Rajala statt Cervenka

Bereits vor dem Spiel ist klar, heute ist ein Interview mit Liga-Topskorer Roman Cervenka geplant. Für die MySports-Rubrik „Insights“ soll der tschechische Ausnahmekönner nach dem Spiel in Biel über seine aktuelle Form auskunft geben. Die aktuelle Form Cervenkas bedeutet in Zahlen, 23 Skorerpunkte aus den letzten zehn Partien. Die SC Rapperswil-Jona Lakers haben in den letzten sieben Spielen nur einmal verloren, nämlich das einzige Spiel, in dem Cervenka nicht gepunktet hat.

In der 45. Runde, beim 69. Aufeinandertreffen zwischen Rapperswilern und Bielern soll der letztjährige Schweizer Liga-Topskorer und zweifache tschechische Liga-Topskorer (2010 und 2016) wieder nicht punkten. Vor dem Spiel sprücheln wir, mit Pressechef Andi Ruefer und Hausfotograf Stephan Kubacki, ein ehemaliger 2. Liga-Topskorer, im Presseraum „was wenn er einen Restausschluss erhält?“ Dies sei der einzige Fall, bei dem ich den Weltmeister von 2010 nicht interviewen könne.

Gesagt getan, Cervenka kassiert nach einem Schubser gegen den Linesman Eric Cattaneo in der achten Minute einen Restausschluss. Das wars, das Interview für die Sonntagssendung und das Spiel der Lakers gehen verloren. Dafür springt ein anderer Weltmeister in die Bresche: Biels Toni Rajala. Der Finne erzielt am Dienstag in Davos, nach 14 Spielen ohne persönlichen Torerfolg, den Game-Winner und trifft kurz nach Cervenkas Restausschluss, in der 14. Minute zum 2:0 und legt mit einer Vorlage zum 1:0 den Grundstein zum dritten Bieler-Sieg in Serie. Zu guter letzt, übernimmt der Finne auch noch Cervenkas Rolle als Interview-Partner.

3. Februar 2023 – 45. Runde

Biel – Rapperswil-Jona Lakers 3:0 (2:0, 0:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 5’735 Zuschauer. – SR Stolc (Slk)/Hungerbühler, Cattaneo/Gurtner. – Tore: 1. (1:00) Sallinen (Hischier, Rajala) 1:0. 14. Rajala 2:0. 57. Olofsson (Hofer, Lööv) 3:0. – Strafen: Biel 4-mal 2 Minuten, Rapperswil-Jona Lakers 2-mal 2 Minuten plus Spieldauer (Cervenka). – Bemerkungen: Biel ohne Cunti, Forster und Sheahan (alle verletzt), Rapperswil-Jona Lakers ohne Alge, Elsener, Jensen (alle verletzt) und Jordan (überzähliger Ausländer).
Biel: Säteri; Rathgeb, Lööv; Delémont, Grossmann; Schneeberger, Yakovenko; Stampfli; Hofer, Haas (4), Olofsson; Hischier, Sallinen, Rajala; Brunner, Tanner (2), Künzle (2); Froidevaux, Schläpfer, Kessler; Bärtschi.
Rapperswil-Jona Lakers: Meyer; Noreau, Maier; Aebischer (2), Djuse; Vouardoux, Profico; Baragano; Aberg, Rowe, Cervenka (20); Moy, Schroeder, Wetter; Zangger (2), Albrecht, Lammer; Wick, Dünner, Forrer; Cajka.

Welches Spiel haben wir heute?

Bereits am Nachmittag treffen die ersten Fans aus Augsburg in der Bieler Tissot-Arena ein. Im offiziellen EHCB-Fanshop, beim Eishockeyausrüster Conte erkundigt sich die Augsburg-Vorhut nach Fanartikeln, die Verkäufer können der Unterhaltung nicht folgen, die Augsburger klären die «Bieler» auf, heute ist «Champions-League», was Fussball? Soviel zum Stellenwert, zur Akzeptanz und vor allem zum Interesse der coolsten Liga Europas. Der Null-Acht-Fünfzehn Hockey-Schweizer kümmert dies so wenig wie Crocodile Dundee der Wochentag: «Welchen Tag haben wir heute Wally?»

Amüsant höre ich der Unterhaltung zu und äussere mich nicht. Die Augsburg-Fans sollen heute in Überzahl sein und so weiter der Tenor. Fünf Stunden später wissen wir. Der Fansektor der Tissot-Arena füllst sich schon eine Stunde vor Spielbeginn. Die Bayern sind per Sonderzug zum Sonderpreis in einem Sondertrikot angereist. Die Stimmung ist fröhlich und der Deutsche Anhänger zeigt uns wies geht. Als «neutraler» Beobachter und Eishockeyliebhaber eine grossartige Stimmung, so muss die Champions-Hockey-League sein.

Und die Partie hält was sie verspricht, Spannung pur und ein wahrer Krimi bis zum Schluss, inklusive Overtime, alles ist dabei. Jeder vermeintliche «Fan» der heute Abend kuscht, verdient es lieber 100-mal den SCB oder die SCL Tigers zu sehen, als einmal einen Leckerbissen der anderen Art. Die Partie ist an Spannung und Dramatik, inklusive Torhüterwechsel durch die Verletzung von Augsburgs Olivier Roy, kaum zu überbieten und der Held heisst einmal mehr, Toni Rajala. Was für ein Geniestreich in der Overtime, der smarte Finne lässt gleich alle drei Gegner ins leere laufen.

