Die Patinoire les Vernets in Genf, am 27. September 2022, beim 4:2-Sieg gegen die SCL Tigers

Epson-Cup 1990

Stell dir vor du bist 13 Jahre alt, neben dem Aktivsport bist du fasziniert und infiziert aller möglichen Vereine, ausserhalb der Schweiz kennst du nur Bruchteile im Vorinternet-Zeitalter. Im September freust du dich auf das einzige Eishockeymagazin der Schweiz, die Nummer 1 des Jahres 1990 bietet ein Highlight nach dem andern. Auf vier Seiten präsentieren sich die grossen Edmonton Oilers beim fünften Stanley-Cup-Sieg. Gefolgt von den zwei neuen hochkarätigen Weltklasse-Schweden des HC Lugano: Mats Näslund und Magnus Svensson. Auf der Doppelseite 22/23 (siehe Fotos) besticht ein höchst seltenes Hockeybild, zwei Spieler des Deutschen Meisters Düsseldorfer EG bedrängen einen NHL-Spieler der St. Louis Blues. Wow! Wie das, du realisierst erst jetzt, dass diese Partie vor wenigen Tagen stattgefunden hat. Vergleiche zwischen verschiedenen Landesmeister haben dich schon vorher, beim Europa-Cup, in den Bann gezogen. Nun aber spielen gleich zwei NHL-Teams in Deutschland. Auf den Seiten 24 und 25 (siehe Fotos) folgen ein weiteres Actionbild zwischen den Blues und der DEG, sowie die Telegramme. Du staunst wie eng die Resultate ausfallen, nie zuvor hattest du einen Vergleich zwischen Westeuropäischen Mannschaften und der überirdischen nordamerikanischen Profiliga. Einzig die NHL-Super-Series zwischen den sowjetischen Teams und der NHL kanntest du.

Die Faszination dieser Vergleiche zieht dich derart in einen Bann, dass du die Trikots der drei Teams welche sich um den Epson-Cup duellierten, in Farbe aufs Papier bringst. Die Kader dazu liefet der Eishockey-Almanach von Copress. Wie es wohl wäre wenn sich der Europa-Cup-Sieger mit einem NHL-Team messen könnte? Wie wohl ein Schweizer Spitzenteam wie der SC Bern oder der HC Lugano gegen diese NHL-Teams aussehen würden? Die Schweiz hätte die finanziellen Mittel gehabt, die beiden NHL-Franchisen ins Land zu locken. Dies erfährst du aber erst Jahre 30 Jahre später bei der Nach-Recherche über dieses Highlight in der Rheinstadt. Düsseldorf wird zu deinem ersten Klub, den du dadurch beim nördlichen Nachbar verfolgst, dies bei der ZDF-Sportschau, im Teletext der Deutschen TV-Sender oder in der Zeitung «Sport.»

Auch die türkisfarbenen Jerseys, durch den japanischen Hauptsponsor Epson, des Deutschen Titelträgers sind 1990 sogar weltweit eine absolute Ausnahme. Die Ausnahme spielt in eben diesen zwei Ausnahmepartien, einmal in türkis (St. Louis) und einmal in weiss (Edmonton) gegen die übermächtigen Gegner. «Edmonton blieb noch eine Woche in Europa, absolvierte ein Trainingslager in Seefeld und spielte in München und in Graz.» Steht auf Seite 24 des Slapshot-Magazins. Die Resultate? Wo sind die Resultate? Natürlich willst du die Ergebnisse, dies erfährst du erst 2013, bei einem Besuch in der Bibliothek der Salzburger-Nachrichten (SN) (siehe unten). Packende Bilder zeigte unmittelbar nach dem Event das Britische Magazin «Ice-hockey-News-Review».

