Ein Sumpfhase in der Provinz

Eine Weltpremiere ist es, am 23. Oktober 2021 geht das erste National-League-Spiel zwischen dem HC Ajoie und dem HC Lausanne in die Geschichtsbücher ein. Nie zuvor haben sich die beiden Romands im Oberhaus getroffen. Zum zweiten Mal in der Ajoie spielt Neuzugang Maxime Fortier, der Kanadier hält sich vor seinem dritten Europa-Engagement in der East-Coast-Hockey-League (ECHL) bei den Greenville Swamp Rabbits fit. Greenville Swamp Rabbits? Die «Sumpf Hasen» spielen seit 2015 in der ECHL und sind ein Nachfolgeclub der Greenville Road Warriors und der Greenville Grrrowl. Swamp Rabbits klingt nach tiefster amerikanischer Hockey-Provinz und wäre in der Schweiz wohl mit dem HC Delémont-Vallée oder dem HC Tramelan zu vergleichen.

Nun spielt Fortier in der obersten Spielklasse in der schmucken und kleinsten Arena der Liga. Von der amerikanischen Provinz ins schweizerische Rampenlicht? Diese Aussage ist sportlich absolut korrekt, stadiontechnisch und infrastrukturell jedoch wie ein Wechsel von der Vaudoise-Arena in die Patinoire Régionale in Delémont. Tatsächlich spielen die Swamp Rabbits in der Bon-Secours-Wellness-Arena, vor einer Kulisse von 15’591 Sitzplätzen. Der Schnitt in Greenville allerdings liegt zuletzt bei knapp 3’000 Zuschauern.

Der Schnitt der Raiffeisen-Arena in Pruntrut übertrifft aber den Schnitt der drittklassigen ECHL-Organisation aus dem Bundesstaat Süd-Carolina. Die Fan- und Hockeykultur im Schweizer Jura ist höher einzuschätzen als die Hockeykultur in Greenville, dennoch dürfte die ehemalige Voyeboeuf, neben den Gästen aus Lausanne, auch Fortier zum staunen bringen. Es ist ein Erlebnis. Der Weg des TV-Kommentators zum Presseraum gleicht einem Hindernisparcours: Durch eine kleine Hühnerleiter gehts direkt durch die Spielerbank des HC Ajoie, weiter gehts durch zwei Stehplatz-Fanzonen der Jurassier, ehe der Weg vor den Kabineneingängen beider Mannschaften über eine Treppe bis durch einen langen «Hotelkorridor» quer durch die Loge zum Presseraum führt. Es ist als gäbe es die Valascia in renovierter Form in Pruntrut. Der Weg der Lausanner auf dem Eis der Jurassier erweist sich um einiges einfacher als der Weg der Kommentatoren durch die Eishalle des HC Ajoie.

23. Oktober 2021 – 19. Runde

Ajoie – Lausanne 2:6 (1:3, 0:2, 1:1)
Raiffeisen-Arena. – 3’855 Zuschauer. – SR Wiegand /Piechaczek, Kehrli /Obwegeser. – Tore: 6. Glauser (Varone, Frolik) 0:1. 16. Wännström (Devos, Frossard) 1:1. 19. (18:09) Sekac (Frolik, Varone) 1:2. 19. (18:19) Bertschy 1:3. 21. (20:57) Frolik (Varone, Gernat) 1:4. 37. Tim Bozon (Jäger) 1:5. 41. (40:57) Devos (Wännström, Hauert /Ausschluss Arnold) 2:5. 49. Kenins (Sekac) 2:6. – Strafen: Ajoie 1-mal 2 Minuten, Lausanne 3-mal 2 plus 5 Minuten (Arnold). – Bemerkungen: Ajoie ohne Rouiller (krank), Asselin, Leduc und Hazen (alle verletzt).
Ajoie: Wolf; Birbaum (2), Pouilly; Hänggi, Hauert; Eigenmann, Joggi; Frei, Helfer; Wannström, Devos, Schmutz; Fortier, Frossard, Schnegg; Rohrbach, Romanenghi, Huber; Macquat, Ness, Bogdanoff.
Lausanne (2): Boltshauser; Heldner, Frick; Glauser, Gernat; Marti, Genazzi; Krueger, Mainot; Kenins, Bertschy (2), Douay; Frolik (2), Varone, Sekac; Maillard, Jäger, Tim Bozon; Holdener, Krakauskas, Arnold (5).

Langnauer EYshockey

Die «Ey» liegt von Signau her, einem einstigen Eishockey-Traditionsort, knappe zwei Kilometer vom Ilfis-Stadion entfernt. Der Weiler «Ey» beherbergt das Eystübli, ein wahres Bijou für den Hockeygeniesser, hier in der schmucken Lokalität von Simon Langenegger, selbst ehemaliger Torhüter in der Organisation der Tiger, wird «Hockey-Coutry» 1:1 umgesetzt. Zu einem Tiger-Käse-Fondue gibts den passenden «Tiger-Wy», all dies im passenden Ambiente des warmen Stüblis. Sandro Lamparter, ein bekannter Bastard-Coutry-Punkrocker von «Slam & Howie and the Reservemen» beschreibt das Langnauer Ambiente wie eine Musik-Strophe seines neusten Albums «In Langnau fühlt sich jeder irgendwie heimisch» und genau so ist es.

Die Langnauer Ilfishalle ist eine Art Eystübli im Grossformat, sie empfängt dich urchig, freundlich und bodenständig, kombiniert mit einer offenherzigen aber doch leicht zurückhaltenden Art. Dies zieht sich vom Presseraum bis zum Kommentatorenplatz, quer durch die gesamte Langnauer Gefolgschaft, vom einfachen Fan aus dem Trub bis zur Hockey-Koryphäe Alfred «Fredy» Bohren. Es heisst, früher habe man in Langnau «diä wott nid guet ta hey» in den Jura verjagt, dies scheint heute kaum vorstellbar, denn das Langnau der Gegenwart verkörpert kein «Verjagen», es sei denn, die Gäste kommen tatsächlich aus dem Jura.

Hintergrund-Story von Sandro Lamparter

15. Oktober 2021 – 13. Runde

SCL Tigers – Ajoie 9:3 (2:0, 5:1, 2:2)
Ilfishalle. – 4’747 Zuschauer. – SR Dipietro /Mollard, Fuchs /Kehrli. – Tore: 2. Schweri (Pesonen, Weibel) 1:0. 13. Grenier (Huguenin, Olofsson /Ausschluss Frossard) 2:0. 30. Schweri 3:0. 34. Huguenin (Weibel, Pesonen) 4:0. 36. Grenier (Olofsson, Mayer) 5:0. 38. Huguenin 6:0, 38. Sturny (Petrini) 7:0. 38. Fortier (Devos) 7:1, 42. Berger (Sturny /Ausschluss Hänggi) 8:1. 47. Huber (Frossard) 8:2. Fortier 8:3. Olofsson (Pesonen, Schweri /Ausschluss Hänggi) 9:3. – Strafen: SCL Tigers 2-mal 2 Minuten, Ajoie 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: SCL Tigers ohne Leeger, Loosli, Stettler, Zaetta (alle verletzt), Guggenheim und Saarela (beide krank), Ajoie ohne Asselin, Leduc, Gfeller und Hazen (alle verletzt).
SCL Tigers: Mayer; Erni, Blaser; Schilt, Huguenin (2); Grossniklaus, Elsener; Zryd, Aeschbach; Olofsson, Schmutz, Grenier; Pesonen, Weibel, Schweri; Dukurs, Salzgeber (2), Berger; Sturny, Diem, Petrini.
Ajoie: Wolf (36. Östlund); Birbaum, Hauert; Rouiller (2), Pouilly; Hänggi (4), Eigenmann; Fortier, Devos, Beauchemin; Huber, Frossard (2), Schnegg; Rohrbach, Romanenghi, Joggi; Macquat, Ness, Bogdanoff; Frei, Reto Schmutz (2).

Eine NHL-Destination

Über 8’000 Zuschauer sehen das Spiel des Tabellenzweiten Fribourg-Gotteron und dem Elftplatzierten HC Ajoie. Mit der BCF-Arena erklimmt der Dienstälteste NL-Verein den Eishockey-Olymp-Europas, diese Arena hat alles was ein modernes Stadion bieten muss. Fast 9’000 Fans finden in der umgebauten ehemaligen WM-Arena (1985 und 1990) Platz. Schon im alten Stadion liegen die Freiburger in Sachen Zuschauer europaweit in den letzten zwölf Jahren jeweils zwischen den Rängen 19 und 36 und beim aktuellen Formstand in der neuen Arena dürfte Gottéron in neue Zuschauer-Sphären vorstossen.

Die steilen Tribünen verwandeln das Stadion in eine imposante Arena, die Sitze bieten eine hervorragende Sicht aufs Eis, durchtrennt durch zahlreiche Logen ist der untere Ring immer noch Teil des «alten Gottérons» und lässt die Geschichte der «ehemaligen» Patinoire Saint-Leonard auch im neuen Kleid weiterlaufen, die Halle wurde gekonnt und äusserst taktvoll umgebaut. Damit erhebt die neuste Spielstätte des Landes den Anspruch zum erneuten Austragungsort einer Weltmeisterschaft oder einem Auftritt einer NHL-Organisation im Rahmen der Global-Series. Die NHL gastierte bisher erst in Genf, Zürich, Bern, Zug und Lausanne, Freiburg hätte dieses Spektakel mehr als verdient.

Selbst der Coachingstaff verfügt über glorreiche NHL-Erfahrung, Torhüter-Trainer David Aebischer ist der erste Schweizer Stanley-Cup-Sieger, die Coaches Christian Dubé und Pavel Rosa haben je 36-mal in der besten Liga der Welt gespielt. Mit Ausnahme von Chris DiDomenico (27 Spiele), verfügen die Spieler David Desharnais, Raphael Diaz und Reto Berra über noch mehr NHL-Erfahrung und New Jersey Devils-Draftpick Mauro Jörg befindet sich in der besten Form seit seinem Draft 2010. Gegen Ajoie bereitet der 31-Jährige drei Tore vor, darunter ein Zuckerpass zu Desharnais Treffer zum 3:1.


HCFG

„Bykow und Chomutow sind das beste Duo welches die Schweiz je gesehen hat.“

— in Hochachtung

Seit 1977 haben die Freiburger ihr Logo von den Montreal Canadiens leicht abgeändert adaptiert. Aus dem ursprünglichen «Montreal-HCF» in blauem statt rotem «Montreal C» wird 1999 ein ein «FG» in rotem «G.» Der Blick nach Übersee ist also auch in der Logo-History der Freiburger tief verankert. Im Frühling 1990 schnappt man der NHL, durch den Geniestreich des damaligen Präsidenten Jean Martinet, sogar zwei absolute Weltklassespieler den Quebec Nordiques vor der Nase weg.

«Fribourg-Gottéron empfängt die Montreal Canadiens», nichts wäre der BCF-Arena würdiger als ein Duell gegen den Rekord-Titelträger, dem Original-Six-Team und Liga-Gründungsclub aus der frankophonen Provinz Quebec. Desharnais hat acht Jahre in der Organisation der Canadiens verbracht, davon drei zusammen mit Diaz. Der letzte NHL-Auftritt im Rahmen der Global-Series ist im Herbst 2020 in Bern der Pandemie zum Opfer gefallen.

Für den nächsten Auftritt muss Freiburg, wie 1990 für die Sowjetrussen, für absolutes Weltklasse-Eishockey ein Thema sein. Bis dahin müssen sich die fanatischen und treuen Fans aber weiterhin mit unbequemen Gegnern aus dem Jura- oder mit ein paar Leckerbissen aus der Champions-Hockey-League begnügen.

