Die Patinoire les Vernets in Genf, am 27. September 2022, beim 4:2-Sieg gegen die SCL Tigers

Die Gallier des Seelandes

Wir befinden uns im Jahre 2025 n.Chr. Das ganze Seeland hat kein Amateur-Klub mehr. Das Ganze Seeland? Nein!
Ein von unbeugsamen Eishockeybegeisterten bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Niedergang des Lokal-Eishockeys Widerstand zu leisten. Die Einleitung aus den Asterix-Bänden trifft auf die Seeländer Gemeinde Meinisberg (gallisch Meinisberx) zu. Neben dem EHC Biel und dem SC Lyss ist der EHC Meinisberg der letzte verbliebene Aktivverein des einstigen Hockeybooms in dieser Region. Der EHC Nidau (die DNA lebt in Zuchwil weiter), EHC Mett, SC Scheuren, EHC Bellmund, EHC Lengnau, HC Weiss-Blau Lyss (ehem. Yschchrauer), HC Seedorf-Pinguins, HC Rüti-Rangers, EHC Orpund und etwa der EHC Ziegelried-Schüpfen sind über die Jahre alle verschwunden. In den besten Zeiten war gar die Gruppe 6 der 3. Liga zur Hälfte mit Teams, inklusive Meinisberg, aus dem Seeland bestückt.

So feiert der EHC Meinisberg am 10. Mai 2025 sein 50-jähriges Jubiläum, die Gründe warum nur der EHC Meinisberg dem Niedergang getrotzt hat finden sich unter den Rund 250-300 Anwesenden. Die Stimmung ist kollegial, familiär, vertraut und verbunden. Einer benutzte gar, gut gemeint, das böse Wort «Inzucht.» Untereinander ist man nicht nur Bruder, Vater und Sohn, sondern auch Schwager, Götti, Gotte oder Arbeitskollege. Auch für einen Aussenstehenden oder gar ehemaligen Gegner ist das Willkommen jederzeit herzlich und unkompliziert (Warum war ich nie bei Meinisberg?). Zudem pflegt der Verein auch seine eigene Geschichte in eindrücklicher Art und Weise. Die Klub-Historie wird sorgfältig und zentral aufgehoben und besonders beeindruckend ist die Sammlung der alten Trikots, diese werden ebenfalls an einem geheimen Ort, wie Miraculix’ Zaubertrank, im Dorf gelagert. Im Rahmen des Jubiläums durfte man die historischen Trouvaillen gar für einen Fünfliber kaufen.

Schiedsrichter-Supervisor Roland Stalder in seinem Meinisberg-Jersey mit der Rückennummer 7. (Jacqueline Stalder)

Seine Trouvaille gesichert hat sich auch der ehemalige Internationale (drei Weltmeisterschaften, Europacup-Finals) und Nationalliga-Schiedsrichter Roland Stalder, welcher zwischen 1979 und 1984 das rote Wagner-Jersey getragen hat. Stalder schaffte den Sprung vom 3. Liga-Spieler bis zum WM-Schiedsrichter. Den fast gleichen Weg machte auch Peter Kunz selig, die beiden spielten und arbitrierten gar noch gleichzeitig für Meinisberg. Stalder verrät beim Interview auch ein paar Anekdoten über die 80er Jahre. Neben Stalder stehen auch Gründungsmitglied und ehemaliger Spieler und Präsident Heinz Reber (rechts), sowie der zweifache Meistertrainer Dominic Lüthi (links) vor dem Mikrofon (Titelbild). In den Aussagen der drei Protagonisten bestätigen sich die «gallischen Tugenden» als Geheimnis des Erfolges.

Kein Geheimnis ist Meinisberx berühmtester Auftritt der Clubgeschichte, 1999 reisten die Seeländer, begleitet vom Schweizer-Fernsehen (siehe YouTube, unten), nach Dubai an den internationalen Nokia-Cup. Zwei ehemalige Meinisberger tragen zum 50-Jährigen das Trikot der Wüstensöhne, Hanspeter Kopp und Honza Paur, welcher extra aus Adelboden nach Meinisberg gekommen ist. Das Hockeyfest, wie bei «Asterix» jeweils das letzte Bild auf der letzten Seite, dauerte bis in die frühen Morgenstunden, ein Vorstandsmitglied trat gar eine stündige Heimreise per Velo, bis nach Täuffelen an. Mit dieser Einstellung trotzen die Meinisberger allen Widrigkeiten auch in den nächsten 50 Jahren, wenn es heisst: Das ganze Seeland? Nein! Übrigens Meinisberx Fisch von «Verleihnix» gibts wieder im Juni an der Braderie.

50 Jahre Clubgeschichte aus Stoff, Meinisbergs Vermächtnis an sich selbst. (Krein)
Vier ehemalige Spieler des verschwundenen SC Scheuren: Marco Reber (Sohn von Heinz und selber ehem. Spieler/Präsident), Hanspeter Kopp (eine Legende des Nokia-Cups, im Dubai-Jersey) und Urs Heuer (ehem. Spieler/Präsident) gehören auch zur History des EHCM. (Krein)

Eine Antwort zu „Die Gallier des Seelandes“

  1. Avatar von Kopp Hanspeter

    Geile Gschicht! Beschte Dank Michu , super gschribe!

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