Düsseldorfer EG – St. Louis Blues 1:3 (1:1, 0:0, 0:2)
Brehmstrasse. – 5’800 Zuschauer. – SR Schnieder (De). – Tore: 6. Brind’Amour (Brown, Stevens) 0:1. 18. Willmann (Gerd Truntschka, Amann) 1:1. 52. Hull (Oates) 1:2. 55. Geoff Courtnall (McLean, Brind’Amour) 1:3. – Strafen: Düsseldorf 2-mal 2 Minuten, St. Louis Blues 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Düsseldorf ohne Bernd Truntschka (verletzt), St. Louis Blues ohne Featherstone, Snepsts, Wilson und Raglan (alle überzählig).
Düsseldorfer EG: De Raaf; Hiemer, Schmidt; Niederberger, Amann; Sterflinger, Kreutzer; Lee, Valentine, Werner; Hegen, Gerd Truntschka, Flemming; Willmann, Brockmann, Kasper; Hejma, Scholz, Schulz.
St. Louis Blues: Riendeau (41. Hebert); Stevens, Jeff Brown; Dirk, Paul Cavallini; Roberts, Tilley; Momesso, Oates, Hull; Lowry, Tuttle, Rich Sutter; Courtnall, Brind’Amour, McLean; Gino Cavallini, Ronning, Chase.

St. Louis Blues – Edmonton Oilers 10:1 (2:0, 3:1, 5:0)
Brehmstrasse. – 5’000 Zuschauer. – SR Ondertoller (De). – Tore: Courtnall (4), Jeff Brown, Tuttle, (2), Rich Sutter (2), Brind’Amour; Lamb. – Strafen: St. Louis Blues 5-mal 2 plus 5 Minuten (Rich Sutter), Edmonton Oilers 5-mal 2 plus 5 Minuten (Anderson). – Bemerkungen: St. Louis ohne Roberts, Tilley, McLean, Chase, Edmonton ohne Gelinas, Tikkanen (beide verletzt), Joseph und Linseman (überzählig).
St. Louis Blues: Joseph; Stevens, Jeff Brown; Dirk, Paul Cavallini; Snepts, Featherstone; Momesso, Oates, Hull; Lowry, Tuttle, Rich Sutter; Courtnall, Brind’Amour, Raglan; Gino Cavallini, Ronning, Rich Wilson.
Edmonton Oilers: Ranford; Lowe, Muni; Steve Smith, Beukeboom; Gregg, Huddy; Anderson, Messier, Simpson; Lamb, Murphy, Graves; MacTavish, Currie, Semenow; Geoff Smith, Ruzicka, Dave Brown; Klima.

Düsseldorfer EG – Edmonton Oilers 0:2 (0:0, 0:1, 0:1)
Brehmstrasse. – 8’125 Zuschauer. – SR Ondertoller (De). – Tore: 37. Messier (Simpson) 0:1. 49. Joseph (Messier, Anderson) 0:2. – Strafen: Düsseldorf 4-mal 2 plus 10 Minuten (Kreutzer); Edmonton Oilers 10-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Düsseldorf ohne Bernd Truntschka (verletzt), Edmonton Oilers ohne Gelinas, Tikkanen (beide verletzt), Ranford, Lowe und Currie (alle überzählig).
Düsseldorfer EG: De Raaf; Hiemer, Schmidt; Niederberger, Amann; Sterflinger, Kreutzer; Lee, Valentine, Werner; Hegen, Gerd Truntschka, Flemming; Willmann, Brockmann, Kasper; Hejma, Scholz, Schulz.
Edmonton Oilers: Reddick (30. Greenlay); Joseph, Muni; Steve Smith, Beukeboom; Gregg, Huddy; Anderson, Messier, Simpson; Lamb, Murphy, Graves; MacTavish, Linseman, Semenow; Geoff Smith, Ruzicka, Brown; Klima.

1.St. Louis Blues2213:24
2.Edmonton Oilers2113:102
3.Düsseldorfer EG221:5

Die St. Louis Blues gewinnen die zweite Austragung des Epson-Cups. Neben dem Topskorer des Turniers stellen die Blues auch vier Spieler im All-Star-Team. Stanley-Cup-Sieger Edmonton enttäuscht beim 1:10 gegen seinen Liga-Konkurrenten.