8. Oktober 2021 – 13. Runde

Fribourg-Gottéron – Ajoie 4:1 (0:1, 2:0, 2:0)
BCF-Arena. – 8’079 Zuschauer. – SR Urban /Hürlimann, Altmann /Wermeille. – Tore: 19. Frossard (Pouilly) 0:1. 22. Marchon (Walser, Jörg) 1:1. 38. Diaz (Rossi, Bykow) 2:1. 55. Desharnais (Jörg, Marchon) 3:1. 59. Walser (Marchon, Jörg, ins leere Tor) 4:1. – Strafen: Fribourg-Gottéron 2-mal 2 Minuten, Ajoie 3-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Fribourg-Gottéron ohne Kamerzin (verletzt), Ajoie ohne Asselin und Hazen (beide verletzt). Ajoie von 55:52 bis 56:57 und 58:49 bis 58:56 ohne Torhüter.
Fribourg-Gottéron: Berra; Gunderson, Chavaillaz; Sutter, Furrer; Diaz, Dufner; Jecker; Brodin, Desharnais, Mottet (2); Marchon, Walser, Jörg; Sprunger, Schmid (2), DiDomenico; Herren, Bykow, Jobin; Rossi.
Ajoie: Wolf; Leduc, Hauert (2); Birbaum, Eigenmann; Rouiller, Pouilly (4); Helfer; Bogdanoff, Devos, Schnegg; Huber, Frossard, Schmutz; Rohrbach, Romanenghi, Joggi; Frei, Ness, Macquat.

Von Pink bis Mitternacht

Einmal pro Saison gibts in Genf die Pink-Night, am 2. Oktober 2021 geht die Aktion zugunsten des Brustkrebs-Fonds zum 16. Mal über die Bühne der Les Vernets. Die Pink-Night entpuppt sich dieses Mal zu einem wahren Quentin-Tarantino-Klassiker. Tarantinos «From-Dusk-Till-Down» ist im ersten Teil ein Gangsterfilm, welcher sich im zweiten Teil zum Vampir-Film entwickelt. Genfs «Pink-Night» ist im ersten Teil ein Spiel zum Gähnen, welches sich im zweiten Teil zum Spiel des Jahrzehnts entwickelt.

Die Eishockeykost in den ersten 20 Minuten sogar weit von einem «Gangsterfilm» entfernt und einer Pink-Night unwürdig, «aber Vorsicht das stimmt nicht», sagte einst Peter «Cool-Man» Steiner im Milka-Werbespot und dies ändert sich ab der 22. Minute und ein neuer Teil beginnt. Bei Tarantino startet der Vampir-Teil und in Genf startet das Spiel des Jahrzehnts. Unter der Regie von Tarantino sind die Ereignisse kaum noch festzuhalten:

Servette gleicht zweimal einen Zweitore-Rücktand aus, NHL-Star-Einkauf Sami Vatanen erzielt seine ersten beiden Tore auf Schweizer Eis, ein Tor – Grassi gibt den Pass von der Strafbank aus – welches eigentlich nicht hätte zählen dürfen übersehen die Schiedsrichter, Inti Pestoni erzielt zum ersten mal in seiner NL-Karriere vier Tore in einem Spiel, Yanik Burren erzielt sein erstes Tor für die Leventiner, Dario Bürgler ist, wie Vatanen, Doppeltorschütze und Stéphane Charlin erwischt, wie seine Vorderleute, einen schwarzen Abend.

Tarantinos Streifen dauert von der Abenddämmerung (From-Dusk) bis zum Morgengrauen (Till-Down) und der Genfer-Streifen spult die Superlative bereits von der Abenddämmerung (From-Dusk) bis Mitternacht (Till-Midnight) ab – oder eben von Pink bis Mitternacht, damit alles im Rahmen des offiziellen Anlasses bleibt. Genf kassiert in seiner ganzen Geschichte erst zum dritten Mal eine zweistellige Heim-Niederlage, dabei die erste seit 1974.

Alle zweistelligen Genfer-Niederlagen in der NL(A)

DatumGegnerResultat
11.12.1964a-Villars0:11
4.11.1967a-ChdF2:11
16.1.1971a-ChdF1:10
2.2.1974ChdF2:11
15.10.1974ChdF3:13
26.11.1974a-ChdF5:12
31.10.2006a-R’wil2:10
Statistik: eishockeyblog

2. Oktober 2021 – 12. Runde

Genf-Servette – Ambri-Piotta 4:10 (0:1, 3:3, 1:6)
Les Vernets. – 5’105 Zuschauer. – SR Wiegand /Hungerbühler, Progin /Dreyfus. – Tore: 6. Bürgler (Hietanen, Heim /Ausschluss LeCoultre) 0:1. 22. Zwerger (Pestoni) 0:2. 25. Smirnovs (Maurer, Berthon) 1:2. 27. Filppula (Vatanen /Zaccheo Dotti) 2:2. 32. Pestoni (Zwerger) 2:3. 35. Bürgler 2:4. 39. Vatanen (Ausschluss Trisconi) 3:4. 41. (40:38) Vatanen (Tömmernes, Jooris /Ausschlüsse Vermin; Grassi, Kneubühler) 4:4. 45. Isacco Dotti (Grassi) 4:5. 50. Burren (Ausschluss Tömmernes) 4:6. 53. Kostner (Ausschluss Hietanen!) 4:7. 55. (54:10) Pestoni 4:8. 55. (54:31) Pestoni (Zwerger) 4:9. 59. Pestoni (Zwerger /Ausschluss Vatanen) 4:10. – Strafen: Genf-Servette 5-mal 2 Minuten, Ambri-Piotta 9-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Genf-Servette ohne Antonietti, Mercier, Pouliot, Richard, Rod, Tanner (alle verletzt) und Descloux (krank), Ambri-Piotta ohne D’Agostini, Dal Pian (beide verletzt) und Fohrler (krank).
Genf-Servette: Charlin; Jacquemet, Tömmernes (2); Vatanen (2), Le Coultre (2); Karrer, Maurer; Smons; Vouillamoz, Filppula, Winnik; Moy, Jooris, Miranda; Völlmin, Vermin (4), Patry; Riat, Berthon, Smirnovs; Cavalleri.
Ambri-Piotta: Ciaccio; Fora, Isacco Dotti; Hietanen (2), Fischer; Burren, Zaccheo Dotti (2); Hächler (2), Pezzullo; Kozun, Regin, Kneubühler (2); Bürgler, Heim (2), McMillan (2); Pestoni, Grassi (4), Zwerger; Trisconi (2), Kostner, Bianchi.

Schwenningen und die ZSC-Loge

Endlich mal nach Schwenningen, endlich wieder mal ein Blick über die Hockeygrenzen, denn Villingen-Schwenningen ist geografisch die nächste ausländische Hockey-Destination aus Sicht des Berner Seelandes. Endlich heisst es auch, wenn die Doppelstadt aus Baden-Würtemberg auf dem Navigationsgerät auftaucht. Gefühlt fährt man ab der Deutschen Grenze noch zirka dreimal durchs «Emmental.» Die Fahrt dauert ewig, dabei sind die Gäste aus Krefeld noch vier Stunden länger unterwegs. Kurz vor der Abzweigung «Fürstenberg» ist das Ende der zweieinhalb stündigen Fahrt spürbar. Die Fürstenberger Bierkultur gibts seit 1283 und sponsert die Schwenninger Eishockeykultur schon zu Zeiten des Eis- und Rollsportclubs (ERC).

«ERC» ist nicht nur Rund um die Stadt auf jeder Lampenstange per Aufkleber sichtbar, sondern auch Teil des Stadionsongs kurz vor Spielbeginn. Der Schwenninger ERC wird 1994 im Rahmen der Gründung der Deutsche-Eishockey-Liga (DEL) in Wild Wings umbenannt. Die imposante Fankurve singt, mit dem einen oder anderen Fürstenberg in der Kehle, lautstark mit und sorgt für Gänse- oder eben Schwänehaut-Stimmung. Rund um die Helios-Arena, benannt nach einer Ventilatoren-Marke, herrscht schon zwei Stunden vor Spielbeginn ein buntes Treiben. Die Stadionkneipe ist gut besetzt und die Fans aus der Schwarzwald-Stadt strömen aus allen Richtungen zum Mooswäldle, wo die Eishalle seit 1976 am Rande eines Naturschutzgebietes steht.

Unter Naturschutz stehen nach den ersten sieben Runden auch Schwäne und Pinguine, denn der Knüller des achten Spieltages zwischen dem 13. und 15. ist das Kellerduell. Die Affiche ist aber um einiges besser als es die Buchmacher von Eishockey-NEWS, die Zeitung kaufe ich am ersten Kiosk in der Stadt, versprechen. Das Heimteam jedoch verpasst im ersten Drittel in Führung zu gehen und so schiesst eben das Schlusslicht, welches bereits eine Trainerentlassung (Clark Donatelli) hinter sich hat, mit dem fett geschriebenen Stadtnamen «KREFELD» hinten auf den Jerseys mit 3:0 in Führung. Der erste Treffer der Schwäne fällt viel zu spät, schade um den schönen Torsong, welcher die Arena kurzzeitig in ein Tollhaus verwandelt.

Die ZSC-Lions-Loge

Immerhin kommt der Stadionspeaker, welcher in der Tonalität mit Schauspieler Christoph Waltz zu vergleichen ist, auch bei den Gästetoren zum Zug. Apropos Gäste, die erste Loge verblüfft nicht nur ihre Gäste mit einem Logo der ZSC Lions, flankiert durch zwei Zürcher Jerseys (Matthews und Klein) an der Wand, sondern auch den «weit gereisten» Mann aus der Schweiz. «Jeder darf seine Loge selber gestalten», erklärt der Schwiegervater des Logeninhabers der Firma «RM Müller Druckluftechnik», Herr Müller reist eben auch gerne über die Landesgrenzen, am liebsten ins Hallenstadion, erklärt der nette Mann weiter.

Die ZSC-Lions-Loge verblüfft in Schwenningens der Helios-Arena. (Krein)

«Die Schweiz hat Einige Klubs welche besser Spielen als Schwenningen», meint der Logen-Gastgeber weiter, nach dem Spiel sind es aus heimischer Sicht leider auch 14 DEL-Klubs. Bei der anschliessenden Pressekonferenz im «Schwarzwald-Stüble», bleibt Wild-Wings-Trainer Niklas Sundblad äusserst anständig auf die teils unpassenden Fragen eines nationalen Mediums. Der Abstecher in die Penny-DEL nach Schwenningen wird, wie Sundblads Antworten, ihrem Slogan «Home-of-Hockey» mehr als nur gerecht.

