl spielte in der Saison 1971-72 beim damaligen Erstligisten EV Zug und wurde in seiner einzigen Zuger Saison mit 21 Toren und 4 Assists in 17 Spielen Topskorer. Dieser Status befördert den Exil-Tschechoslowaken in die Kategorie Drei der «EVZ Wall-of-Fame». Das bedeutet «mindestens fünf Saisons beim EVZ oder mindestens eine Saison EVZ-Topskorer». Wer in Zug an die Wände kommt, wird nach einem genauen Schlüssel definiert.

Jaroslav Kochlöfl, Mitglied er «EVZ Wall-of-Fame»
Jaroslav Kochlöfl, entspricht dem Schlüssel zur «EVZ Wall-of-Fame» (Krein)

Patrick Fischer und Patrick Fischer 

Zwei Kategorien höher und zwei Schriftklassen grösser ist der Status von Patrick Fischer II. Der Verteidiger bestritt zehn Saisons für die Zuger und trat im vergangenen Sommer zurück. Fischer wird vor dem Spiel gegen den HC Lugano (1:7) offiziell in der Kategorie Eins der Wall-of-Fame aufgenommen. Ebenfalls auf der Wall-of-Fame steht Lugano-Trainer Patrick Fischer. Zusätzlich hängt Fischers Rückennummer 21 unter der Hallendecke der Bossard-Arena. Damit erfüllt der ehemalige Zuger-Junior mindestens vier von fünf Kriterien, Fischer erfüllt sogar noch ein weiteres Kriterium, welches ihm dann die Ehre einer «Retired Number» unter dem Hallendach gebührt.

Lugano-Trainer Patrick Fischer steht unter seiner gesperrten Rückennummer 21 in Zug. (Krein)

Peter Andersson und Peter Andersson

Peter Andersson spielte ebenfalls in Zug. Gemeint ist aber nicht Luganos aktueller Assistenzcoach und Vater von Ex-Zug-Spieler Calle Andersson, sondern Peter Andersson aus Timra. Zugs Peter Andersson spielte in der Saison 1989-90 beim EVZ und ist aktuell Assistenzcoach bei den SCL Tigers. Peter Andersson (II) aus Karlstad steht seit 2013, als Assistent von Patrick Fischer an der Bande der Bianconeri. Und was macht der andere Patrick Fischer? Sein Name steht auf der Wall-of-Fame, ganz in der Nähe von Kochlöfl. Der Wall-of-Fame würdig sind an diesem Abend aber nur die Spieler von Luganos Patrick Fischer.

Zug – Lugano 1:7 (0:5, 0:1, 1:1)
6’706 Zuschauer. – SR Eichmann/Prugger, Bürgi/Rohrer. – Tore: 4. Bertaggia (Filppula) 0:1. 5. Klasen (Pettersson) 0:2. 8. Pettersson (Klasen, Steinmann) 0:3. 11. Walker (Andersson, Klasen) 0:4. 18. Filppula (Pettersson, Chiesa /Ausschluss Ramholt; McLean) 0:5. 24. Vauclair (Dal Pian) 0:6. 55. Filppula (Klasen, Pettersson /Ausschluss Lüthi) 0:7. 57. Ramholt (Bouchard, Grossmann) 1:7. – Strafen: Zug 8-mal 2 Minuten, Lugano 6-mal 2 plus 10 Minuten (Chiesa). – Bemerkungen: Zug ohne Holden, Blaser, Morant, Bürgler (alle verletzt), Lugano ohne Kostner, Balmelli (beide verletzt), Walsky (krank). PostFinance-Topskorer: Bouchard; Pettersson. 11. Pfostenschuss von Lüthi und Timeout von Zug.
Zug: Stephan (21. Hauser); Schlumpf, Sondell; Ramholt, Grossmann; Alatalo, Lüthi; Stämpfli, Erni; Martschini, Sutter, Suri; Christen, Earl, Bouchard; Lammer, Diem, Schnyder; Zangger, Marchon, Herzog.
Lugano: Manzato; Ulmer, Vauclair; Andersson, Hirschi; Chiesa, Kienzle; Maurer, Kparghai; Walker, Filppula, Bertaggia; Pettersson, Steinmann, Klasen; Murray, McLean, Reuille; Dal Pian, Sannitz, Kuonen.