19. November 2019 – Hinspiel 2:2

Biel – Augsburg 2:1nV (0:0, 1:1, 0:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 4’632 Zuschauer. – SR Nord/Sjöqvist (Sd), Fuchs/Schlegel (Sz). – Tore: 22. Kessler (Fuchs) 1:0. 38. LeBlanc (Haase) 1:1. 64. Rajala 2:1. – Strafen: Biel 4-mal 2 Minuten, Augsburg 3-mal 2 Minuten.
Biel: Paupe; Salmela, Sataric; Moser, Ulmer; Forster, Rathgeb; Fey; Rajala, Ullström, Schneider; Künzle, Fuchs, Kessler; Tschantré, Cunti, Kohler; Deluca, Neuenschwander, Schläpfer.
Augsburg: Roy (56. Keller); Lamb, Valentine; Tölzer, Haase; Sezemsky, McNeill; Lambacher, Rogl; Payerl, Leblanc, Hafenrichter; Sternheimer, Ullmann, Mayenschein; Callahan, Stieler, Trevelyan; Fraser, Gill, Holzmann.

Sammelbecken der Weltmeister

Wie der EHC Biel, hat auch der HC Lugano die gleichen drei Schlüsselpositionen mit Finnen besetzt. Der neue Headcoach Sami Kapanen, Verteidiger Atte Ohtamaa (ausgesprochen Oochtama) und Stürmer Jani Lajunen sind das Gegenstück zu Antti Törmänen, Anssi Salmela und Toni Rajala. Ohtamaa holte im vergangenen Frühling in Bratislava, zusammen mit Rajala, den dritten Weltmeistertitel Finnlands. Komplettiert wurden die beiden durch die Schweizer Söldner Petteri Lindbohm (Lausanne) und Harri Pesonen (SCL Tigers).

Zwölf finnische Weltmeister

Doch bereits acht Jahre vor dem aktuellen «Schweizer-Quartett», veredelten sich Lajunen und Salmela an der gleichen Wirkungsstätte mit dem zweiten WM-Gold für Finnland. Zum finnischen Gold-Team gehörten zudem die früher- oder späteren «Schweizer» Juhamatti Aaltonen (Bern), Jarkko Immonen (Zug), Jesse Joensuu (Bern), Niko Kapanen (Zug), Janne Niskala (Zug), Janne Pesonen (Ambri-Piotta), Antti Pihlström (Freiburg-Gottéron), Mika Pyörälä (Bern), Tuomo Ruutu (Davos) und Teammanager Timo Jutila (Bern).

Zwei Drittel des Weltmeisterteams von 1995

Das erste finnische Gold-Kunststück aber haben die drei aktuellen National-League-Trainer Kapanen, Törmänen und Ville Peltonen (Lausanne) bereits 1995, beim ersten WM-Titel Finnlands, geschafft. Zu den «Helden von Stockholm», gehörten neben der gesamten Verteidigung um Erik Hämäläinen (SCL Tigers), Timo Jutila (Bern), Marko Kiprusoff (Kloten), Janne Niinimaa (Davos), Peters Nummelin (Davos und Lugano) Mika Strömberg (Chur) und Hannu Virta (Grasshoppers und ZSC Lions), auch Tero Lehterä (Basel und Ambri-Piotta), Mika Nieminen (Grasshoppers), Janne Ojanen (Lugano), Ari Sulander (ZSC Lions) und Raimo Summanen (Bern und Trainer in Rapperswil-Jona), sowie Headcoach Curt Lundström (Kloten).

Im Fazit heisst dies, wer mit Finnland Weltmeister wird, wird höchstwahrscheinlich irgendwann in seiner Karriere in der Schweiz landen. Aktuell spielen, neben den drei Trainern, vier Weltmeister von 2019- und zwei Weltmeister von 2011 in der National-League.

Die aktuellen Finnland-Weltmeister

Sami KapanenLugano
Jani LajunenLugano
Petteri LindbohmLausanne
Atte OhtamaaLugano
Ville PeltonenLausanne
Harri PesonenSCL Tigers
Toni RajalaBiel
Anssi SalmelaBiel
Antti TörmänenBiel

21. September 2019

Biel – SCL Tigers 3:2nP (0:1, 1:1, 1:0, 0:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 5’627 Zuschauer. – SR Borga/Stricker, Ambrosetti /Cattaneo. – Tore: 8. Neukom (Maxwell, Glauser) 0:1. 25. Maxwell (Blaser, DiDomenico/Ausschluss Gustafsson) 0:2. 27. Pouliot 1:2. 48. Rathgeb (Schneider) 2:2. – Penaltyschiessen: Hügli -, Pesonen -; Riat -, Maxwell -; Rajala 1:0, Diem -; Tschantré -, Schmutz -; Schneider 2:0. – Strafen: Biel 5-mal 2 plus 10 Minuten (Künzle), SCL Tigers 8-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Biel ohne Brunner (verletzt) und Neuenschwander (krank), SCL Tigers ohne Earl und In-Albon (beide verletzt).
Biel: Paupe; Moser, Kreis; Rathgeb, Forster; Sataric, Salmela; Fey; Tschantré, Pouliot, Rajala; Hügli, Cunti, Künzle; Riat, Fuchs, Schneider; Ulmer, Gustafsson, Lüthi; Karaffa.
SCL Tigers: Ciaccio; Glauser, Leeger; Erni, Lardi; Schilt, Blaser; Cadonau, Huguenin; Kuonen, Maxwell, Neukom; DiDomenico, Berger, Pesonen; Schmutz, Gagnon, Dostoinow; Rüegsegger, Diem, Andersons.