Die Pressekonferenz im Schwarzwald-Stüble mit Pressesprecher Krischan Läubin, flankiert durch die Coaches Boris Blank (Krefeld) und Schwenningens Niklas Sundblad (rechts). (Krein)
  1. Oktober 2021 – 8. Spieltag

Schwenningen – Krefeld 1:3 (0:0, 0:2, 1:1)
Helios-Arena. – 3’049 Zuschauer. – SR Bruggeman /Schukies, Hofer /Merk. – Tore: 31. Lessio (Bracco, Lucenius) 0:1. 39. Braun (Kulda, Bergström) 0:2. 48. Lessio (Bracco, Glässl) 0:3. 57. Turnbull (Ramage, Tyson Spink /Ausschlüsse Lucenius, Niederberger) 1:3. – Strafen: Schwenningen 3-mal 2 Minuten, Krefeld 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Schwenningen ohne Adam und Huss. Krefeld ohne Hauf und Schymainski. Schwenningen ab 58:53 ohne Torhüter. 59. Time-out Schwenningen.
Schwenningen: Eriksson (Cüpper); Spornberger, Ramage (2); Robak, Möchel, Burström, Weber; Görtz, Olimb, Lundh; Turnbull, Tylor Spink, Tyson Spink; Pfaffengut, Bassen, Karachun (2); Cerny, Hadraschek (2), Alberg.
Krefeld: Shilin (Quapp); Sacher, Jensen-Aabo (2); Hersley, Glässl; Tiffels, Kulda; Mass; Bracco, Lucenius (4), Lessio; Niederberger (2), Berlev, Sabolic; Braun, Weiss, Bergström; Rutkowski, Blank, Volek (2).

Fattons Feuertaufe

Erst zum zweiten Mal, innerhalb einer Woche, in seiner noch jungen Karriere steht Thibault Fatton von Beginn weg im Kasten der National-League und zum ersten Mal vor heimischem Publikum und dies im ewigen Klassiker gegen den SC Bern. Der 19-Jährige holt im zweiten Spiel den zweiten Sieg und wird als bester Spieler Luganos ausgezeichnet. Mit Gianluca Cortiana kommt ein zweiter 19-Jähriger zu seiner NL-Feuertaufe. Fatton und Cortiana gehören seit zwei Jahren zu den Leistungsträgern der Elit-Junioren. Mittelstürmer Cortiana spielt aber an diesem Abend in der vierten Reihe neben Nelson Chiquet und Loic Vedova nur knapp zwei Minuten.

Knapp an einer Schlägerei vorbei schrammen in der 35. Minute Mirco Müller und Thomas Thiry, die beiden imponieren mit guter Standfestigkeit und sorgen nach einem Ringkampf im stehen, für kurzzeitige Playoff-Stimmung bei den heissblütigen Fans der berühmten Nord-Kurve. Knapp vorbei kommen nach dem Spiel die Zuschauer auf den Sitzplätzen – bei einem Geschoss aus der Lugano-Fankurve – welche mit dem Schrecken eines lauten Knalls davonkommen. Auch ein betagter Lugano-Anhänger, der die Spiele schon auf dem Lago Muzzano erlebt haben musste, schüttelt dabei nur den Kopf.

Mit erhobenem Kopf kann sich der beste Spieler des Abend durch eine dreifache «Welle» von der Curva-Nord feiern lassen. Trotz Feuerwerk, Fatton steht beim Knall nicht weit daneben, ist die heimische Feuertaufe des Goalies aus der Nachwuchsabteilung des HC La Chaux-de-Fonds, welcher seit 2018 im Tessin unter Vertrag steht, gelungen. Gelungen ist auch Luganos jüngstes Duell im Sottoceneri gegen die Berner, welches auf höchster Stufe erstmals am 14. Oktober 1972 vor 4’500 Fans über die Bühne geht.

Thibault Fatton besteht die Lugano-Feuertaufe mit nur einem, ärgerlichen, Gegentreffer. (Krein)

25. September 2021 – 9. Runde

Lugano – Bern 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)
Cornèr-Arena. – 5’206 Zuschauer. – SR Wiegand /Hungerbühler, Progin /Duarte. – Tore: 14. Fazzini 1:0. 23. Jeremi Gerber (Moser, Scherwey /Ausschluss Nodari) 1:1. 27. Bertaggia (Riva, Thürkauf) 2:1. 59. Walker (ins leere Tor, Ausschluss Riva!) 3:1. – Strafen: Lugano 7-mal 2 plus 10 Minuten (Müller), Bern 4-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Fazzini und Conacher. Lugano ohne Carr, Haussener, Josephs, Loeffel (alle verletzt) und Tschumi (gesperrt), Bern ohne Praplan (verletzt). Bern von 58:10 bis 58:30 und ab 58:50 ohne Torhüter.
Lugano: Fatton; Nodari (4), Müller (12); Alatalo, Riva (2); Chiesa, Guerra; Wolf; Walker, Arcobello, Fazzini (2); Boedker (2), Herburger, Morini; Bertaggia, Thürkauf, Stoffel (2); Vedova, Cortiana, Chiquet; Traber.
Bern: Manzato; Andersson, Beat Gerber; Untersander, Henauer; Thiry (2), Colin Gerber; Pinana; Conacher (2), Jeffrey, Scherwey; Kast, Kahun, Moser; Fahrni, Daugavins (2), Jeremi Gerber; Sciaroni (2), Neuenschwander, Bader; Berger.

In flagranti 1’000

1’000-mal gespielt und 1’000-mal ist was passiert, dies gilt für Jubilar Beat Forster. Die «Eiszeit» des Herisauers beginnt am 16. Januar 2001 und dem Alter von 17 Jahren in der National-League (A). 20 Jahre später lassen die Hockey-Götter oder Willi Vögtlins Raffinesse das 1000-ste Spiel des Biel-Verteidigers auf den HC Davos fallen. 628 seiner 1000 Spiele hat Forster mit dem HCD absolviert und dort spielt ein weiteres Mitglied des 1’000-er Clubs: Andres Ambühl debütiert 2001 einen Monat nach Forster und spielt heute seine 1’090. Partie und liegt hinter Beat Gerber und Mathias Seger auf Rang drei unseres Landes.

In diesen 999 Partien schiesst, «Beat Schiess-Forster» hiess Forster zu Beginn seiner Karriere noch, 20-mal das Game-Winning-Goal, davon einmal in der Overtime. In 13 Spielen fasst der harte Verteidiger eine Spieldauer-Disziplinarstrafe, vor dem Interview der 1’000. Partie sagt Forster, er habe auch alle Drittel seiner Karriere gezählt, dies sind aufgrund seiner Ausschlüsse keine 3’000. In flagranti, was «auf frischer Tat» bedeutet, erwischt es den Jubilar auch in seinem Jubiläumsspiel und muss in der 31. und 32. Minute seine Strafminuten 1’506 und 1’507 absitzen.

In flagranti erwischt es nach der Davoser Niederlage auch den 1’090 Spiele schweren Ambühl, zunächst muss er zum Interview antreten und danach wird er noch auf seine Hockey-Affinität befragt. Ambühl verfolgt das Spielgeschehen nämlich rund um die Welt und wird mit einem australischen Eishockey-Buch für die Heimreise ausgestattet. «Australien wäre noch was», verrät Ambühl, denn sein ehemaliger Teamkollege Andreas Camenzind (2012 in Brisbane und 2019 in Canberra) habe ihm davon erzählt, «doch es sei wohl zu spät für ihn», nie und nimmer, der Dauerbrenner könnte auch mit 50 noch in Australien spielen.

In flagranti zum australischen Hockey-Buch, Andres Ambühl beim Jubiläumsspiel Beat Forsters. (Hervé Chavaillaz)

In flagranti erwischt es nach dem Spiel auch den MySports Kommentator in der Amag-Lounge. «In flagranti» ist die Werbe-Agentur welche für den «coolen» Auftritt der Bieler «Eiszeit» verantwortlich ist, zu seiner eigenen Schande hat er dies noch nicht mitgekriegt, obwohl er einst – vor ca. 1000 Spielen – bei der Lysser Agentur eine Woche verbracht hat. «In flagranti» erwischt es aber auch Agentur-Mitgründer und Geschäftsführer Michael Hählen bei der gegenseitigen Vorstellungsrunde mit dem einstigen Werbe-Kandidaten.

Die kurzweilige Zeit in der Amag-Lounge geht gegen Mitternacht dem Ende zu, die «Eiszeiten» von Forster und Ambühl laufen mindestens noch bis im Frühling 2022 bzw. 2023 – und wer weiss – findet vielleicht dereinst in der australischen AIHL ihre Fortsetzung, wenn die Australier von den alten Schweizern in flagranti erwischt werden.

18. September 20216. Qualifikationsrunde

Biel – Davos 3:0 (0:0, 2:0, 1:0)
Tissot-Arena. – 4’622 Zuschauer. – SR Tscherrig /Hungerbühler, Huguet /Altmann. – Tore: 25. Brunner (Lööv, Jakowenko) 1:0. 35. Sallinen (Rajala, Schneeberger) 2:0. 47. Hügli (Schläpfer, Hischier) 3:0. – Strafen: Biel 7-mal 2 plus 5 Minuten (Rathgeb) plus Spieldauer (Rathgeb) gegen Biel, Davos 7-mal 2 plus 5 Minuten (Jung) plus Spieldauer (Jung). – Bemerkungen: Biel ohne Fey, Haas und Tanner (alle verletzt).
Biel: Van Pottelberghe; Rathgeb (27), Lööv (4); Jakowenko (2), Grossmann; Stampfli, Forster (2); Schneeberger; Brunner (TS), Cunti (2), Künzle; Hügli, Sallinen, Hofer; Hischier, Schläpfer (2), Rajala; Kohler, Froidevaux, Kessler; Karaffa.
Davos: Aeschlimann; Nygren, Zgraggen; Dominik Egli, Wellinger; Heinen, Jung (29); Stoop, Barandun; Stransky, Rasmussen, Bromé; Wieser, Corvi, Ambühl (TS); Frehner, Prassl (2), Knak (2); Simic, Chris Egli (4), Schmutz.

Zurück in Langnau

Auf dem Trottoir auf der Sägestrasse vom Ilfiskreisel her Richtung Iflishalle sind bereits zwei Stunden vor Spielbeginn erste Fans mit „Langnau-Liibli“ unterwegs. Alles scheint zunächst so zu sein, wie vor dem Eingriff durch die Pandemie, auch der Parkplatzeinweiser ist noch der gleiche und alles scheint in Ordnung.

Doch der Parkplatzeinweiser sagt etwas was er in den letzten 19 Jahren nie gesagt hat: „Nei dir chöit da nid parkiere, das geit nümm“, auf meine Frage: „Wo soll ich denn hin?“ Gibt es keine Antwort, so fahre ich halt einfach mal Richtung Presseparkplätze und zu meinem Erstaunen sind diese tatsächlich weg. Dafür tummelt sich da eine riesige Menschenmenge, welche sich fürs Covid-Testcenter einreiht.


„Das muss das falsche Jahr sein.“

— Marty McFly, Zurück-in-die-Zukunft-II

Die nächste Hürde heisst, Eingangskontrolle gefolgt vom abhanden gekommenen Presseraum? Ein ungutes Gefühl kommt in mir hoch und ich denke an die Worte von Marty McFlys Rückkehr aus der Zukunft in „Back-to-the-Future II“: „Das muss das falsche Jahr sein?“ Irgend etwas stimmt nicht. Da kann nur einer helfen, Doc Emmet Brown, in der „Langnauer Rolle“ gespielt von Athletiktrainer Nik Hess.

Hess weist mir den Weg zum neuen Presseraum und da stehen glücklicherweise das Ehepaar Rolf und Gisela Schlapbach und die Normalität des guten, alten Jahres 2021 scheint wieder hergestellt. Zugegeben einen kurzen Moment habe ich mir die letztjährige Saison zurück gewünscht, ohne auch nur eine Menschenseele ein Spiel der National-League problemlos besuchen zu können.

Die aktuelle Abonnement-Kampagne des HC Genf-Servette. (HC Genf-Servette)

Zurück-in-die-Zukunft ist auch Thema beim Langnauer Gegner, Genf-Servettes Abonnements-Kampagne lautet „Back-to-the-Vernets“ und könnte zu diesem Abend nicht passender sein. Die Genfer sind, nach Zürich, beim zweiten Auswärtsspiel nämlich immer noch unterwegs „zurück“ Richtung „Vernets“.