Huet und der «Fluch Zürichs»

Cristobal Huet und die ZSC Lions, die Geschichte beginnt in Playoff-Final 2000 zwischen dem HC Lugano und den ZSC Lions. Als amtierender Meister verliert das in der Qualifikation übermächtige Lugano die Finalserie gegen die Zürcher mit 2:4. Dies vor allem, weil die Tessiner mit Huet im Tor in Zürich alle drei Spiele (2:3, 1:3 und 3:4) verlieren.

Huets einziger Playoff-Sieg in vier Spielzeiten

Der gleiche Schauplatz ein Jahr später. Die ZSC Lions verlieren Spiel vier Zuhause mit 0:4 und liegen in der Serie mit 1:3 hinten. Luganos 4:0-Auswärts-Sieg ist zu diesem Zeitpunkt Huets einziger Sieg auf Zürcher-Playoff-Eis. Lugano verliert in der Folge nicht nur die restlichen drei Spiele (Endstand 3:4) sondern auch noch zum zweiten Mal in Folge den Meistertitel an die Lions.

Gleicher Schauplatz eine weitere Saison später. Huet und der HC Lugano scheitern bereits im Halbfinal an den Zürchern und gewinnen im Hallenstadion wieder keine einzige Playoff-Partie (1:6, 1:2nP und 3:4nP). Nach der Saison verlässt Huet das Tessin in Richtung National-Hockey-League.

Auch mit den Blackhawks klappts nicht

In der Zwischenzeit holen die Lions den Titel der Champions-Hockey-League und qualifizieren sich 2009 für den Victoria-Cup gegen den späteren Stanley-Cup-Sieger Chicago Blackhawks. Zu diesem Zeitpunkt steht Huet zwischen den Pfosten der Blackhawks. Am Vortag fegen die NHL-Stars um Patrick Kane, Jonathan Toews und Duncan Keith den HC Davos mit 9:2 vom Eis, im Tor steht Huets Backup-Goalie Antti Niemi.

Einen Tag später spielen die Blackhawks in Bestbesetzung mit Standard-Hüter Huet gegen die Zürcher Underdogs. An diesem Tag sollte Huet mit Chicago den «Zett» endlich in die Knie zwingen. Doch Huets ZSC-Fluch scheint, egal in welcher Besetzung Huet gegen die Löwen antritt, stärker zu sein als die gesamte Klasse des späteren Stanley-Cup-Siegers (acht Monate später holen die Blackhawks den Stanley-Cup). Sensationell unterliegen die Blackhawks mit Huet gegen die ZSC Lions mit 1:2 und verlieren das Spiel um den Victoria-Cup.

Was mit Chicago nicht klappt, gelingt mit Lausanne

In drei Playoff-Serien mit dem Grande-Lugano der zweiten Epoche und den Chicago Blackhawks gelingt dem Franzosen gerade Mal ein Sieg in Zürich. Anders ausgedrückt, spielt Huet, gewinnt Zürich? Bis zum ersten Viertelfinalspiel 2013-14 gegen den HC Lausanne zumindest. Ausgerechnet mit der nominell schwächsten Mannschaft, mit der Huet je gegen die Zürcher angetreten ist, dem Qualifikations-Achten Lausanne holt Huet gleich im ersten Spiel ein Sieg im Hallenstadion. Zufall? Die richtige Chemie zwischen dem gebürtigen Franzosen und der Romandie? …oder kehren die alten Begebenheiten des «Fluchs» im zweiten Spiel in Zürich wieder zurück? Huet wird in der 29. Minute, beim Stand von 3:0 für die Lions ausgewechselt, doch die Serie geht weiter und der «Fluch» wird uns die Antwort bis spätestens am 25. März 2014 geben.

