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Technischer Wahnsinn

Ein Spiel welches in Erinnerung bleiben wird, Langnau trifft als achtplatzierter auf den Tabellen-Sechsten Lugano. Die Luganesi führen nach drei Minuten mit 2:0. In der neunten Minute kommt es noch schlimmer, Langnau’s Brian Zanetti, welcher an diesem Abend von Philadelphia Flyers-Scout Sami Kapanen beobachtet wird, muss in die Kühlbox. Eine Minute später spielt sich Harri Pesonen, in Unterzahl, mit einem Weltklasse-Move, seine Scheibenkontrolle ist der absolute Wahnsinn, durch drei Tessiner hindurch und steht alleine vor Landsmann Mikko Koskinen. Allein dieser «stock- und schlittschuhtechnische Wahnsinn» entschädigt diesen denkwürdigen und kuriosen Abend an der Ilfis.

Der «technische Wahnsinn» nimmt seine Fortsetzung im zweiten Drittel, welches geprägt ist von Video-Reviews und zahlreichen Unterbrüchen. Der Wahnsinn liegt dieses mal im «Zytnehmerhüsli» von Christine Nyfeler. Zweimal gibt es eine fünfminütige Video-Review, zurecht, bei Calvin Thürkauf’s Treffer. Später folgt eine Strafe, welche durch einen technischen Fehler ,auf der Uhr nicht ins laufen gebracht wird, welche in einer fünfminütigen Zeitrechnung in Nyfeler’s «Häuschen» wieder korrigiert werden muss.

Kanditat Zanetti

Der Wahnsinn des zweiten Drittel’s ist auch für den NHL-Scout aus Finnland aussergewöhnlich. Mit dem Draft-Prospect der Flyers zeigt sich der 918-fache NHL-Spieler zufrieden, nach dem Ausfall von Juuso Riikola spielt Zanetti auch im Powerplay und steuert beim zweiten Treffer einen Assistpunkt bei. Kapanen, der von Schweden gekommen ist, reist am Sonntag nach Prag um weitere Kandidaten für die NHL-Organisation zu begutachten, ehe es, in einem «flugtechnischen Wahnsinn» wieder nach Kuopio geht. Bevor Schützling Zanetti zum Austausch mit dem Flyers-Scout kommt, wird unser Gespräch durch Lugano-Goalie Koskinen, äusserst herzlich, mit einem langen «moooi» (Hallo) auf finnisch unterbrochen. Koskinen spielte 2012-13 unter Teambesitzer Kapanen bei KalPa Kuopio, denn auch die kleine, vernetzte Eishockeywelt ist der absolute Wahnsinn.

Sammelbecken der Weltmeister

Wie der EHC Biel, hat auch der HC Lugano die gleichen drei Schlüsselpositionen mit Finnen besetzt. Der neue Headcoach Sami Kapanen, Verteidiger Atte Ohtamaa (ausgesprochen Oochtama) und Stürmer Jani Lajunen sind das Gegenstück zu Antti Törmänen, Anssi Salmela und Toni Rajala. Ohtamaa holte im vergangenen Frühling in Bratislava, zusammen mit Rajala, den dritten Weltmeistertitel Finnlands. Komplettiert wurden die beiden durch die Schweizer Söldner Petteri Lindbohm (Lausanne) und Harri Pesonen (SCL Tigers).

Zwölf finnische Weltmeister

Doch bereits acht Jahre vor dem aktuellen «Schweizer-Quartett», veredelten sich Lajunen und Salmela an der gleichen Wirkungsstätte mit dem zweiten WM-Gold für Finnland. Zum finnischen Gold-Team gehörten zudem die früher- oder späteren «Schweizer» Juhamatti Aaltonen (Bern), Jarkko Immonen (Zug), Jesse Joensuu (Bern), Niko Kapanen (Zug), Janne Niskala (Zug), Janne Pesonen (Ambri-Piotta), Antti Pihlström (Freiburg-Gottéron), Mika Pyörälä (Bern), Tuomo Ruutu (Davos) und Teammanager Timo Jutila (Bern).

Zwei Drittel des Weltmeisterteams von 1995

Das erste finnische Gold-Kunststück aber haben die drei aktuellen National-League-Trainer Kapanen, Törmänen und Ville Peltonen (Lausanne) bereits 1995, beim ersten WM-Titel Finnlands, geschafft. Zu den «Helden von Stockholm», gehörten neben der gesamten Verteidigung um Erik Hämäläinen (SCL Tigers), Timo Jutila (Bern), Marko Kiprusoff (Kloten), Janne Niinimaa (Davos), Peters Nummelin (Davos und Lugano) Mika Strömberg (Chur) und Hannu Virta (Grasshoppers und ZSC Lions), auch Tero Lehterä (Basel und Ambri-Piotta), Mika Nieminen (Grasshoppers), Janne Ojanen (Lugano), Ari Sulander (ZSC Lions) und Raimo Summanen (Bern und Trainer in Rapperswil-Jona), sowie Headcoach Curt Lundström (Kloten).

Im Fazit heisst dies, wer mit Finnland Weltmeister wird, wird höchstwahrscheinlich irgendwann in seiner Karriere in der Schweiz landen. Aktuell spielen, neben den drei Trainern, vier Weltmeister von 2019- und zwei Weltmeister von 2011 in der National-League.

Die aktuellen Finnland-Weltmeister

Sami KapanenLugano
Jani LajunenLugano
Petteri LindbohmLausanne
Atte OhtamaaLugano
Ville PeltonenLausanne
Harri PesonenSCL Tigers
Toni RajalaBiel
Anssi SalmelaBiel
Antti TörmänenBiel

21. September 2019

Biel – SCL Tigers 3:2nP (0:1, 1:1, 1:0, 0:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 5’627 Zuschauer. – SR Borga/Stricker, Ambrosetti /Cattaneo. – Tore: 8. Neukom (Maxwell, Glauser) 0:1. 25. Maxwell (Blaser, DiDomenico/Ausschluss Gustafsson) 0:2. 27. Pouliot 1:2. 48. Rathgeb (Schneider) 2:2. – Penaltyschiessen: Hügli -, Pesonen -; Riat -, Maxwell -; Rajala 1:0, Diem -; Tschantré -, Schmutz -; Schneider 2:0. – Strafen: Biel 5-mal 2 plus 10 Minuten (Künzle), SCL Tigers 8-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Biel ohne Brunner (verletzt) und Neuenschwander (krank), SCL Tigers ohne Earl und In-Albon (beide verletzt).
Biel: Paupe; Moser, Kreis; Rathgeb, Forster; Sataric, Salmela; Fey; Tschantré, Pouliot, Rajala; Hügli, Cunti, Künzle; Riat, Fuchs, Schneider; Ulmer, Gustafsson, Lüthi; Karaffa.
SCL Tigers: Ciaccio; Glauser, Leeger; Erni, Lardi; Schilt, Blaser; Cadonau, Huguenin; Kuonen, Maxwell, Neukom; DiDomenico, Berger, Pesonen; Schmutz, Gagnon, Dostoinow; Rüegsegger, Diem, Andersons.