„Zurück-ins-Spiel“ finden beide Teams an einem denkwürdigen Hockeyabend erster Klasse, denn das Spiel bietet alles was Eishockey bieten muss: Langnau kommt nach einem 0:2-Rückstand „zurück“, Genf-Servette kommt nach einem 3:4-Rückstand „zurück“ und „zurück“ im Stadion ist eine fantastische Stimmung, passend zu 70 Minuten Spektakel-Eishockey, mit dem besseren Ende für die Gäste.

11. September 2021 – 3. Runde

SCL Tigers – HC Genf-Servette 4:5nP (0:1, 3:2, 1:1, 0:1)
lfishalle. – 4’258 Zuschauer. – SR Tscherrig /Hürlimann, Stalder/Burgy. – Tore: 8. Tömmernes (Winnik, Ausschluss Huguenin) 0:1, 22. Moy (Jooris) 0:2, 26. Olofsson (Leeger) 1:2, 31. Olofsson (Huguenin, Grenier) 2:2, 34. Vermin (Filppula) 2:3, 40. Saarela (Pesonen, Schilt) 3:3, 50. Saarela (Pesonen, Ausschluss Winnik) 4:3. 55. Filppula (Vermin) 4:4. – Penaltyschiessen: Winnik 0:1, Olofsson -; Filppula 0:2, Petrini -; Tömmernes -, Saarela 1:2; Rod -, Grenier -; Moy 1:3. – Strafen: SCL Tigers 4-mal 2 Minuten, Genf-Servette 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: SCL Tigers ohne Elsener, Guggenheim (beide überzählig), Langenegger und Weibel (beide verletzt). Genf-Servette ohne Karrer, Le Coultre, Mercier, Miranda und Richard (alle verletzt).
SCL Tigers: Punnenovs; Leeger (2), Huguenin (2); Erni (2), Blaser; Grossniklaus, Schilt; Zryd; Pesonen, Saarela, Petrini; Olofsson, Grenier, Loosli; Sturny, Schmutz, Berger; Salzgeber (2), Diem, Schweri; Lapinskis.
Genf-Servette: Descloux; Jacquemet, Tömmernes; Völlmin (2), Smons; Ugazzi, Maurer (2); Guignard; Vouillamoz, Pouliot, Winnik (2); Vermin, Filppula, Rod; Moy, Jooris (2), Smirnovs; Antonietti, Berthon, Patry (2); Riat.

Premieren als Headcoach und Experte

Morgens um neun Uhr klingelt das Telefon, Telebärn-Mann Koch braucht einen „Experten“ für die Sendung des gleichen Tages. Heutiges Thema: „der neue SCB-Coach Johan Lundskog.“ Die Angelegenheit ist zwar äusserst kurzfristig, dennoch lasse ich mir den Auftritt als Experte nicht entgehen.

Für Lundskog ist es der erste Saisonstart als Headcoach, zuvor stand der Schwede zwei Jahre beim HC Davos- und drei Jahre bei den Frölunda Indians in Göteborg, dem erfolgreichsten Team Europas der letzten Jahre, als Assistent hinter der Bande. Wie für Lundskog ist es auch für mich eine Premiere, stehe ich normalerweise doch auf der anderen Seite der Kamera.

Einst bei den Briten

Sheffields Tony Hand auf dem Cover der Ice Hockey-News-Review im März 1996. (Krein)

Wenn du 1993 etwas über das britische Eishockey wissen wolltest, musstest du schon einige Anstrengungen in Kauf nehmen. Die Briten haben mich im Frühling 1993 erstmals verblüfft, nicht die favorisierten Polen und auch nicht die Niederländer standen zuoberst auf dem Podest der B-Weltmeisterschaft in Eindhoven, nein der Aufsteiger aus der C-Gruppe: Grossbritannien. Wie war das möglich? Drei Jahre zuvor spielten die Briten noch in der D-Gruppe gegen Australien und Spanien, nun ersetzen die Männer von der Insel an der nächsten Weltmeisterschaft in Italien die Schweiz, welche den Gang in die B-Gruppe antreten musste.

Ab diesem Tag wollte ich alles über das britische Eishockey wissen, was man wissen muss. «Ich weiss alles was man übers Shrimpgeschäft wissen muss», sagte eine berühmte Filmfigur. 1993 beschränkten sich diese Informationen lediglich auf den jährlich erscheinenden «Eishockey Almanach», dort gabs neben den Statistiken der siegreichen britischen B-WM noch drei Seiten über die Britische Heineken-League Premier-Division und das wars. Die klingenden Teamnamen wie Cardiff Devils, Murrayfield Racers oder Whitley Warriors erweckten die wunderbarsten Vorstellungen wie diese Mannschaften in den geilsten Trikots der Welt in vollen Stadien einlaufen würden.

Abeuteuer

Die NHL war bekannt aber die Britische Liga kannte keiner. Geweckt wurde dabei auch das Abenteuer- und Entdecker-Gen wie einst bei den alten Seefahrern, die Lust Unbekanntes zu entdecken wurde erstmals richtig erweckt. So blieb, neben dem Aufritt der Briten an der A-WM 1994 in Italien, der jährlich erscheinende Almanach aus dem deutschen Copress-Verlag die einzige Quelle, Internet gab es noch nicht, über die Briten. Erst 1996 kam der Lichtblick in Form unserer Eishockey-Abschlussreise nach London.

Mit dem Lysser Juniorenteam ging es in die Britische- und englische Hauptstadt, endlich werde ich mehr über das faszinierende Eishockey auf der Insel erfahren. «Skate-Attack» hiess das Ziel in London. Am zweiten Tag, am 16. März 1996, hatten wir einen Vormittag zur freien Verfügung und da formierte sich eine kleine Gruppe, welche sich meinem Vorhaben anschloss, den Hockeyshop im Stadtteil Kentish-Town aufzusuchen. Was für ein Abenteuer für eine Handvoll 18-jährige Lysser, welche noch nie zuvor in einer Weltstadt abgestiegen sind. Ausgerüstet mit einer Adresse und einem Londoner Stadtplan mit U-Bahn-Netz, ging es auf der schwarzen U-Bahn-Linie, der «Northern-Line», Richtung Norden.

Skate-Attack

Um halb elf irrten ein paar Jugendliche – soeben der U-Bahn-Station in Kentish-Town entstiegen, durch die «Highgate Road», welche sich über anderthalb Kilometer durch eine Reihe von Sichtbackstein-Häusern erstreckte – und fanden bei Hausnummer 95 das „gelb“ beschriftete Ziel «Skate-Attack.» Für mich war es vielleicht das Tor zu all meinen Fragen über das britische Eishockey welche sich hier beantworten lassen würden. Ein «Wow-Effekt» muss es gewesen sein, denn bereits beim Betreten des Stores fielen mir die ersten Britischen Jerseys ins Auge.

Zwei englische Nationaltrikots, ein Dress der Basingstoke Beavers, zwei britische Bücher «The Ice Hockey Annual» und zwei Magazine der «Ice-Hockey-News-Review» gingen um 11 Uhr 11 für gerade mal 44 Pfund 45 über den Ladentisch. Damit hatte ich alle britischen Jerseys welche es zu kaufen gab gekauft, dies waren gerade mal drei, ein Jersey der Cardiff Devils oder der Sheffield Steelers standen noch zuoberst auf der Wunschliste, aber immerhin.

Wembley

Mit einem guten Gefühl stand um 13 Uhr 15 mit «Wembley» das nächste Highlight auf dem Programm. Wembley war damals eben nicht nur ein Fussball-Heiligtum, sondern auch Hauptschauplatz der Finalspiele um die «Heineken-Championship». Zwei Wochen später und wir wären mittendrin gewesen, bei der Entscheidung der britischen Meisterschaft mit den besten vier Playoff-Teams. 25’372 Fans sahen die drei Spiele mit den Sheffield Steelers, Durham Wasps, Humberside Seahawks und Nottingham Panthers. Die Steelers um Tony Hand, den besten britischen Spieler aller Zeiten, holten vor 8’961 Fans in Wembley ihren zweiten Titel in Serie.

Genferisches

Die «genferische» Tribüne, der Vernets-Halle an der Hans-Wilsdorf-Strasse, strahlt auch noch 63 Jahre nach ihrem Bau. (Krein)

Immer auf dem Weg nach Genf erinnere ich mich an die Geschichte vom damaligen Slapshot-Redaktionsleiter Bernhard «Bärni» Grimm, heute GrimmKomm, als er in der ersten Saison nach dem Genfer Wiederaufstieg in die NLA mit dem gesamten Slapshot-Promo-Material bei Bardonnex – ohne Pass – über die französische Grenze gefahren ist, dies weil er bei der Verzweigung Perly den falschen Weg gewählt hat. Diese «genferische» Geschichte führt mich, Grimm sei Dank, auch Jahre danach noch immer Richtung «La Praille» bis «Vernets» angezeigt wird.

Die Verzweigung-Perly wurde 2002 Bernhard Grimm zum Verhängnis… (Krein)

Nicht in Frankreich, aber im Parkhaus der Rolex soll die Presse beim ersten Playoff-Spiel gegen Freiburg-Gottéron geparkt werden. Nach 19 Jahren Genf-Retour auch für mich ein Novum und dieses lässt mich kurzzeitig im Stile eines Jacques Tati Films durch die grosse Eingangshalle der Rolex irren. Ein freundlicher «genferischer» Securitas-Mann weist mir dann den Weg Richtung rettenden Ausgang und Richtung Eishalle.

Die Vernets-Halle an der «Rue-Hans-Wilsdorf 4», ein Bauwerk von 1958 und so aus der gleichen Epoche wie Tatis erste Meisterwerke in Farbe, wirkt aus der Ferne immer noch zeitlos. Zeitlos ist auch die Playoff-Bilanz der Gäste aus dem Kanton Freiburg, Gottéron hat noch nie eine Playoff-Serie, immerhin schon drei Serien, gegen die Servettiens gewonnen.

Die Ausgangslage zu einem zweiten Gottéron-Sieg ist so gut wie nie zuvor, denn Genf muss auf Tanner Richard und Noah Rod verzichten. Letzterer wird aber kurz vor dem Warm-up wieder als einsatzfähig gemeldet und die Wichtigkeit des Genfers Captains unterstreicht auch Sportchef Marc Gautschi vor dem Spiel im MySports-Interview (siehe Tweet). Das Warten vor dem Interview verkürzen wir uns mit einem Hockey-Talk über den finnischen Zweitligisten Hermes Kokkola, die KHL und den ehemaligen Genfer-Junior Jonathan «Jo» Aeby. Irgendwie ist alles Genf und «genferisches» liegt auch in der Luft.

Wo ist Aeby?

Aeby spielte letzten Herbst beim SC Lyss in der MySportsLeague, der «genferische» Stürmer ist dort aber nicht mehr erwünscht. Gautschi hat nur Gutes über den dreifachen Nachwuchs-Schweizermeister (zweimal mit der U20 und einmal mit der U17) mit Servette berichtet. Sportchef Gautschi hat sich noch vor der ersten Pause über den Mann aus dem eigenen Nachwuchs erkundigt und erläutert mir in der Drittelspause dessen Clubsuche in der Romandie. Aeby selber bestätigt die Aussage des Sportchefs noch vor Genfs 3:1-Sieg per WhatsApp-Nachricht. Bestätigt hat sich auch die Aussage von Gautschi über die Wichtigkeit von Kapitän Rod, dessen Vater Jean-Luc einst für beide Kontrahenten gespielt hat, welcher seine Mannschaft an einem «genferischen» Abend zum Ausgleich der Viertelfinal-Serie führt.