15. März 2014 – Viertelfinal Spiel 3 SRF

ZSC Lions – Lausanne 3:1 (1:0, 2:1, 0:0)
Hallenstadion – 10’722 Zuschauer. – SR Mandioni /Massy, Mauron /Tscherrig. – Tore: 10. Kenins (Bärtschi) 1:0. 28. Keller (Schäppi, Bergeron) 2:0. 29. Wick (Cunti, McCarthy) 3:0. 34. Bang (Genoway, Setzinger /Ausschluss Wick) 3:1. – Strafen: ZSC Lions 6-mal 2 Minuten, Lausanne 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: ZSC Lions ohne Tabacek, Künzle, Zangger, Hächler (alle überzählig). Lausanne ohne Bürki, Augsburger, Morant, Reist. Bays ersetzt Huet im Tor von Lausanne (28:38), Time-out Lausanne (57:50), Lausanne von ab 58:20 ohne Torhüter. Torschüsse 30:15 (11:2, 13:5, 6:8). Kenins (ZSC Lions) und Setzinger (Lausanne) als beste Spieler ausgezeichnet.
ZSC Lions: Flüeler (Wolf); McCarthy, Seger (2); Bergeron, Stoffel (2); Geering, Blindenbacher (2); Schnyder; Wick (2), Cunti (2), Nilsson; Schäppi, Shannon, Keller (2); Kenins, Trachsler, Bärtschi; Bastl, Senteler, Fritsche; Baltisberger.
Lausanne: Huet (29. Bays); Leeger, Gobbi (2); Lardi, Jannik Fischer; Stalder, Genazzi (2); Seydoux; Bang (2), Hytönen, Antonietti; Setzinger (2), Genoway, Conz; Gailland, Froidevaux (2), Neuenschwander; Simon Fischer, Savary, Derungs; Primeau.

Auf Chelios‘ Spuren…

Vor einem Interview bietet sich manchmal die Gelegenheit über ganz andere Dinge als den aktuellen Bieler 4:3-Sieg gegen Lugano zu diskutieren. Die Unterhaltung mit Mathieu Tschantré beginnt bei Rick Nash’s Hattrick in Davos und endet mit dem Bieler-Lockout-Star vor 18 Jahren.

Während des ersten NHL-Lockouts 1994-95 war der aktuelle Biel-Captain Mathieu Tschantré gerade Mal zehn Jahre alt und spielte bei den Moskitos des EHC Biel. Auf meine Frage ob er sich denn an das Engagement von Chris Chelios erinnern könne, antwortet Tschantré mit grosser Begeisterung: «Ich war im Freihockey als der NHL-Star Chelios im Bieler Eisstadion eingetroffen war, für uns war dies das Grösste.»

In dieser Woche trifft mit Tyler Seguin erneut ein ganz grosser aus der NHL in Biel ein. Seguin ist Biels grösster Transfercoup seit der Stippvisite (3 Spiele) Chelios‘ vor 18 Jahren. Der damals zehnjährige Mathieu empfängt dieses Mal den NHL-Star als Biel Team-Captain und womöglich wird auch da wieder ein Bieler Nachwuchsspieler den grossen Seguin bestaunen – und wer weiss in 18 Jahren…

Das verpasste NHL-Duell

Und übrigens… …vor 18 Jahren trafen die zwei grössten Attraktionen auf Schweizer Eis, Doug Gilmour und Chris Chelios mit Rapperswil-Jona und Biel nicht aufeinander. Chelios verletzte sich im dritten Spiel gegen Davos und musste frühzeitig nach Kanada zurückkehren. Eine Woche später mussten die Bieler ohne Chelios gegen Gilmour-Rappi ran. Diesen Samstag kommts nun doch noch zum NHL-Knüller zwischen Biel und Rapperswil, mit den Attraktionen Tyler Seguin (Boston Bruins) und Jason Spezza (Ottawa Senators).

Biel – Lugano 4:3 (1:1, 0:2, 3:0)
Eisstadion. – 4’341 Zuschauer. – SR Massy, Abegglen /Dumoulin. – Tore: 8. (7:44) Jordy Murray (Brett McLean, Blatter) 0:1. 9. (8:53) Füglister (Haas, Gloor) 1:1. 30. (29:17) Vauclair (Rüfenacht, Kamber /Ausschlüsse Wieser; Reuille) 1:2. 31. McLean (Vauclair, Heikkinen /Ausschlüsse Wieser; Reuille) 1:3. 44. Beaudoin (Dominic Meier) 2:3. 47. Wieser (Micflikier, Peter) 3:3. 57. Spylo (Pouliot, Beaudoin) 4:3. – Strafen: Biel 7-mal 2 Minuten, Lugano 8-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Biel ohne Marco Streit (verletzt), Untersander, Ehrensperger (beide überzählig) und Seguin (noch nicht eingetroffen), Lugano ohne Hirschi, Nummelin, Brady Murray (alle verletzt), Morant (gesperrt) und Sannitz (überzählig). Wetzel vom Puck getroffen und verletzt ausgeschieden (27.). Timeout Lugano (44.). Lattenschuss Spylo (57.). Lugano ab 58:12 ohne Torhüter.
Biel: Berra (Schmid); Dominic Meier, Huguenin; Grieder, Wellinger; Gossweiler, Kparghai; Trutmann; Wieser, Pouliot, Spylo; Micflikier, Peter, Beaudoin; Haas, Gloor, Füglister; Tschantré, Kellenberger, Wetzel; Lauper.
Lugano: Flückiger (Manzato); Heikkinen, Schlumpf; Vauclair, Ulmer; Kienzle, Blatter; Nodari; Diego Kostner, McLean, Jordy Murray; Domenichelli, Metropolit, Bednar; Reuille, Conne, Simion; Daniel Steiner, Kamber, Rüfenacht; Profico.

