Es herrscht die pure Idylle im Garten-Restaurant der Osteria-Resega, die Sonne scheint, das Klima ist sommerlich warm und die Pizza-Prosciutto wird in Kürze serviert – während wir auf unsere Pizza warten – finden auch andere Medienvertreter aus dem Züribiet die „Via Sonvico uno“. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen aber erahnen, die „Prosciutto“ ist die letzte Ruhe vor dem Sturm. Unsere Tickets erhalten wir vom Lugano-Offiziellen Dany El-Idrissi, direkt beim Sekretariat an der Via Chiosso. Dann gehts los in die Höhle des „Panthers“, sieben Plätze neben uns sitzt der ehemalige Lugano-Spieler und dreifache Schweizermeister Florian Blatter.
Wie in den Neunzigern
Die Bianconeri stehen erstmals seit ihrem letzten Meistertitel, also nach zehn Jahren, wieder im Final. Die Erwartung ist gross und das Publikum geladen wie an einem siebten Spiel. Lugano muss heute im dritten Spiel der Serie (Stand 1:1) wieder vorlegen. Die Rivalität zwischen Bern und Lugano lässt die alten 90er Jahre wieder aufleben, als sich die heutigen Gegner dreimal in Folge im Endspiel duellierten. Mit dabei war damals auch der heutige Final-Schiedsrichter Didier Massy, wohl kaum einer der aktuellen Fans mag sich an Lugano-Massy (2-mal Meister) noch erinnern.
Die Schiedsrichter sind während der ganzen Partie dem Gefahrenherd des heissblütigen Mobs ausgesetzt. Wenns für den Gegner läuft, fliegt alles aufs Eis was nicht niet- und Nagelfest ist. Bierbecher, Schlüsselketten, Sonnenbrillen oder Lippenstifte führen mehrfach zu Unterbrüchen. Kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit wird sogar die Plexiglasscheibe der Berner Strafbank, wo Simon Moser sitzt, zertrümmert. Vielleicht ist es wie im alten Rom, während der Zirkusspiele im Colosseum, den Unparteiischen hätte man damals wohl den Daumen nach unten gezeigt. Die Ruhe der Osteria-Resega ist auf der Pista-Resega kaum noch zu erahnen und das Spiel?
Non mollare mai
Endet zum Schrecken aller, ausser den Spielern des SCB, zu Gunsten der falschen Gladiatoren und der Mob wütet, wie einst bei der Schande von Lugano, bei Zürichs Meistertitel 2001. Das Erlebnis ist aber auch für meinen „Berner“ Freund unvergesslich, auch wenn er zeitweise um sein Leben fürchtet – für alles andere gibts die Mastercard, das ist die Resega und das ist Lugano. „Non mollare Mai“ (gib niemals auf), sind unvorstellbare Leidenschaft und Enthusiasmus, gekoppelt mit einer Finalpartie weltweit unübertreffbar.
7. April 2016 – 3. Finalspiel
Lugano – Bern 2:3nV (0:0, 2:1, 0:1, 0:1)
Resega. – 7’800 Zuschauer (ausverkauft). – SR Kurmann/Massy, Bürgi/Wüst. – Tore: 21. Bodenmann (Ebbett /Ausschluss Rüfenacht!) 0:1. 26. Martensson (Ulmer /Ausschluss Blum) 1:1. 38. Lapierre (Chiesa, Sannitz) 2:1. 47. Ebbett (Moser, Jobin) 2:2. 70. Scherwey (Plüss) 2:3. – Strafen: Lugano 8-mal 2 Minuten, Bern 10-mal 2 plus 10 Minuten (Roy). – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Klasen, Conacher. Lugano ohne Steinmann (verletzt), Stapleton, Sartori, Romanenghi (alle überzählig), Bern ohne Hischier, Kobasew, Bergenheim, Bührer, Kousa (alle verletzt), Kreis, Ness, Smith (alle überzählig). 4. Pfostenschuss von Pascal Berger. 73. Timeout von Lugano.
Lugano: Merzlikins; Hirschi, Kparghai; Chiesa (2), Furrer; Ulmer, Vauclair; Kienzle (2); Brunner, Hofmann, Bertaggia; Walker (2), Sannitz, Lapierre (6); Kostner, Schlagenhauf, Fazzini; Martensson, Klasen (2), Pettersson (2).
Bern: Stepanek; Jobin, Untersander; Krueger, Blum (2); Helbling (4), Gerber; Flurin Randegger; Bodenmann, Ebbett, Moser (2); Conacher, Roy (12), Rüfenacht (8); Scherwey, Plüss, Reichert; Alain Berger (2), Pascal Berger, Gian-Andrea Randegger.