15. April 2021

Genf-Servette – Freiburg-Gottéron 3:1 (1:0, 0:1, 2:0)
Patinoire les Vernets. – 0 Zuschauer. – SR Lemelin/Mollard, Altmann/Wolf. – Tore: 4. Smirnovs (Vermin, Moy /Ausschluss Kamerzin) 1:0. 37. Mottet (Desharnais) 1:1. 52. Tömmernes (Vermin, Jacquemet) 2:1. 60. (59:44) Vermin (Winnik, ins leere Tor) 3:1. – Strafen: Genf-Servette 4-mal 2 Minuten, Freiburg-Gottéron 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer: Arnaud Montandon; Herren. Genf-Servette ohne Maurer, Mercier, Richard (alle verletzt) und Asselin (überzähliger Ausländer), Fribourg-Gottéron ohne Brodin und Rossi (beide verletzt). Freiburg-Gottéron von 58:24 bis 58:27 und 58:41 bis 59:44 ohne Torhüter.
Genf-Servette: Descloux; Jacquemet, Tömmernes; Karrer, Le Coultre; Guebey, Völlmin; Smons; Vouillamoz, Winnik, Omark; Rod, Fehr, Vermin; Moy, Kast, Miranda; Arnaud Montandon, Berthon, Patry; Smirnovs.
Freiburg-Gottéron: Berra; Gunderson, Chavaillaz; Sutter, Furrer; Kamerzin, Jecker; Abplanalp; Bougro, Schmid, Jörg; Stalberg, Desharnais, Mottet; Herren, Marchon, DiDomenico; Sprunger, Walser, Bykow; Jobin.

Premiere für die Ewigkeit

Die Pre-Playoff-Premiere in der Schweiz wird durch das verflixte Corona-Jahr wohl immer in Erinnerung bleiben, «damals wurden doch die Pre-Playoffs eingeführt, im Jahr der ersten Pandemie», wird man wohl dereinst sagen. Die Schweiz ist das letzte Land Europas grosser Hockeynationen, welches den neuen Vor-Playoff-Modus adaptiert. Finnlands SM-liiga war 2004-05 der Vorreiter dieses Spektakels. Zwei Jahre später folgten Deutschland und Tschechien, 2013-14 Schweden und vor zwei Jahren die Slowakei. Bern und Rapperswil-Jona sind die ersten Nutzniesser der schweizerischen Version und gehen, im Land der ängstlichen Favoriten, erstmals als Sieger hervor.

Im zweiten Spiel adaptiert sich die leere, imposante PostFinance-Arena auf die Torproduktion des Heimteams und dem amtierenden Schweizermeister, aktuell der längste Schweizermeister seit dem HCD beim Zweiten Weltkrieg, gelingt kein Treffer gegen Sandro Aeschlimann und Co. Bündner und Berner haben sich im Lauf der Jahre schon sieben packende Playoff-Duelle geliefert, dabei fünfmal mit dem besseren Ausgang für die gelb-blauen. Dies gelingt dem hervorragend eingestellten Team von Christian Wohlwend vorerst auch im zweiten Spiel der neuen Pre-Playoffs.

Derweil fällt der erste Favorit 160 Kilometer östlich von Bern durch das «Swiss-Cheese-Modell», Das Schweizer-Käse-Modell ist eine Verkettung von Unfallursachen, welche von latenten und aktiven menschlichen Fehlern, im Zusammenhang mit einer ungünstigen Kombination vieler ursächlicher Faktoren zu einem unerwünschten Ereignis führen. Mehr gibts dazu nicht zu sagen.

Mehr zu sagen hätte es bei der Trauerminute zu Ehren vom langjährigen SCB-Funktionär Max Sterchi gegeben. SCB-Original und Parkplatz-Chef Jüre Wymann, bekannt als «SCB-Jüre» hat mir beim passieren der Barriere zu den Presseparkplätzen Sterchis Lieblingsgeschichte erzählt: Es war im Februar 1965, als der SCB in Villars zur letzten und entscheidenden Partie um den Schweizermeistertitel antrat, unter heftigem Schneefall musste das Eis in den letzten zehn Minuten dreimal gereinigt werden, der SCB führte bereits mit 3:0, als das Heimteam einen Spielabbruch forderte, doch Head-Schiedsrichter Heinrich Ehrensperger liess sich davon nicht beirren und die Berner feierten ihren zweiten Meistertitel. Diese Geschichte, so SCB-Jüre, habe Sterchi immer wieder gerne erzählt.

Wer weiss, dereinst wird vielleicht ein langjähriger SCB-Funktionär auch die Geschichte von der leeren PostFinance-Arena, den ersten Pre-Playoffs während der ersten Pandemie, welche nicht nur den Eishockeysport weltweit beeinträchtigt hat, erzählen: Es war im April 2021, als der SCB…

9. April 2021 – Pre-Playoffs

Bern – Davos 0:3 (0:1, 0:0, 0:2)
PostFinance-Arena. – 0 Zuschauer. – SR Salonen/Urben, Schlegel/Burgy. – Tore: 9. Palushaj (Heinen) 0:1. 57. Baumgartner (Nussbaumer) 0:2. 59. Baumgartner (Herzog, Palushaj) 0:3. – Strafen: Bern 4-mal 2 Minuten, Davos 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Bern ohne Blum, Rüfenacht, Sciaroni (verletzt), Burren, Sterchi (überzählig). Davos ohne DuBois, Paschoud, Dino Wieser (verletzt), Ullström (überzählig). – 12. Pfostenschuss Palushaj. Marc Wieser im zweiten Drittel verletzt ausgeschieden.
Bern: Karhunen; Untersander, Henauer; Andersson, Zryd; Thiry, Beat Gerber; Colin Gerber; Conacher, Jeffrey, Olofsson; Pestoni, Praplan, Scherwey; Sopa, Heim, Moser; Berger, Neuenschwander, Bader; Jeremi Gerber.
Davos: Sandro Aeschlimann; Nygren, Jung; Stoop, Sund; Heinen, Guerra; Barandun, Hänggi; Marc Wieser, Corvi, Ambühl; Palushaj, Baumgartner, Turunen; Frehner, Egli, Herzog; Nussbaumer, Marc Aeschlimann, Ritzmann.

Der Wahnsinn von Genf

Nach 57 Minuten und 28 Sekunden steht es 1:0 für den HC Genf-Servette, der EHC Biel braucht unbedingt einen Sieg um sich noch direkt für die Playoffs zu qualifizieren. Nach 59 Minuten und 21 Sekunden steht es 5:1 für Biel – unmöglich? Deshalb lieben wir den faszinierendsten Sport der Welt, Biel schiesst innert 112 Sekunden fünf Tore und bleibt damit im Rennen um einen direkten Playoff-Platz. Beat Forster, Yannick Rathgeb (Biel ohne Torhüter), zweimal Fabio Hofer und Janis Moser heissen die Torschützen des «Wahnsinns von Genf.»

Wie vor 45 Jahren

Was für ein Spiel, sechs Kommentatoren legen nach 60 Minuten mit ungläubigen aber glücklichen Gesichtern ihr Headset ab, einen Treffer haben wir in 57 Minuten kommentiert… …der Rest geht in die Geschichtsbücher ein. Apropos Geschichte, die Seeländer verblüfften schon einmal mit einem Torrausch: Am 6. Januar 1976 lag Biel nach 57 Minuten gegen den HC Sierre mit 4:6 Toren in Rückstand in die Überraschung für die Walliser gegen den Leader schien perfekt. Nur eine Minute später stand es 8:6 für die Hausherren. Was für ein Schlussspurt, angefeuert von 7’700 Zuschauern, schossen die Seeländer innert 53 Sekunden vier Tore. Reto Lohrer, René Berra, Barry Jenkins und René Stämpfli hiessen die Torschützen zwischen 57:21 und 58:14 beim «Wunder» von Biel.

Das «Wahnsinn» von Genf geht unter die Haut, Direktbeteiligte und Journalisten sind Minuten später noch beflügelt durch den Effort der Seeländer. Aber nicht alle sind derart aufgewühlt, Beat Forster, «Flaschenöffner» für Biel und Urheber des Genfer Unheils, ist schon kurz nach dem Spiel äusserst gelassen, was man von mir und meinen Fragen nicht behaupten kann (Interview): Sollte es nicht «abgezeichnet» heissen? Einen äusserst turbulenten Tag hinter sich hat Biel-Sportchef Martin Steinegger, am Nachmittag sieht er wie Biels U20-Elit-Junioren im Playoff-Final gegen Zug (2:7) fünf Gegentore innert 12 Minuten und 42 Sekunden hinnehmen müssen, ein paar Stunden später wird er Zeuge des Wahnsinns von Genf.

Verarbeiten ohne Bier

Auch Fabio Hofer, der an drei Treffern beteiligt ist, hat sowas weder in Österreich noch in der Schweiz je erlebt und muss dies geistig noch verarbeiten. Nach den Interviews würden sich die Berichterstatter nach so einem Spiel normalerweise in der Prime’s Fine Food & Sports Bar, dem ehemaligen «McSorley’s», ein Bierchen gönnen um erlebtes gemeinsam zu verarbeiten. Ja dieses Spiel hätte eine ausverkaufte Les Vernets Halle mehr als verdient gehabt, es ist eines jener Spiele über welches man in 45 Jahren noch darüber spricht, ob dann noch einer weiss, weshalb es keine Zuschauer gab?

Wie ich, muss Fabio Hofer eben erlebtes noch verarbeiten. (Andreas Ruefer)

Der 112-Sekunden Wahnsinn von 2021

ZeitSekundenTorschützeSpielstand
57:290Forster (Hofer, Künzle)1:1
57:4112Rathgeb (Pouliot, Trettenes)1:2
58:0334Hofer (Lindbohm, Komarek)1:3
58:5687Hofer (Van Pottelberghe)1:4
59:21112Moser (Pouliot, Brunner)1:5

Das 53-Sekunden Wunder von 1976

ZeitSekundenTorschützeSpielstand
57:210Lohrer5:6
57:4625Berra6:6
57:5938Jenkins7:6
58:1453Stämpfli8:6

3. März 2021

Genf-Servette – Biel 1:5 (1:0, 0:0, 0:5)
Les Vernets. – 0 Zuschauer. – SR Hebeisen /Fluri; Obwegeser /Progin. – Tore: 19. Omark 1:0. 57:29 Forster (Hofer) 1:1. 57:41 Rathgeb (Ausschluss) 1:2. 58:04 Hofer 1:3. 58:56 Hofer (Ausschluss/ins leere Tor) 1:4. 59:21 Moser (Komarek/Ausschluss) 1:5. – Strafen: Genf-Servette 4-mal 2 Minuten, Biel 3-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Genf-Servette ohne Maurer, Mercier (beide verletzt), Fritsche und Riat (beide überzählig). Biel ohne Fey (verletzt während Einlaufen), Hischier, Hügli (beide Isolation), Rajala (rekonvaleszent), Kreis, Tanner (beide vorsorgliche Quarantäne), Fuchs, Lindgren, Lüthi (alle verletzt) und Schläpfer (Langenthal), dafür erstmals mit Augsburger und Jaquet (B-Lizenz La Chaux-de-Fonds). Biel von 57:33 bis 57:41 ohne Torhüter. Genf-Servette von 58:12 bis 58:56 ohne Torhüter.
Genf-Servette: Descloux; Jacquemet, Tömmernes; Karrer, Le Coultre; Völlmin, Smons; Guebey; Moy, Fehr, Miranda; Vouillamoz, Winnik, Omark; Patry, Richard, Vermin; Montandon, Kast, Berthon; Smirnovs.
Biel: Van Pottelberghe; Moser, Stampfli; Rathgeb, Lindbohm; Sartori, Forster; Jaquet; Brunner, Pouliot; Trettenes; Ulmer, Komarek, Hofer; Kessler, Cunti, Künzle; Kohler, Gustafsson, Augsburger.