Lugano statt Shawinigan

Zürich, 14. Februar 2012 – die Partie zwischen den ZSC Lions und dem HC Lugano ist die letzte NLA-Partie vor dem US-Roadtrip nach New York. Lugano schlägt die Zürcher um ex-NHL Coach Bob Hartley mit 4:0. Nach dem Spiel spreche ich kurz mit Luganos Dominik Schlumpf, welcher mir mit etwas Wehmut vom diesjährigen Memorial-Cup seines ex-Klubs Shawinigan Cataractes erzählt. Die Cataractes aus der Quebec-Major-Junior-Hockey-League (QMJHL) sind im Frühling 2012 Gastgeber des Memorial-Cups, der quasi des Stanley-Cups auf der höchsten Juniorenstufe: «Zum Zeitpunkt meiner Vertragsunterzeichnung beim HC Lugano wusste ich noch nicht, dass Shawinigan als Gastgeber ausgewählt würde», so kämpft Schlumpf mit Lugano um die Playoff-Qualifikation, statt um die höchste Trophäe des kanadischen Junioren Eishockeys.


„Zum Zeitpunkt meiner Vertragsunterzeichnung beim HC Lugano wusste ich noch nicht, dass Shawinigan als Gastgeber ausgewählt würde.“

— Dominik Schlumpf, über Shawinigan

Vor dem Spiel treffe ich noch Sean Simpson, welcher «beste Grüsse» nach Lyss ausrichten lässt und mir einen guten New-York-Trip wünscht. Auch mit Daniel Steiner und John Gobbi, welcher zum Interview antreten muss gibts noch einen kurzen Small-Talk. Zurück zu New York  – in diesem Jahr startet der Hockeytrip via Amtrak in Philadelphia gegen die Buffalo Sabres. Die weiteren Stationen sind Newark (New Jersey Devils – Anaheim Ducks), Uniondale (New York Islanders – Carolina Hurricanes), Manhattan (New York Rangers – Columbus Blue Jackets) und auf dem Weg zum John-F-Kennedy-Flughafen kurz vor dem Rückflug nochmals Uniondale (New York Islanders – Ottawa Senators).

14. Februar 2012

ZSC Lions – Lugano 0:4 (0:1, 0:1, 0:2)
Hallenstadion. – 7’359 Zuschauer. – SR Massy /Rochette, Mauron /Tscherrig. – Tore: 14. Romy (Sannitz, Bednar) 0:1. 34. Romy (Bednar, Domenichelli /Ausschluss Schnyder) 0:2. 51. Sannitz (Schlumpf, Romy) 0:3. 52. Steiner (Murray, McLean) 0:4. – Strafen: ZSC Lions 6-mal 2 Minuten, Lugano 7-mal 2 Minuten. –Bemerkungen: PostFinance-Topskorer: Tambellini; Bednar. ZSC Lions ohne McCarthy, Breitbach, Blindenbacher, Camperchioli (alle verletzt) und Kolnik (überzählig). Lugano ohne Niedermayer, Hirschi, Rintanen, Reuille (alle verletzt), Nummelin und Burki (beide krank). – Timeout Lugano (59.).
ZSC Lions: Flüeler (52. Sulander); Murphy (2), Seger; Gobbi (2), Geering; Stoffel, Schnyder (2); Down, Pittis (2), Monnet; Bärtschi, Ambühl, Tambellini; Kenins, Cunti, Schommer; Bastl, Bühler (4), Schäppi.
Lugano: Conz; Ulmer, Vauclair (2); Kienzle (2), Hendry; Nodari, Blatter; Schlumpf; Bednar, Romy, Sannitz; Steiner (2), McLean, Murray (2); Kostner (2), Kamber, Domenichelli; Simion (2), Conne (2), Jörg; Profico.