Die Schweizer-Vertreter haben dieses Spektakel verpasst. Verpasst haben dies auch, trotz allen finanziellen Möglichkeiten, die Devils Mailand mit ex-Oiler Jari Kurri. Dieses Spiel hätte man zwingend organisieren müssen, doch vielleicht scheiterte es an der Infrastruktur der Mailänder, denn das neue Forum wurde am 10. September eröffnet und war Spielstätte des Stadt-Rivalen HC Mailand.

All-Star-Team: Helmut de Raaf (DEG); Geoff Smith (Oilers), Kevin Stevens (Blues); Brett Hull (Blues), Rod Brind’Amour (Blues), Geoff Courtnall (Blues)

Salzburger-Nachrichten (SN), 14. September 1990. (Krein)
Salzburger-Nachrichten (SN), 15. September 1990. (Krein)

Am 14. und 15. September spielten die Oilers in Graz und in München.

EC ATSE Graz – Edmonton Oilers 3:12 (0:3, 0:4, 3:5)
Liebenau. – 5’000 Zuschauer. – SR Korentschnig, Eiger/Pammer (alle Ö). – Tore: 3. Anderson 0:1. 10. Anderson 0:2. 20. Graves 0:3. 22. Brown 0:4. 31. Lamb 0:5. 36. Geoff Smith 0:6. 38. Currie 0:7. 44. Simpson 0:8. 49. Groulx 1:8. 49. Ruzicka 1:9. 50. Simpson 1:10. 52. Havasi 2:10. 53. Semenow 2:11. 59. Sivec 3:11. 60. Brown 3:12.
Graz: Rudman; Dorn, Geiger; Doyle, Havasi; Kompajn, Bidovec; Gardner, Peter Znenahlik, Szybisti; Sivec, Groulx, Nachbaur; Mezei, Prat, König; Loibnegger, Walter Znenahlik, Gross.
Edmonton Oilers: Ranford (30. Greenlay); Gregg, Lowe; Joseph, Muni; Beukeboom, Steve Smith; Anderson, Messier, Simpson; Semenow, Ruzicka, Lamb; Murphy, Graves, Klima; Brown, Linseman, Gelinas.

EC Hedos München – Edmonton Oilers 4:8 (0:3, 2:2, 2:3)
Olympiapark. – 6’300 Zuschauer (ausverkauft!). – SR Radosai, Pfahler/Winklmeier (alle De). – Tore: 7. MacTavish (Anderson) 0:1. 10. Currie (Geoff Smith) 0:2. 13. Brown (Messier, Steve Smith) 0:3. 23. Messier (MacTavish) 0:4. 31. Currie (Murphy, Messier) 0:5. 33. Berry (Hodgson) 1:5. 39. Funk (Baier) 2:5. 41. Klima (Graves, Anderson) 2:6. 50. Berry (Betz, Hodgson) 3:6. 58. Berry (Hodgson) 4:6. 58. Ruzicka (Semenov, Steve Smith) 4:7. 59. Semenow (Lamb) 4:8. – Strafen: Edmonton Oilers 3-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Hedos München ohne Kaminski (verletzt), Edmonton Oilers ohne Gelinas, Tikkanen (beide verletzt), Greenlay, Gregg und Simpson (alle überzählig).
Hedos München: Zankl (31. Meister); Denisiuk, Stumpf; Gailer, Grzesiczek; Berndaner (C), Heinold; Berry, Hodgson, Betz; Steiger, Maj, Volland; Vanik, Langlois, Funk; Sterflinger, Baier, Andrysek.
Edmonton Oilers: Ranford (31. Reddick); Steve Smith, Beukeboom; Joseph (2), Lowe; Huddy, Geoff Smith; Muni (2); Murphy, Graves, Klima; Lamb, Anderson, Messier (C); Linseman, Semenow, Currie, MacTavish (2), Brown, Ruzicka.

Quellen: «Düsseldorfer EG – Aus alten Zeiten – 1935 bis 2006» (facebook-Gruppe), Eishockey-Magazin, Slapshot, Zeitung «Sport», Ice-Hockey-News-Review