Als das Telefon kam…

Miles Mueller vor seinem Debüt in der QMJHL. (Moncton Wildcats via Mathias Müller)

Drei Stunden vor dem Spiel kommt ein Anruf aus Moncton, die Wildcats brauchen noch einen Stürmer für das Spiel gegen die Saint John Sea Dogs in der Quebec-Major-Junior-Hockey-League (QMJHL). Miles Müller ist der Spieler der kurzfristig ins Team der Wildcats berufen wird. Eigentlich hätte er ab kommender Woche in Moncton trainieren können, nun gehts ohne Training direkt ans erste Auswärtsspiel der Wildcats. Kurioserweise liegt Müllers derzeitige Station Rothesay nur knapp 30 Minuten von Saint John entfernt und so stösst Müller in der Auswärtskabine erstmals zu seinen neuen Teamkameraden.

Müller spielt aktuell bei der Rothesay Netherwood School in der U18-AAA und ist nach neun Spielen Topskorer seiner Mannschaft. Moncton, welches rund anderthalb Autostunden entfernt liegt, hat den 16-jährigen «Bieler» aus Orvin letzten Sommer im QMJHL-Draft als Nummer 183 gezogen. Noch vor einen Jahr spielte der U17-Internationale bei den U17-Elit-Junioren des EHC Biel-Spirit und auch zwei Spiele bei den U17-Top vom Partnerteam SC Lyss, wo sein Vater als Präsident vorsteht.

Aus bekannten Gründen startete die Saison in der höchsten frankophonen Juniorenliga der Welt erst am 10. Februar 2021. Müller ist am 20. März erst der 30. Schweizer in der QMJHL und kommt im vierten Block neben Owen Stammer und Nathan Casey zu seinen ersten fünf «Shifts» als drittjüngster Spieler der Liga. Seine prominentesten Vorgänger heissen Timo Meier, Sven Andrighetto, Philipp Kurashev oder Nico Hischier. Beim Spiel in Saint John trifft Müller auf einen Klubkollegen, Torhüter Noah Patenaude spielt bereits seine zweite Saison in Übersee bei den Sea Dogs. Patenaude hat wie Müller, die Juniorenstufen beim EHC Biel-Spirit durchlaufen.

Neben Müller und Patenaude spielen aktuell mit den beiden U20-Internationalen Lorenzo Canonica (Shawinigan Cataractes) und Attilio Biasca (Halifax Mooseheads) zwei weitere Schweizer in der «Q», wie die Liga in Kanada auch genannt wird. Bei Moncton ist Müller nach Axel Simic (heute ZSC Lions) und Simon Le Coultre (Genf-Servette) der dritte Schweizer- und aus Lysser Sicht, gar der erste Spieler, der je ein SCL-Trikot- und ein Jersey der QMJHL getragen hat.

Typisch nordamerikanisch, liegt das Jersey für den Debütanten, trotz der kurzfristigen Berufung, mit aufgesticktem Namen bereit. Beim Warm-up läuft der neue «MUELLER» mit der Nummer «17» auch erstmals ohne Gesichtsschutz ein, was seine Eltern vor dem Livestream im beschaulichen Orvin irritiert. Vater Mathias: «Helm und Zahnschutz lagen ebenfalls schon bereit» und Mathias «Mat» Müller wird während des Spiels via «Tweet» sogar vom Livekommentator erkannt und im laufe der Partie, welche die Wildcats nach einer 3:0-Führung noch 5:6 verlieren, erwähnt. Im Mutterland des Eishockeys ist eben alles eine Nummer grösser, professioneller und beindruckender, so wie Müllers berühmte Vorgänger in der «Q» (siehe Tabelle).

Original-Kommentar (QMJHL-Streaming)

Alle Schweizer in der Quebec-Major-Junior-Hockey-League

SpielerSPSaisonsClubheute
Timo Meier2232013-16Halifax MooseheadsSan Jose Sharks
Philipp Kurashev2002016-19Quebec RempartsChicago Blackhawks
Simon Le Coultre1662016-19Moncton WildcatsGenf-Servette
Dominik Schlumpf1572008-11Shawinigan CataractesZug
Jan Cadieux1401998-00Rimouski Oceanic
Sven Andrighetto1332011-13Rouyn-Noranda HuskiesZSC Lions
Tim Wieser1212013-15Sherbrooke PhoenixWinterthur
Daniel Manzato1162001-04Victoriaville Tigres Genf-Servette
David Aebischer II1072018-00Gatineau OlympiquesFribourg-Gottéron
Kay Schweri962014-16Sherbrooke PhoenixRapperswil-Jona
Robert Mayer952007-09Saint John Sea DogsDavos
Valentin Nussbaumer952018-20Shawinigan CataractesDavos
Fabrice Herzog662013-14Quebec RempartsDavos
Noah Delémont642019-20Acadie-Bathurst TitanBiel
Nico Hischier632016-17Halifax MooseheadsNew Jersey Devils
Christian Marti612012-13Blainville-Boisbrand ArmadaZSC Lions
Lukas Balmelli602012-13Drummondville Voltigeurs
Jason Fuchs592013-14Rouyn-Noranda HuskiesBiel
Tristan Vauclair592002-04Rouyn-Noranda HuskiesDelémont-Vallée
Luca Cunti572008-09Rimouski OceanicBiel
Tim Ramholt562003-04Cape Breton Screaming Eagles
Axel Simic562016-17Moncton WildcatsZSC Lions
Gaétan Jobin522019-20Charlottetown IslandersFribourg-Gottéron
Marco Cavalleri412016-18Victoriaville TigresLausanne
Noah Patenaude352019-Saint John Sea DogsSaint John Sea Dogs
Lorenzo Canonica202020-Shawinigan CataractesShawinigan Cataractes
Félix Girard192015-16Drummondville VoltigeursAjoie
Attilio Biasca112020-Halifax MooseheadsHalifax Mooseheads
Miles Müller12020-Moncton WildcatsMoncton Wildcats
Tabelle: eishockeyblog.ch

Eines dieser Spiele…

Von 50 oder 52 Qualifikationsspielen sind vielleicht ein Viertel der Partien ein Knüller und der Rest wird als „Pflichtprogramm“ abgespult. Die Partie zwischen dem HC Lausanne und dem EHC Biel, am 20. März 2021, gehört zur Kategorie „Knüller.“ Lausanner und Bieler liefern elf Tore in 61 Minuten und 25 Sekunden, dabei ist auch der Spielverlauf entscheidend. Die Gäste führen nach zwölf Minuten mit 3:0 und nach 29 Minuten mit 4:2, doch das Heimteam findet immer einen Weg zurück und holt mit der erstmaligen Führung den zweiten Punkt.

In der ersten Pause kommt Journalisten-Saurier Anton „Toni“ Abbühl zu mir und erzählt, dass ihn diese Partie bisher nicht erwärmt und ich stimme ihm aus Lausanner Sicht zu. Abbühl ist seit 1978 in der gesamten Westschweiz als freier Journalist unterwegs und weiss alles was man über das Sportgeschehen in der Romandie wissen muss. Abbühl hat aus technischer Sicht vom ersten Rapport via Telefonkabine, über den Telex bis zu Socialmedia- und aus sportlicher Sicht den Auf- und Niedergang des Lausanner- und Genfer Hockeys bis in die 1. Liga miterlebt.

Als Aufgang entwickelt sich auch die Partie zwischen Lausanne und Biel, im zweiten Abschnitt wird die Partie eben zu einem dieser Spiele, welche man gesehen haben muss – und dies auch in einer Journalisten-Karriere von 43 Jahren. Abbühl und ich sind uns in der zweiten Pause bewusst, welches Glück wir haben, überhaupt noch live vor Ort sein zu dürfen und umso mehr, wenn sich die Partie als Knüller entpuppt. Nicht im Traum dürfen wir uns an die Vorstellung wagen, welch Wahnsinn diese Partie in einem ausverkauften Haus von 9’600 Zuschauern gewesen wäre. Wir sind überzeugt, dass sich auch der schönste Sport der Welt in naher Zukunft wieder als „absoluter Knüller“ erweisen wird.

20. Februar 2021

Lausanne – Biel 6:5nV (1:3, 3:1, 1:1, 1:0)
Vaudoise Arena. – 0 Zuschauer. – SR Stricker /Mollard; Kehrli /Burgy. – Tore: 4. Pouliot (Rajala, Lindbohm) 0:1. 8. Cunti (Hügli, Lindbohm) 0:2. 12. Hischier (Hofer, Moser) 0:3. 17. Hudon (Frick, Malgin /Ausschluss Rajala) 1:3. 25. Malgin (Gibbons, Hudon) 2:3. 29. Pouliot (Rajala, Lindbohm) 2:4. 34. Hudon (Malgin, Gibbons /Ausschluss Tanner) 3:4. 39. Kenins (Frick, Jooris /Ausschlüsse Krakauskas; Fey) 4:4. 56. (55:47) Hofer (Hischier, Fey) 4:5. 57. (56:47) Hudon (Heldner, Malgin) 5:5. 62. (61:25) Jooris (Kenins, Grossmann) 6:5. – Strafen: Lausanne 4-mal 2 Minuten, Biel 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Lausanne ohne Douay, Hudacek, Maillard (alle verletzt), Almond, Mémeteau, Roth und Schneeberger (alle überzählig). Biel ohne Fuchs, Komarek, Lindgren, Lüthi (alle verletzt), Sartori (überzählig), Delémont, Stampfli (beide La Chaux-de-Fonds) und Schläpfer (Langenthal). 11:34 Time-out Lausanne. 48. Lattenschuss Krakauskas.
Lausanne: Stephan; Genazzi, Barberio; Heldner, Frick; Krueger, Marti; Grossmann; Gibbons, Malgin, Hudon; Bertschy, Emmerton, Kenins; Jäger, Jooris, Bozon; Krakauskas, Froidevaux, Antonietti; Arnold.
Biel: Van Pottelberghe; Moser, Kreis; Rathgeb, Lindbohm; Fey, Forster; Ulmer; Brunner, Pouliot, Rajala; Hügli, Cunti, Künzle; Hofer, Tanner, Hischier; Kessler, Gustafsson, Kohler.

Gottérons Highlight

Ein wahres Highlight befindet sich in Gottérons Luxus-Liner. (Krein)

Fribourg-Gottéron trifft um 17 Uhr 45 in der Vaudoise Arena in Lausanne ein. Der Mannschafts-Car kann durch die Tiefgarage der Arena fast bis aufs Eisfeld fahren und so haben die Spieler Freiburgs einen kurzen Laufweg zur Gästekabine. Doch noch viel beeindruckender als der kurze Laufweg ist der Aus- und Einstieg beim Luxus-Liner des Carunternehmens «Horner Romandie», denn die Spieler laufen durch eine «Logo-Projektion» Gottérons. Was der Luxus-Liner auf den Asphalt projiziert, projizieren Julien Sprunger und Co. in der Vaudoise Arena aufs Eis.