Die fehlende Sekunde der Resega

Wenn der HC Lugano kurz vor einem Schweizermeister-Titel steht, dies Zuhause in der «Pista-la-Resega», gibts in der «Curva-Nord» kein halten mehr. Die Spannung des fanatischen Publikums ist kaum zu beschreiben, vielleicht ist es wie kurz vor dem Start zu einem 100-Meter-Final. Wenn der Startschuss erfolgt, explodiert der 100-Meter-Sprinter. Für Lugano heisst das, die Fans brechen über Banden und Abschrankungen herein, wie beim Bruch eines Staudamms.

Wenn also Ville Peltonen bei Spielzeit 59 Minuten und 59 Sekunden, die Scheibe im leeren Davoser Kasten zum 3:1 versenkt, dann wars dies. Das Schauspiel ist unbezahlbar und emotional kaum zu verarbeiten und das Erlebnis für jeden nicht-Lugano-Fan fast beängstigend. Es ist die pure Leidenschaft des gesamten Sottoceneris welche hier in wenigen Minuten wie der Lago di Lugano überläuft.

„Die Dämme brechen bei Peltonens 3:1, eine Sekunde vor Schluss.“

— Michael Krein

Auf dem Videowürfel steht immer noch 59:59, die Spieler sind bereits im Fan-Taumel unter gegangen und auf dem Würfel leuchtet «CAMPIONI!!!» Wo sind die Schiedsrichter? Wo sind die Gäste aus dem Bündnerland? Muss die Sekunde noch gespielt werden oder darf man eine Sekunde vor dem offiziellen Spielende den Match so als zu Ende gespielt werten? Und der Meisterschütze Peltonen? Wird mit Sprechchören «Vii-lle Pel-too-nen» frenetisch gefeiert.

Selbstverständlich wäre in dieser Sekunde nichts mehr passiert. Lugano war seit dem vierten Viertelfinal-Spiel, am 14. März, nach dem Overtime-Sieg in der Leventina gegen den HC Ambrì-Piotta nicht mehr zu stoppen. Einen Monat später, am 13. April, knapp vor 22 Uhr 30, geht die wohl beeindruckendste Auferstehung in der Geschichte des Schweizer Eishockeys mit dem siebten Meistertitel Luganos, eine Sekunde zu früh, zu Ende.

Der siebte Titel Luganos stillt selbst unseren Hunger noch nicht, so gibts in der ebenfalls ausverkauften Resega-Bar «Club 41», keine Champignons Pizza, sondern eine Campioni-Pizza, welche uns den Magen füllt. Die Meisterfeier auf dem Gemeinde-Boden «Porza» dauert noch bis in die frühen Morgenstunden und auch in der Meisterkabine schauen wir bei Sannitz und Co. kurz vorbei. Unser Nachtlager übrigens, wurde vor dem Spiel kurzerhand durch meine Arbeitskolleginnen der Manpower-Filiale, an der «Via Pretorio» organisiert, «Grande» dieses Lugano.

«Pizza-Campioni» mit meinem langjährigen Sturmpartner Markus Eggimann (links) und Michael Möri. (Claude Moeri)

13. April 2006 – 5. Finalspiel

Lugano – Davos 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)
Resega. – 7’800 Zuschauer (ausverkauft). – SR Reiber, Wehrli /Wirth. – Tore: 9. Nummelin (Jeannin, Gardner /Ausschluss Sutter) 1:0. 22. Guggisberg 1:1. 25. Sannitz (Nummelin, York /Ausschluss Kress) 2:1. 60. (59:59) Peltonen (Metropolit, ins leere Tor) 3:1. – Strafen: Lugano 5-mal 2 Minuten, Davos 8-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lugano ohne Conne (verletzt), Bianchi, Hänni, Norris und Oksa (alle überzählig), Davos ohne Heberlein (verletzt), Blatter und Wilson (beide überzählig). – Davos ab 59:19 ohne Goalie. – Time-outs: 60. (59:24) Lugano, 60. (59:49) Davos.
Lugano: Rüeger; York, Vauclair; Guyaz, Cantoni; Nummelin, Hirschi; Gardner, Metropolit, Peltonen; Hentunen, Sannitz, Jeannin; Näser, Wirz, Murovic; Reuille, Romy, Fuchs.
Davos: Hiller; Gianola, Jan von Arx; Hauer, Häller; Winkler, Kress; Ramholt, Ackeström; Riesen, Reto von Arx, Christen; Juhlin, Marha, Hahl; Guggisberg, Rizzi, Ambühl; Bruderer, Sutter, Burkhalter.