Grossartig ist das Logo auf dem Asphalt und grossartig ist auch Freiburgs 2:1-Sieg in der Kantonshauptstadt der Waadtländer. Wer diesem Car entsteigt, erhält durch die futuristische Genialität automatisch einen Energieschub, so «scheint» es zumindest wortwörtlich für die Freiburger. Der luxuriös ausgestattete Horner-Liner ist nach den neuesten Erkenntnissen der Technik, Umwelt, Verkehrssicherheit und des Fahrkomforts erbaut und gemeinsam mit Gottéron steuert der Car zum nächsten hockeytechnischen «Highlight.»

13. März 2021

Lausanne – Fribourg-Gottéron 1:2 (0:1, 1:1, 0:0)
Vaudoise-Arena. – 1 Zuschauer. – SR Urban/Nikolic, Cattaneo/Gnemmi. – Tore: 18. Jörg 0:1. 26. Desharnais (Stalberg /Ausschluss Walser!) 0:2. 33. Almond (Kenins) 1:2. – Strafen: Lausanne 5-mal 2 plus 10 Minuten (Almond) plus Spieldauer (Almond), Fribourg-Gottéron 4-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer Malgin, Mottet. Lausanne ohne Antonietti, Hudacek, Jooris, Maillard (alle verletzt) und Roth (überzähliger Ausländer), Freiburg-Gottéron ohne Brodin und Marchon (beide verletzt). Lausanne ab 58:00 ohne Torhüter.
Lausanne: Stephan; Genazzi, Barberio; Heldner, Frick; Grossmann, Marti; Krueger, Schneeberger; Gibbons, Malgin, Hudon; Bertschy, Emmerton, Kenins; Jäger, Almond, Bozon; Krakauskas, Froidevaux, Douay.
Fribourg-Gottéron: Berra; Sutter, Furrer; Gunderson, Chavaillaz; Kamerzin, Jecker; Abplanalp, Jobin; Herren, Schmid, DiDomenico; Stalberg, Desharnais, Mottet; Rossi, Bougro, Jörg; Sprunger, Walser, Bykow.

Göteborg

Was für eine Abwechslung, was für eine wunderbare Aufgabe, nach einem Jahr innerhalb des eigenen Hockeylandes sehnt sich das Hockey-Herz nach Abwechslung und diese könnte kaum besser sein. Es geht ins schwedische Göteborg, Rögle BK Ängelholm gastiert dabei im Scandinavium der Frölunda Indians. Es spielt der Leader der Svenska-Hockey-Ligan (SHL) gegen den schwedischen Meister und Champions-Hockey-League (CHL) Sieger.

Doppelmeister in der Krise

Europas Nummer eins liegt in Schweden derzeit «nur» auf Rang fünf und steckt nach zuletzt drei Niederlagen in Serie in der dritten kleinen Saisonkrise. Ganz anders der Leader, Rögle spielt seine beste Saison der gesamten Klubgeschichte und reist mit drei Siegen im Gepäck nach Göteborg. Ängelholm liegt rund zwei Autostunden südlich von Göteborg und diese Reise simuliere ich mit meiner rund zweistündigen Fahrt vom Berner Seeland an die Zürcher Goldküste nach Erlenbach. «Ich rausche zwar nicht am Grauholz vorbei, Richtung Zürich Flughafen, auf der Autobahn» wie es Kuno Lauener in seinem Song «Göteborg» zum besten gibt. Doch auch meine Reise, ist wie im Videoclip von ZüriWest nur eine Simulation.

Statt im Scandinavium, welches im südlichen Stadtteil Heden liegt und 1971 erbaut wurde, sitze ich in der Kombüse in der ehemaligen Schärer-Fabrik, gegründet 1921, an der Seestrasse am Zürichsee in meinem simulierten «Göteborg.» Im leeren Scandinavium, aus Pandemietechnischen Gründen, stehen einige Protagonisten mit Schweiz-Bezug zumindest im Rampenlicht der Kameras, das Spiel der 44. Runde wird neben MySportsOne auch auf den schwedischen Sendern TV4 und C-More übertragen.

Altebekannte Schweden

Ted Brithén, der ex-Berner, gibt die Vorlage zum 3:0, dann spielen da noch die hierzuland Bekannten Dennis Everberg, Mattias Sjögren, Adam Tambellini auf der Seite des Leaders und Jan Mursak beim Fünftplatzierten. Mit Jan Larsson, als Assistent an der Bande Rögles steht ein weiterer «alter (bekannter) Schwede» mit Schweizer Vergangenheit. Seine Mannschaft baut mit dem 4:0-Sieg die Leaderposition weiter aus und Frölunda kassiert die vierte Niederlage in Serie und ist weit von seiner Champions-League-Form entfernt. Die Autoreise nach «Göteborg» ist dennoch, auch wenn nur in der Simulation eine absolute Bereicherung.

20. Februar 2021

Frölunda Göteborg – Rögle Ängelholm 0:4 (0:0, 0:3, 0:1)
Scandinavium. – 0 Zuschauer. – SR Linde/Bjalkander. – Tore: 22. Ryfors (Zaar) 0:1. 32. Ryfors (Zaar) 0:2. 35. Zaar (Ryfors, Brithén /Ausschluss Söderblom) 0:3. 45. Palola (Andersson, Lesung) 0:4. – Strafen: Frölunda Indians 5-mal 2 Minuten, Rögle Ängelholm 6-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: Tor von Frölunda Göteborg in der 28. Minute aberkannt.
Frölunda Göteborg: Mattsson; Elliot, Sellgren; Johansson (2), Olsson; Norlinder, Sigalet; Ekbom; Friberg, Lundqvist, Alvarez; Hjalmarsson, Lasu, Rosseli-Olsen (4); Mursak, Sundström (2), Carlsson; Nässen, Henriksson, Söderblom (2).
Rögle Ängelholm: Rifalk; Johannesson, Jonsson; Seider, Gelinas (4); Lesung, LaLeggia; Ekestahl-Jonsson; Zaar, Ryfors, Everberg (4); Tambellini, Brithén (2), Bristedt (2); Andersson, Sjögren, Palola; Matson, Ferguson, Edström.

Zwei Youngsters und ein Jubiläum

75-Jahre SCL Tigers, Ivars Punnenovs ist der aktuellste Tigers-Goalie der Geschichte. (Krein)

Im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums empfangen die SCL Tigers den Leader EV Zug. Der SC Langnau wurde am 30. Januar 1946 gegründet, deshalb wird der Spielbeginn sogar eine Minute nach hinten, auf 19 Uhr 46 gelegt. Im Rahmen des Jubiläums hat die Fanszene Langnau eine „Fan-Töggle“ Aktion ins Leben gerufen, die Organisation der SCL Tigers die Fondueaktion „#tigersfondue“ und ein Jubiläumsdress mit 1’400 Namen von Abonnenten, welche sich solidarisch zeigen und keine Rückerstattung für ihr Jahresabo beantragen.

Auch zwei Youngsters schreiben ein neues Kapitel. In der 43. Minute gibt der 17-jährige Zuger Dario Sidler die Vorlage zu Sven Leuenbergers 6:2. Es ist der erste Skorerpunkt im zweiten Spiel des Zuger U20-Juniors, der ursprünglich aus dem Nachwuchs des Küssnachter SC stammt. Doch auch die Jubilare, deren Nachwuchs in den 80er Jahren auf der U20-Stufe drei Meistertitel feiern konnte, haben eine Antwort auf Sidler.

Nur drei Minuten später trifft die Namenlose Nummer 55 in seinem erst dritten NL-Spiel. Der Torschütze ist der 18-jährige Joel Bieri, Topskorer der U20-Elit-Junioren. Trotz der 4:9-Niederlage geht für Bieri ein Traum in Erfüllung, Captain Pascal Berger hat ihm den Puck nach dem Spiel überreicht, und neben der Torpremiere erlebt das Langnauer Eigengewächs auch noch seine Interview-Premiere vor der Kamera – und passend zu seinem ersten Treffer, brilliert der Youngster auch schon vor der Kamera.

SCL Tigers – Zug 4:9 (0:4, 1:1, 3:4)
Ilfishalle. – 0 Zuschauer. – SR Mollard/Dipietro, Schlegel/Burgy. – Tore: 2. Thorell (Shore, Martschini) 0:1. 5. Thorell (Martschini) 0:2. 11. Senteler (Alatalo) 0:3. 17. Simion (Diaz, Shore/Ausschluss Leeger) 0:4. 29. Huguenin (Nilsson/Ausschluss Schlumpf) 1:4. 38. Stadler 1:5. 42. (41:31) Sturny (Bircher) 2:5. 43. (42:19) Leuenberger (Sidler, Martschini) 2:6. 45. (44:54) Petrini (Dostoinov) 3:6. 46. (45:15) Bieri (Andersons) 4:6. 50. Diaz (Shore, Thorell/Ausschluss Grossniklaus) 4:7. 54. Klingberg (Leuenberger/Ausschluss Diaz!) 4:8. 60. (59:01) Klingberg (Aussschluss Maxwell) 4:9. – Strafen: SCL Tigers 7-mal 2 Minuten, Zug 5-mal 2 Minuten. – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer: Maxwell; Hofmann. SCL Tigers ohne Blaser, Diem, Earl, Glauser, Kuonen, Neukom und Salzgeber (alle verletzt), Zug ohne Thürkauf und Wüthrich (beide verletzt).
SCL Tigers: Punnenovs (21. Zaetta); Lardi, Schilt; Erni, Huguenin; Leeger, Grossniklaus; Bircher; Julian Schmutz, Maxwell, Nilsson; Weibel, Flavio Schmutz, Sturny; Berger, Petrini, Dostoinov; In-Albon, Melnalksnis, Andersons; Bieri.
Zug: Hollenstein; Diaz, Geisser; Schlumpf, Stadler; Cadonau, Alatalo; Sidler; Simion, Kovar, Hofmann; Klingberg, Albrecht, Zehnder; Martschini, Shore, Thorell; Leuenberger, Senteler, Bachofner.

Enttäuschter Kunstschütze

Luca Hischiers Enttäuschung ist schon vor dem Interview spürbar. (Hervé Chavaillaz)

Was für ein Tor, beim 3:1 tanzt Luca Hischier durch die Berner Abwehr und versenkt die Scheibe am nahen Pfosten. Der dritte Treffer von Hischier würde selbst seinen kleinen Bruder in Newark verblüffen. Die Bieler führen acht Minuten vor Schluss sogar mit 5:1 und jubeln dementsprechend verhalten wie die alten Sowjets. Doch Tabellenschlusslicht und Hischier-ex-Klub Bern kommt sieben Sekunden vor Schluss noch zum Ausgleich.

Diese Aufholjagd und den Punktverlust trübt leider auch die Stimmung des Kunstschützen der 38. Minute, dementsprechend gestaltet sich auch das Interview nicht so wie es hätte sein sollen. Der Teamgedanke steht eben immer im Vordergrund und der SC Bern? Headcoach Mario Kogler hat seine Zielsetzung, welche er vor dem Spiel bekannt gegeben hat, erreicht.

31. Januar 2021

Biel – Bern 6:5nV (0:1, 4:0, 1:4, 1:0)
Tissot-Arena. – 0 Zuschauer. – SR Hebeisen/Nikolic, Obwegeser/Steenstra (Sz/Ka). – Tore: 1. (0:48) Simon Moser (Scherwey) 0:1. 25. Brunner (Lindbohm) 1:1. 27. Jason Fuchs (Cunti, Brunner /Ausschluss Berger) 2:1. 38. (37:38) Hischier (Kreis, Janis Moser) 3:1. 39. (38:28) Brunner (Forster) 4:1. 50. Kreis (Rajala, Pouliot) 5:1. 53. (52:09) Simon Moser (Brithén) 5:2. 54. (53:24) Untersander 5:3. 54. (53:41) Olofsson (Jeffrey) 5:4. 60. (59:53) Praplan (Jeffrey, Andersson, Bern ohne Torhüter) 5:5. 63. Cunti (Brunner, Kreis) 6:5. – Strafen: Biel 4-mal 2 Minuten, Bern 2-mal 2 plus 10 Minuten (Berger). – Bemerkungen: PostFinance-Topskorer: Cunti; Jeffrey. Biel ohne Hofer und Ulmer (beide verletzt), Bern ohne Rüfenacht und Sciaroni (beide verletzt). Bern von 57:36 bis 58:35 und 58:55 bis 59:53 ohne Torhüter.
Biel: Van Pottelberghe; Kreis, Janis Jérôme Moser; Forster, Rathgeb; Lindbohm, Fey; Kessler, Sartori; Hügli, Pouliot, Rajala; Hischier, Komarek, Jason Fuchs; Brunner, Cunti, Künzle; Kohler, Gustafsson, Tanner.
Bern: Karhunen; Untersander, Henauer; Burren, Beat Gerber; Andersson, Blum; Thiry, Colin Gerber; Olofsson, Brithén, Jeffrey; Scherwey, Praplan, Simon Moser; Bader, Heim, Pestoni; Berger, Neuenschwander, Jeremi Gerber.

Lausanner Pionierarbeit?

Ausblick von der Medientribüne in der Vaudoise-Arena. (Krein)

Nur vier Kilometer von der Vaudoise-Arena entfernt hat der Hockey-Club La Villa aus dem Lausanner Stadtteil Ouchy 1905 in den ersten Schweizermeisterschaften Geschichte geschrieben. Bis 1910 spielten Westschweizer die Schweizermeisterschaft unter sich aus. 115 Jahre später treten die Lausanner mit der modernsten Arena des Landes in Prilly wieder als Vorreiter auf. Unter normalen Umständen hätte die Vaudoise-Arena im Frühling 2020 bereits die erste Weltmeisterschaft hinter sich, stattdessen imponiert das Eishockey-Juwel auch in der 38. Runde der National-League nur durch ihre leeren Ränge.

Kernstück des imposanten Sportzentrums, welches durch die Centre-Sportif-de-Malley (CSM) betrieben wird, ist eine Eishalle mit 10’000 Plätzen. Hinzu kommen eine Trainingshalle im zweiten Untergeschoss und eine Eisbahn im Freien. Dazu gibts ein Hallenbad mit drei Wasserbecken, darunter ein Olympiabecken, eine Sporthalle sowie diverse Räumlichkeiten. Das komplexe Stadion wird zudem nach neuestem Energiestandard betrieben, so wird beispielsweise die Abwärme der Kältemaschinen für das heizen der Schwimmbecken genutzt.

Durch Crissier und Renens

Während der Anfahrt, via Crissier und Renens läuft, es könnte nicht passender sein, ein Song von Bastien „Bastian Baker“ Kaltenbacher, der selber zwei Jahre in Lausanne bei den U20-Junioren verbracht hat oder dessen Vater Bruno zwischen 1981 und 1984 im Fanionteam Lausannes in der Nationalliga-B- und ein Jahr beim heutigen Gegner Ambri-Piotta gespielt hat. Die Anfahrtsgemeinde Renens trägt, zusammen mit Prilly und Lausanne ebenfalls zu den jährlichen Betriebskosten von rund 12 Millionen Schweizer Franken bei.

Drei Eisbahnen beherbergt die Vaudoise-Arena in Prilly. (Krein)

Die Laufwege sind trotz der grossen Arena äusserst kurz, das Treppenhaus für die Presse führt direkt zum Car-Platz der Gäste, welche durch einen Tunnel bis zum Eisfeld fahren können. Dies tut Ambri jeweils ohne seinen Trainer, denn Luca Cereda fährt immer mit dem Privatauto. In diesem Bereich, wo sich auch Ambris Spieler fürs Spiel vorbereiten, befindet sich auch ein Verbindungsstollen zwischen der Hauptarena- und der Trainingshalle, welche auch per Lift zu erreichen ist.

Vierte Spielstätte

Wenn Lausanne auf Ambri-Piotta trifft ist dies die 68. Partie im Oberhaus. Erstmals gabs diese Affiche, lange nach der Zeit des HC La Villa, am 12. Dezember 1953 auf der offenen Eisbahn Montchoisi, die Gäste siegten damals mit 14:2, später trafen die heutigen Gegner in der Patinoire de Malley und im Provisorium Malley 2.0 aufeinander. Die Vaudoise-Arena ist bereits der vierte Lausanner Spielplatz in der Geschichte dieses Duells, doch vor leeren Rängen ist es eine Premiere.

Nicht mit leerem Magen steigen die Presseleute ins Spiel, denn ein Medien-Angestellter verteilt, bereits zwei Stunden vor Spielbeginn, unter dem Hallendach auf der obersten Etage, Lunchsäckli direkt sur-place. Vor 115 Jahren galt der HC La Villa als Wegbereiter der später gegründeten nationalen Liga, heute gilt Lausannes Arena mit ihrem Service vielleicht als Wegbereiter für die künftige Medienverköstigung?

Lausanne – Ambrì-Piotta 2:1nP (1:0, 0:1, 0:0, 1:0)
Vaudoise-Aréna. – SR Wiegand/Salonen. – Tore: 7. Gibbons (Genazzi, Jooris) 1:0. 35. Kostner 1:1. 65. Emmerton 2:1. – Strafen: Lausanne 1-mal 2, plus 5 Minuten plus Spieldauer (Barberio), Ambrì-Piotta 4-mal 2 Minuten.
Lausanne: Stephan; Frick, Heldner; Barberio, Genazzi; Marti, Grossmann; Krueger; Kenins, Malgin, Conacher; Gibbons, Jooris, Bertschy; Bozon, Emmerton, Almond, Douay, Froidevaux, Leone; Krakauskas.
Ambrì-Piotta: Conz; Dotti, Fora; Fischer, Fohrler; Pezzullo, Hächler; Goy, Ngoy; Perlini, Flynn, Zwerger; Kneubühler, Müller, Grassi; Neuenschwander, Novotny, Dal Pian; Incir, Kostner, Trisconi.

Der Unbekannte Wäseler von Queensland

Gerhard Schöni und Daniel Hirschi bei ihrem Down-Under-Abenteuer im Queensland-Trikot beim Goodall-Cup 1979 in Melbourne. (Archiv Gerhard Schöni)

«Michu du hesch de es Bier z guet», sagt Gerhard Schöni, nachdem der 63-Jährige im Januar 2021 erstmals seit 1979 ein Teamfoto seiner Mannschaft zu sehen bekommt. Doch das ist nur der Anfang einer Geschichte über einen der ersten und letzten Abenteurer im Niemandsland des Eishockeys, dies zu einer Zeit wo noch kaum ein Schweizer zuvor irgendwo im Ausland die Schlittschuhe geschnürt hat.

Ein Mikrofilm rattert und ein schwarzes Zeitungsband im negativ schnellt vorbei. Gesucht sind Artikel über den SC Lyss, zu dessen 50-jährigem Jubiläum ich die erste Klubchronik verfassen soll. Wer sucht, der findet… …aber manchmal auch anderes. Nach Stunden schnellt ein Hockey-Artikel vorbei, bei dem ich kurz innehalten muss. Die Seite 33 der Berner Zeitung vom 26. Januar 1980 titelt «Wenn das Eishockey zum Abenteuer wird» mit dem noch interessanteren Untertitel «Zwei Wäseler in Australiens höchster Spielklasse.»

Es beginnt mit St. Moritz

Im Frühling 1979 schlendert Schöni auf seiner Australien-Reise in Perth an einem alten Theatergebäude vorbei, dem Blondschopf sticht das Schild mit der Aufschrift «St. Moritz-House» ins Auge. St. Moritz in Perth? Beim betreten des Theaters traut Schöni, zusammen mit seinem Landsmann Daniel Hirschi unterwegs, seinen Augen nicht, da wird Eishockey gespielt. So lassen die beiden Emmentaler ihre Eishockeytaschen per Seefracht nachsenden.

In Perth gibts zu dieser Zeit nur eine Inhouse-Liga wo jeweils am Sonntag Abend geknebelt wird, die Eisbahn ist so klein, dass jeweils nur drei Feldspieler agieren. National wird in Australien nur einmal im Jahr gespielt, beim Goodall-Cup und dieser findet 1979 in Melbourne Statt. Die beiden Wäseler tingeln aber vorher mit einem Holden-Stationswagen für 400 Dollar, 4’000 Kilometer quer durch die endlose Trockenebene von Westen nach Osten. In Brisbane spielen die beiden wieder in der In-House-Liga und werden für die Staatsmeisterschaft ins Team von Queensland nominiert.

Ich muss die Abenteurer kennenlernen

Die Zeilen des Autors lesen sich wie ein Roman über die Abenteurer des Zeitalters der grossen Entdeckungen zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert. In diese Zeit fällt auch die Entdeckung Australiens und dies haben die beiden Wäseler in Sachen Hockey getan. Wo die beiden heute wohl sind? Unbedingt muss ich die Hockey-Abenteurer kennenlernen. Über den Autor von damals werde ich näheres erfahren können, dieser ist kein geringerer als Klaus Zaugg: «Schöni ist jeweils in Langnau im Stadion», erfahre ich vom ehemaligen Klub-Chronisten des EHC Wasen-Sumiswald. Wasen? Dieses Team hielt sich von 1973 bis 1979 in der 1. Liga. Schöni war von 1973 bis zum Abstieg als Spieler mit dabei, ehe er in der 2. Liga das Traineramt von René Wittwer übernommen hat.

Zaugg als erfürchtiger Vermittler zwischen Schöni und mir bei der Buchübergabe. (Rolf Schlapbach)

Bei einem Nachtessen erinnert sich Schöni nochmals an seine abenteuerliche Reise im Down-Under-Hockey, im Gegenzug schreibt der Hockey-Pionier das Vorwort im australischen Eishockey-Almanach 2016. Die Buchübergabe findet, präsentiert durch unseren Vermittlungsmann Zaugg, in der Ilfishalle statt. Vier Jahre später stosse ich auf der sagenhaften Internetseite «Legends-of-Australian-Ice» auf ein Foto von Queensland. Das Trikot ist mir bekannt, es ist das gleiche Jersey wie einst Abenteurer Schöni getragen hat und es kommt noch besser, da ist Schöni.

Was die australischen Chronisten, die eine hervorragende Homepage unterhalten, nicht mehr identifizieren können, ist die genaue Jahrzahl (1981 oder 1982?) und den flotte Sunnyboy vorne rechts. Unmöglich können sich Linda Bishop und Peter Nixon an den Emmentaler erinnern, ehe ich Ihnen den Namen und die genaue Jahrzahl inklusive Resultate zustecke. So abenteuerlich die Reise 1979 mit dem St. Moritz Eisrink seinen Anfang nahm, so abenteuerlich endet die Geschichte durch eine Verkettung von Zufällen wieder im Land, der einst in Anlehnung an Eis und Berge ernannten Eisbahn an der australischen Westküste.

Die unbekannte Nummer 5 (eigentlich 6) ist Gerhard Schöni. (Legends of Australian Ice)