Im Nebel von Porza

Bei frühlingshaften Temperaturen ins Tessin zu fahren ist ein herrliches Gefühl, wenn dazu noch die Meisterschaft des Lieblingssports entschieden werden kann, dann ist es die schönste Zeit des Jahres oder eben die wunderbare Zeit der Playoffs. Ab der Autobahnausfahrt Lugano-Nord gehts «via» Silva, Tesserete und Adolfo e Oscar Torricelli Richtung Porza, die Resega steht auf dem Gemeindeboden des 1’500-Seelen Dorfes. Auch da versuchte man sich einst, mit Trainer Andy Ton, in der dritthöchsten Klasse mit eigenem Hockey-Club, verschwand dann aber wie der Petarden-Nebel der berühmten Spielstätte.

Diese Spielstätte, 1995 erbaut, konnte heute erstmals in der Geschichte einen Meistertitel vor heimischem Publikum feiern. 1999 triumphierten die Bianconeri in Ambri und 2001 verlor man das siebte Spiel in der Overtime gegen Zürich. Heute soll die Lappalie, in der proppenvollen – wie in Finalspielen üblich – «Pista la Resega» endlich realisiert werden. Um noch einmal ins Bündnerland und damit zu einem siebten Spiel zu kommen, braucht der HC Davos, wie in Spiel zwei der Serie, einen Sieg im Tessin.

Dass sich die Luganesi schwer tun, wenn Zuhause alles für den Titelgewinn angerichtet ist, ist seit der Playoff-Serie 2001 bekannt. Am 3. April, Lugano führt in der Serie gegen die ZSC Lions mit 3:1, geht das erste «Meisterspiel» mit 3:6 verloren und auch die zweite Chance am 7. April im siebten Spiel vermasseln die Bianconeri bei der 1:2 Overtime-Niederlage. Nicht aber am 8. April 2003, der Anspruch auf den sechsten Titel machen die Luganesi schon im ersten Drittel geltend und führen mit 3:0 – der Rest ist nur noch Kür, zum zweiten Gewinn des blauen «Schirmständers» – und dieses Mal verschwindet nicht der HC Porza, sondern der HCD im Petarden-Nebel der neu gekrönten Spielstätte.

Dienstag, 8. April 2003

Zum ersten mal holen die Bianconeri die Meistertrophäe in der neuen Resega. (Slapshot)

Lugano – Davos 4:0 (3:0, 0:0, 1:0)
Resega. – 8’250 Zuschauer (ausverkauft). – SR Reiber, Mauron / Rébillard. – Tore: 7. Conne (Fuchs, Wichser) 1:0. 11. Gardner (Rötheli, Astley /Ausschluss Häller) 2:0. 17. Convery (Näser) 3:0. 52. Jeannin (Conne, Maneluk) 4:0. – Strafen: Lugano 3-mal 2 Minuten, Davos 2-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lugano ohne Richter und Millen (überzählige Ausländer) und Sannitz (verletzt). Davos ohne Heberlein (verletzt).
Lugano: Rüeger (Lauber); Keller, Guyaz; Patrick Sutter, Astley; Nummelin, Bertaggia; Hänni; Maneluk, Convery, Jeannin; Fair, Aeschlimann (2), Näser (2); Wichser, Conne, Fuchs; Murovic, Rötheli (2), Gardner; Cantoni.
Davos: Weibel (Hiller); Kress, Gianola; Ott, Forster; Häller (2), Winkler (2); Blatter, Jan von Arx; Christen, Marha, Riesen; Miller, Reto von Arx, Bohonos; Paterlini, Rizzi, Fischer; Neff, Fabian Sutter, Ambühl.